Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch
Utensilien einsortiert lagen. Dem gegenüber befanden sich Käfige mit Versuchstieren, die lethargisch in der hintersten Ecke ihres Gefängnisses hockten oder kreischend hin und her huschten, dazwischen der Notausgang. Am anderen Ende der Halle entdeckte Skyta zwei Türen, die laut Beschriftung zum Kühlraum und zu einer Sicherheitsschleuse führten. Vermutlich fanden hinter Letzterer die gefährlicheren Experimente statt. Zu den Räumen, an denen illegale und höchst brisante Forschungen betrieben wurden, hätte man sie gewiss nicht ohne Weiteres geführt; aber sie waren ja auch in einer anderen Angelegenheit gekommen.
Und überall standen Skulpturen und hingen Bilder von Bella Orchidea. Offenbar trieb man den Personenkult hier noch weiter als auf so manchem Planeten, der von religiösen oder politischen Extremisten besiedelt wurde.
Koya Erco winkte einen hochgewachsenen, breitschultrigen Mann mit zu kurz geschnittenem, dunklem Haar herbei. Dieser schien sich nur widerwillig von seinem Monitor zu trennen, trat dann jedoch zu den Besuchern, während sich eine junge Assistentin, eine Blondine mit gewaltigen Klauenhänden, auf den frei gewordenen Drehstuhl sinken ließ. Überhaupt schien es auch hier fast nur Blondinen zu geben…
»Das ist Dr. Byadau, der Leiter des Ainda-Esteja -Projekts «, stellte Erco ihn vor. »Er wird Ihre Fragen beantworten und Sie zu einer kleinen Demonstration einladen.«
»Sie haben Wanderlust-Erkrankte auf der Station?«, erkundigte sich Skyta ungläubig, während ihr Blick zwischen Erco und Byadau hin und her wechselte. »Trotzdem Sie das Gegenmittel entwickelt haben?«
Byadau stierte sie übellaunig an und rieb mit beiden Handflächen über die Knorpelwülste, die sich zu beiden Seiten seines Halses befanden. Eine schlecht verheilte Narbe verlief schräg über seine kantige Stirn.
Lächelnd antwortete Erco an Byadaus statt und ruckte dazu zwei Mal mit dem Kopf. »Viele haben sich seit Ausbruch der Seuche an Holy Spirit Medics gewandt und um Hilfe ersucht. Wer sich nicht selber melden konnte, wurde und wird von seinen Angehörigen zu uns gebracht. Und wir dürfen stolz darauf sein, dass wir alle Patienten heilen konnten.«
Und einen haben Sie extra für uns übrig gelassen , dachte Skyta. Wie grausam! »Pakcheon, was halten Sie davon? Wie passt die Aufnahme von Patienten dazu, dass um den Aufenthaltsort der Station ein großes Geheimnis gemacht wird?« An Byadau gewandt: »Ich nehme an, Sie haben das gesamte Personal immunisieren lassen, um eine versehentliche Ansteckung zu verhindern?«
»Sie sind davon überzeugt, dass sie das Gegenmittel gefunden haben«, vernahm sie Pakcheons Erwiderung, in der Skepsis mitschwang. »Die Patienten werden wahrscheinlich von speziellen Transportern eingeflogen und im Unklaren über ihr Ziel gelassen. Nach der Behandlung entlässt man sie auf demselben Weg. Ich würde die Demonstration zu gern sehen, die Patienten vorher und nachher und natürlich auch das Ainda Esteja untersuchen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Heilmittel nach anfänglichen Erfolgen nicht die Erwartungen erfüllt.«
»Selbstverständlich«, erwiderte Byadau mit hohl klingender Stimme und vergrub seine grobknochigen Hände tief in den Taschen seines weißen Kittels.
»Das muss warten. Konzentrieren Sie sich auf die Vorführung und sagen Sie mir, ob etwas dahinterstecken könnte – oder nicht«, dachte Skyta in Pakcheons Richtung. »Sie und Taisho halten Augen und Ohren offen. Wir müssen herausfinden, wo die Formel aufbewahrt wird, und Proben sicherstellen. Diese Leute dürfen keine Gelegenheit erhalten, die Unterlagen und die Muster zu vernichten, wenn es losgeht. Ob wir das Ainda Esteja wirklich an Bord haben, glaube ich nämlich erst nach den Tests. Und ob es wirkt, erst wenn Sie es bestätigen. Wir müssen mit allem rechnen, schließlich ist dies Holy Spirit Medics . « Zu Erco und Byadau: »Ich bin gespannt. Fangen Sie an.«
»Gern.« Erco reckte seinen Hals.
»He! Was soll das?«, ertönte plötzlich Taishos Stimme.
Im gleichen Moment fühlte Skyta, wie sich kräftige Tentakel um ihre Arme und Beine schlangen. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass es ihren Begleitern genauso erging. Zwei Fidehis hielten Taisho umklammert und einer verhinderte, dass Pakcheon seine Arme freibekam.
Kapitel 39
Der Gang war leer bis auf die Holografien, denen keiner mehr Beachtung schenkte. Nach einigen Metern machte er eine Biegung; was dahinter lag, war nicht
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