Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch
einsehbar.
Mc’Abgo trat als Erster durch die offene Tür. Nach zwei Schritten warf er einen Blick zurück und sah die Vizianerin fragend an.
Shilla zuckte mit den Achseln. »Es tut mir leid. Zu viele Gedanken. Alle … unklar. Aber ich kann auch keine Muster erkennen, die sich mit uns befassen. Wir müssen so oder so vorsichtig sein.«
Nun war es an Mc’Abgo, mit den Schultern zu zucken, obwohl er das Gefühl nicht loswurde, dass die Vizianerin nicht alles gesagt hatte. »Sind wir das nicht immer?« Er winkte Trandotz zu sich und ließ sich auf dem kleinen Display des Armcom den Weg zeigen. »Wir haben keine große Wahl. In dieser Richtung geht es zum Hauptverteiler. Von dort müssten wir in die Produktionsabteilung gelangen. Sobald wir dort sind, sehen wir weiter. Also, los.«
Mc’Abgo ging voran, dicht gefolgt von Trandotz und Frontar. Robsor schien mit dem Bombengürtel auch seine bombige Stimmung wiedergefunden zu haben. Mit einem Grinsen drängte er sich unnötig dicht an Shilla vorbei in den Gang, schnupperte kurz, grinste noch breiter und folgte seinem Team.
Jason und die Vizianerin, die sich mit einer Miene über die Jacke strich, als müsse sie einige widerspenstige Fussel abklopfen, betraten ebenfalls den Korridor. Bevor sich das Schott schloss, sah Jason noch, wie der Chomorr im Vorübergehen die Taschen der beiden Blaumänner leerte, ehe er sich den verschiedenen Entladekränen zuwandte. Ein Dieb.
Es dauerte nicht lange, bis die kleine Gruppe eine Kreuzung erreichte, einen mehreckigen Saal, an dessen Wänden sich außer den unvermeidlichen Bildern in unregelmäßigen Abständen Türen befanden. Automatische wie auch manuell zu bedienende – und vor allem stark frequentierte.
»Von hier aus sind die meisten Andockschleusen auf dieser Seite der Station zu erreichen und die Lagerhaltung wird irgendwo da hinten …«, Trandotz wedelte ungenau mit der Rechten, »… organisiert. Vor uns im Zentrum: die Aufzüge.«
Die bizarr anmutende Konstruktion sah nur verwirrend und wie die Schöpfung eines drogenberauschten Küstlers aus, solange man sich weiter weg von ihr befand. Je näher man kam, umso deutlicher wurden die funktionell angelegten Durch- und Eingänge zu mehreren Lifts, die über Schrägen sowohl horizontal als auch vertikal aus dem Saal führten.
»Wir brauchen den SER17, um direkt zu unserem Ziel zu kommen«, war erneut die Stimme des kleinen Computerspezialisten zu vernehmen.
Trotzdem oder gerade weil in dem offenen Raum viel los war, schien niemand Notiz von der Gruppe zu nehmen. Es gab keine einheitlichen Uniformen und vermutlich kannte jeder nur seine unmittelbaren Kollegen. Hinzu kamen die Crews der Versorgungsschiffe und andere Besucher. In den Docks und bei den Hangars schien es weit lockerer zuzugehen, als Jason das von militärisch geführten Stationen gewohnt war, dennoch wollte er die Überwachung nicht unterschätzen. Kameras, Mikrofone und getarnte Security-Leute konnten überall sein. Verhielten sich die Söldner unauffällig, bot die Masse definitiv einen gewissen Schutz.
Schließlich gab Shilla kopfschüttelnd ihre angestrengten Versuche auf, den Passanten Informationen abzuringen. Das alles überdeckende … Geflimmer , wie sie es nannte, war stärker geworden und dämpfte die Gedanken der Personen, die an ihnen vorbeieilten. Ab und zu schnappte sie einige Bilder von den Arbeitsstätten auf, persönliche Erinnerungen und … zurückhaltende Emotionen. Jason hatte sie selten so verwirrt gesehen.
Pakcheon erging es offenbar nicht anders. Shillas Bruder im Geist glaubte, dass die mysteriöse Bella Orchidea die Ursache dafür sein mochte. Jason hatte noch nie von einer Lebensform gehört, wie sie ihm beschrieben worden war. Das hatte natürlich nichts zu sagen, aber er neigte dazu, Pakcheon zuzustimmen, dass es sich bei der Frau um eine natürliche oder durch illegale Experimente hervorgerufene Mutation handelte.
Trotzdem, wie konnte sie so viele Personen gleichzeitig … kontrollieren? Oder waren auch Drogen im Spiel? Abhängigkeiten machten Angestellte schnell gefügig, und bestimmte Substanzen konnten den freien Willen zerstören, die Gedanken vernebeln … flimmern lassen.
Jason würde erst aufatmen, wenn er und seine Freunde sich wieder an Bord der Demetra – nein: der Celestine befanden. Wenigstens schienen die Drogen, sofern man welche einsetzte, nicht über die Atemluft verabreicht zu werden; Speisen und Getränke hatte keiner von ihnen in den Warteräumen
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