Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch
Antwort. Shilla war gewiss genauso sehr damit beschäftigt, die Gedanken der Mewebber von sich fernzuhalten, dass sie nicht weiter auf seine stärker werdende Präsenz achtete, zumal sie nicht wissen konnte, dass er tatsächlich bloß wenige Meter von ihr entfernt war. Sie war eine leistungsfähigere Telepathin als er, und doch würde auch sie sich konzentrieren müssen, um ihn zu entdecken und mit ihm zu kommunizieren.
Entsprechend groß war seine Überraschung, als er ihre Stimme vernahm.
»An einen Ort, an den weder du noch ich unter normalen Umständen je einen Fuß gesetzt hätten. Was machst du hier, Pakcheon?«
»Ich habe dich gesucht. Und gefunden.«
»Warum? Ist etwas passiert?«
»… nein …«
»Du hattest also Langeweile«, erriet Shilla.
»…«
»Und fühltest dich einsam.«
Und nutzlos. »Äh …«
Für einen Moment schwiegen beide, und Pakcheon wusste genau, was sie dachte: Wirst du denn nie erwachsen?
Stattdessen kam ein telepathischer Seufzer. »Ich bezweifle, dass du hier eine sinnvollere Beschäftigung finden wirst als auf Vortex Outpost . Wir halten uns gerade in einer üblen Kaschemme mit dem Namen Jab’s Wonderworld auf. Wenn du meinem Gedankenmuster folgst, wirst du sie nicht verfehlen. Der Eingang befindet sich in einer Nische und ist über eine kleine Treppe, die nach unten führt, zu erreichen.«
»Ich stehe davor.«
Ohne Shillas Hinweis hätte er das unscheinbare Schild beinahe übersehen. Er schloss sich den beiden Humanoiden an, die vor ihm eintraten. Kurz blickte er zu dem Türsteher hinüber, dessen Nasenflügel leicht zitterten, als er den pheromonschwangeren Duft einatmete.
Dann schaute sich Pakcheon in der Kneipe um und bekam einen Stoß in den Rücken, weil ein weiterer Gast eingetreten war und mit einem Grunzen an ihm vorbeidrängte. Im selben Moment bemerkte er Shilla und ihre Begleiter an einem der Tische, die gegenüber entlang der Wand aufgestellt waren. Pakcheon überwand seinen Widerwillen und ließ sich von der Masse – wie ein Teppich sich windender Maden – hinübertreiben.
Nach unzähligen lüsternen Händen, die über seinen Körper geglitten waren und ihren Besitzern im selben Moment jähe Kopfschmerzen beschert hatten, stoßenden Ellbogen und Fäusten, reibenden Körpern und sonstigen nicht näher zu identifizierenden Körperteilen erreichte er schwer atmend den Tisch.
Widerlich! Wie hältst du das bloß aus?
»Du siehst blass aus«, stellte Shilla nüchtern fest, doch das Leuchten ihrer Augen verriet, dass sie sich freute, ihn begrüßen zu dürfen. »Sei froh, dass du nicht schon eine Viertelstunde früher eingetroffen bist. Wir hatten gerade das zweifelhafte Vergnügen, einer kleinen Saalschlacht und einer kurzen Befragung durch die Security beizuwohnen.«
»Hallo, Pakcheon!« Taisho zog einen frei gewordenen Stuhl herüber und gab der Kellnerin ein Zeichen.
Pakcheon nickte ihm zu. Den Gauner Knight ignorierte er, genauso wie dieser ihn. Jason starrte angestrengt in die Menge, als gäbe es dort etwas überaus Bedeutsames zu beobachten.
Die Kellnerin stellte eine Flasche Kryll-Whisky und ein Becherglas vor Pakcheon auf den Tisch. Etwas verständnislos betrachtete er die verschiedenen Ziffern auf der Rechnung. Er hatte doch lediglich ein Getränk bestellt … Wie viel sollte er bezahlen?
»50 Creds«, klärte Shilla ihn auf. »Das andere ist ihre Adresse.«
Pakcheon spürte, wie seine Ohren heiß wurden, und gab dem Mädchen einen Zehner extra, den sie mit einer lasziven Geste in ihren Ausschnitt schob, der, seit sie seine Bestellung entgegengenommen hatte, noch ein gutes Stück tiefer gerutscht war. Ihr Lächeln versprach alles .
»Dir hat sie ihre Adresse erst nach dem Trinkgeld gegeben«, flüsterte Taisho Jason zu.
»Und dir gar nicht .«
»Shilla auch nicht.«
»Kindergarten.« Shillas Bemerkung war für die drei Männer deutlich hörbar.
Jason und Taisho zuckten leicht zusammen.
Pakcheon grinste, wischte die Rechnung unter den Tisch und goss zwei Fingerbreit Whisky in sein Glas.
Nach einem großen Schluck breitete sich eine wohlige Wärme in seinem Innern aus. Wenn die Flasche leer war, würde der Rückweg vielleicht nicht mehr gar so albtraumhaft sein …
Kapitel 25
»Greg Mc’Abgo?« Siroj hatte Skyta längst mit den erforderlichen Daten versorgt, von daher war es weniger Frage denn Feststellung.
Mc’Abgo neigte nur leicht den Kopf und blickte Skyta abwartend an.
»Sie scheinen sich häufiger in dieser Lokalität
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