Rettungskreuzer Ikarus Band 040 - Flammende Begeisterung
nicht entgangen, dass der Türsteher noch immer ungeduldig auf ihn wartete und leise über ein kleines Mikrofon mit jemandem sprach.
»Halbe Million.« Er schob einen weiteren Jetonstapel in die Mitte des Tisches.
»Ich gehe mit und erhöhe.« Der Schluttnick nuckelte genießerisch an seiner Zigarre. »Zwei Millionen.«
Die Rothaarige zahlte wortlos ihren Einsatz, und alle Augen richteten sich auf Tesmer.
Tesmer überlegte fieberhaft. Der Schluttnick hatte offenbar ein so gutes Blatt auf die Hand bekommen, dass er keine neuen Karten nötig gehabt hatte. Und er war siegessicher genug, Tesmers Einsatz schon jetzt zu vervierfachen. Die Lady schien mit ihrem Blatt auch zufrieden zu sein. Er selbst war es im ersten Moment auch gewesen – ein höheres Full House als eines mit Päpsten und Königen gab es nicht. Natürlich gab es noch wertvollere Kartenkombinationen als seine, aber die erforderten jeweils einen Papst, und es war nur noch einer im Spiel. Entweder hatte einer seiner Mitspieler ein solches Bild auf der Hand, und der andere tat nur so als ob – oder beide blufften. Tesmer kaute auf der Unterlippe. Er war an der Reihe und hatte nun zum letzten Mal die Chance, Karten zu drücken und andere zu kaufen. Sollte er an seinem Full House festhalten? Oder war es besser, die beiden Könige weg zu geben in der Hoffnung, dass vielleicht doch noch ein Papst im Spiel war und er ihn bekam? Vier Päpste waren kaum noch zu überbieten... Wenn aber der verbleibende Papst bereits in den Händen eines seiner Mitspieler lag, konnte er sich nur noch verschlechtern.
Er beschloss, auf Zeit zu spielen und in Ruhe zu überlegen.
»Was gibt es denn so Dringendes?«, rief er dem Türsteher zu.
Der Mann drehte sich überrascht zu ihm um. »Anruf vom Stationskommandanten von Vortex Outpost für Sie, Monsieur. Er sagt, es sei wichtig.«
Tesmers Augenbrauen wanderten in die Höhe. Heinrich Färber? Was konnte der denn von ihm wollen? »Ja, wenn das so ist...« Er stand auf und verneigte sich vor seinen Mitspielern. »Madame. Monsieur. Sie entschuldigen mich bitte für einen Moment. Die Pflicht ruft.«
Der Schluttnick funkelte ihn böse an, und die rothaarige Dame schnatterte empört auf den hilflosen Croupier ein, während Tesmer dem Türsteher nach draußen folgte. Er blickte nicht zurück.
Er nahm in der Kommunikationskabine Platz, die der Türsteher ihm zuwies. Kaum hatte Tesmer Platz genommen, erschien auf dem Bildschirm vor ihm das Gesicht von Heinrich Färber.
»Da sind Sie ja endlich«, knurrte der Offizier. »Ich dachte schon, ich müsste persönlich vorbeikommen, bis Sie sich bequemen, mit mir zu reden.«
»Ich bin gerade ein wenig beschäftigt«, verteidigte sich Tesmer. »Hohe Einsätze, keine Limits und ein Bombenblatt auf der Hand. Wie haben Sie mich überhaupt gefunden?«
Färbers Gesicht sprach Bände darüber, was er von Leuten hielt, die ihr plötzlich erworbenes Vermögen leichtfertig aufs Spiel setzten. »Unser gemeinsamer Freund Serbald von Holk meinte, ich hätte gute Chancen, Sie in diesem Casino anzutreffen.«
Tesmer zuckte mit den Schultern. Dass er den Dienst im Raummarinedienst der Galaktischen Kirche einst unehrenhaft verlassen hatte, hatte ihm der damalige Camerlengo und jetzige Erzprior Serbald von Holk nie verziehen. Trotzdem bediente er sich ab und an seiner Dienste als Söldner – privater Ermittler , verbesserte sich Tesmer in Gedanken – wenn es die Umstände erforderten. Der Job, den Serbald von Holk ihm damals auf Vortex Outpost vermittelt hatte, war beinahe in ein größeres Desaster ausgeartet. Heinrich Färber hatte Tesmer nie einen Vorwurf gemacht. Allein die Tatsache, dass er nicht wie ursprünglich geplant bei der Zeitreise des Rettungskreuzers Ikarus hatte mitreisen dürfen und stattdessen eine Geiselbefreiung auf Dentax III auf ihn gewartet hatte, ließ darauf schließen, dass er in Ungnade gefallen war. Routinearbeit, dachte Tesmer verbittert. »Was kann ich denn diesmal für Sie tun?«
»Das, was Sie in letzter Zeit halt so tun. Jemanden finden.«
Tesmers Interesse war geweckt. »Gerne. Wer beliebt der Jemand in diesem Fall zu sein?«
Färber schürzte die Lippen. »Wir sind auf der Suche nach einem Schluttnick namens Lepnek.«
Tesmers Gesicht hellte sich auf. »Den Industriellen, der mit der Firmenkasse durchgebrannt ist?«
»Sie kennen den Fall also.«
»Ich habe die Haftbefehle für ihn gesehen«, bestätigte Tesmer, »ich wäre ja auch ein schlechter Privatdetektiv, wenn ich nicht auf dem
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