Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch
…
Zum Glück war das auch nicht notwendig. Mindestens schwerverletzt und durch die Trümmer kampfunfähig gemacht, stellten die zwölf Gegner keine Gefahr mehr dar.
Greg Mc’Abgo bekam einen Schreck, als Frontar blass und müde, von Trandotz gestützt, in den Raum hinkte. Robsor ließ die linke Schulter tiefer hängen als üblich und sein Grinsen wirkte eher schmerzverzerrt als wirklich glücklich über seine Leistung.
Mc’Abgo nickte ihm zu. »Wie steht’s?«
»Nur die Schulter ausgerenkt, aber Frontar muss versorgt werden.«
»Das ist eine Medizinische Station. Es sollte mich wundern, wenn es hier nicht alle zehn Meter einen Erste-Hilfe-Kasten gäbe.«
Kurze Zeit später war Frontars klaffende Wunde im Oberschenkel von Trandotz behelfsmäßig verbunden und Robsors Schulter wieder eingerenkt worden.
Die Söldner standen vor dem eigentlichen Konferenzraum, der durch eine Sicherheitsschleuse vom Vorzimmer aus erreicht werden konnte. Eine mehreckige, gute zwanzig Meter durchmessende Glaskuppel prunkte in der Mitte des Saales. Zweifellos gab es jede Menge Sicherheitsvorkehrungen, zu denen eine bruchsichere Außenhaut, eine Verdunklungsmöglichkeit, Abhörschutz und schwenkbare Waffen zählten.
Dass diese nicht sofort das Feuer eröffneten, mochte Siroj zuzuschreiben sein. Dennoch, etwas stimmte nicht mit den Leuten in der Kuppel …
Zwar hatten die zwölf Vorstandsmitglieder rechtzeitig ihre Schutzanzüge anziehen können, sodass sie nicht von Robsors Gas erwischt worden waren – aber von etwas anderem. Damit, dass die Wanderlusviren, mit denen man Mc’Abgos und Skytas Teams hatte infizieren wollen, ausgerechnet die Konzernleitung kontaminieren würden, hatte niemand gerechnet. Der plötzliche Ausbruch der Krankheit musste sie völlig unvorbereitet getroffen und in Panik versetzt haben, wie umgestürzte Stühle und Tische, verstreute Papiere und demolierte Geräte bewiesen. Das nun schneller wirkende Virus hatte die typischen Symptome hervorgerufen, die ebenso rasch wieder abgeklungen waren, und die ersten Erkrankten schienen bereits von der Unrast befallen zu sein, die sie zwang, ein Schiff zu finden, das sie zu einem unbekannten Ziel brachte. Sie tobten und hämmerten gegen die Schleuse oder hockten lethargisch am Boden.
Was Mc’Abgos Gruppe immer noch Rätsel aufgab, war, ob das angebliche Gegenmittel, das sich der Vorstand gewiss injiziert hatte, nur vorübergehend oder gar nicht gewirkt hatte – oder ob man ihnen ein wirkungsloses Serum zugespielt hatte. Bloß wer und warum?
Aber das war etwas, worüber sich Skyta, die Wissenschaftler des Raumcorps oder wer auch immer die Köpfe zerbrechen mochten.
Mc’Abgo ließ von Trandotz eine Verbindung zu Skyta herstellen und schilderte ihr die Situation.
»An sich braucht man … diesen Vorstand nicht wirklich, oder?«
Auf dem Monitor sah man Skyta mit den Achseln zucken. »Wer braucht schon einen Vorstand, egal ob krank oder gesund? So wie es aussieht, ist Bella Orchidea die Schlüsselfigur. Sie alle werden sich für eine Menge Verbrechen verantworten müssen. Was Sie mir allerdings über den Zustand im Konferenzraum berichten …«
»Die Leute führen sich auf wie im Kindergarten. Offenbar wollen alle raus, haben aber noch kein Mittel gefunden, um die Blockade der Tür zu beheben. Wenn wir sie in Gewahrsam nehmen sollen, wird das nicht ohne Gewalt gehen.«
»Aber lassen wir sie an Ort und Stelle und sie kommen auf die Idee, sich den Weg freizuschießen, wird das Problem nur größer. Siroj, du hast mitgehört?«
»Klar. Das Schott bleibt vorerst geschlossen und auf die Kontrollen im Konferenzraum haben die Typen keinen Zugriff. Das ist jedoch keine Dauerlösung. Falls sie sich manuell absprengen können, schauen wir alt aus. Ob sie Bomben da drin haben? Äh … weiß man eigentlich, was mit Infizierten passiert, die ihrer Wanderlust nicht nachkommen können?«
Skyta seufzte. »Wir können sie nicht durch eine weitere Gasgranate ruhigstellen, solange sie ihre Anzüge anhaben.«
»Aber wenn wir reingehen, gibt es auf jeden Fall Verletzte«, merkte Frontar an.
»Und definitiv nicht nur bei denen«, knurrte Robsor Din.
Kurze Zeit herrschte Schweigen auf der Leitung. Nur das Hämmern und Rumpeln aus dem Konferenzraum war zu hören.
»Okay«, entschied Skyta endlich. »Siroj, du gibst die Tür frei. Mc’Abgo, Sie geben den Droiden Befehl, die Leute nur zu betäuben, und wenn Ruhe herrscht, verteilen Sie die Gefangenen auf die Einzelzellen, die
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