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Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften

Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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mehreren Siedlern empfangen, die
so aussahen, als würden sie bereits eine ganze Weile in der Arche leben.
Etwas an ihnen war anders, ohne dass An'ta sofort hätte sagen können,
was es war – abgesehen von der Patina aus Schmutz und den zahllosen kleineren,
unbehandelten Verletzungen, die jeder der vier Leute trug. Sie wirkten zumeist
etwas größer und massiger, anscheinend war der Umbau der Körper
noch nicht abgeschlossen. Zudem hatten ihre Augen in dem schlechten Licht der
Halle, in der die Flutscheinwerfer von der Decke kaum bis zum Boden vordrangen,
einen sonderbaren Schimmer.
    »Tapetum lucidum«, sagte Anande, seine Stimme klang erstaunt. Als
er An'tas Blick bemerkte, fuhr er fort. »Eine Schicht im hinteren Teil
des Auges, die das Licht zu den Sehzellen zurück wirft. Viele Raubtiere
haben sie, um Restlicht in der Dämmerung besser ausnutzen zu können,
aber Menschen sollten keine haben. Diese hier allerdings scheinen eine zu besitzen.«
    »Sie meinen, die Infizierten verändern sich auch körperlich weiter?
Sie werden nicht nur verrückt und größer?«
    »Ja, scheint so, als könnten hier noch ein paar Überraschungen
auf uns warten...«
    Die nächste, wenngleich weniger spektakuläre, erfuhren sie nach nur
wenigen Minuten. Die Gruppe der Neuankömmlinge wurde aufgeteilt, nach Kriterien,
die sich An'ta so schnell nicht erschließen konnten. Sie sah, wie sich
die bisherigen Reisegefährten ohne jedes Zögern trennten und sich
einem der Alteingesessenen anschlossen. In einem Fall erkannte sie an einem
rituellen Schmuckstück, dass es ein Lebensbundpaar war, das mit kaum mehr
als einem Nicken auseinander ging. Sie verschwanden in dem Dämmerlicht
der Halle, ohne auch nur einen einzigen Blick zurück zu werfen. Letztlich
blieben nur die drei Leute von der Ikarus und zwei weitere Neue zurück,
und diesmal fiel es An'ta nicht schwer zu erkennen, was ihre Gemeinsamkeit war.
Unter den Veränderten mussten sie alle als ausgesprochen klein und zierlich
gelten – ebenso wie ihre Führerin.
    »Ich bin Hatty«, stellte sich die Frau vor, die nur knapp über
einsachtzig groß geworden war und deren Schulterbreite es ihr tatsächlich
noch erlaubte, durch jede beliebige Tür zu gehen. »Ihr seid in meiner
Gruppe – wir konstruieren die Versorgungssysteme. Nahrung, Flüssigkeit,
Luft, das ist alles in unserer Hand. Dafür ist es gut, dass wir nicht ganz
ausgestaltet sind. Einige von uns«, sie machte eine Geste, die die ganze
Halle umfasste, «entwickeln sich erst später oder gar nicht zur vollen
Möglichkeit. Aber das ist trotzdem ein Vorteil für die Gemeinschaft,
denn sonst wäre niemand klein genug, um in Schächten und Tanks herum
kriechen zu können.
    »Verlockend«, murmelte Anande, gerade an der Grenze zur Hörbarkeit.
    Hetty sah ihn an und lächelte. »Ja, nicht wahr? Es ist eine wirklich
wichtige Aufgabe. Wenn die Arche unterwegs ist, hängt das Überleben
aller von unserer Arbeit ab.«
    »Wohin unterwegs? Und wann geht es los?«, warf An'ta ein.
    »Bald!« Hetty ließ die erste Frage in der Luft hängen und
wandte sich um. »Ich zeige euch, wo ihr eure Sachen ablegen könnt.
Und dann beginnen wir mit der Arbeit.«
    Das Lager entpuppte sich als ein Seitenraum, in dem sich das Gepäck von
Hunderten von Leuten auf eine Weise stapelte, die es unmöglich machte,
jemals wieder an irgendetwas heran zu kommen. Koffer, Taschen, Kisten lagen
wirr übereinander geworfen in der lichtlosen Halle, ein Friedhof von alten
Schätzen, die keine Bedeutung mehr hatten. Die beiden anderen Neuen stellten
ihr Gepäck ab und schienen es im gleichen Moment vergessen zu haben. Anande
behielt seinen Rucksack auf, als hätte er nicht verstanden, was er hier
tun sollte, und seltsamerweise schien es Hetty gleichgültig zu sein.
    »Die Schlafkojen gehören allen – wenn eure Schicht vorüber
ist und ihr müde seid, nehmt euch einfach eine, die leer ist. Nahrung wird
in der Messe ausgegeben, ebenso Flüssigkeit.«
    Die vagen Beschreibungen der Versorgung ließen An'ta Übles ahnen.
Es war für sie schon schwer, auf Vortex Outpost Nahrung zu finden,
die sie zu sich nehmen mochte, und hier würde es sicher nicht leichter
werden. Trooid konnte ihnen sagen, ob das Essen ungefährlich war, aber
das reichte ihr nicht. Sie trug einen Vorrat an eigenen Nahrungskonzentraten
mit sich, der sie einige Tage versorgen würde, doch kein Wasser.

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