Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch
andere Steuerdüse schien sogar noch zu funktionieren, aber an ein echtes Beschleunigen und Manövrieren war nicht zu denken. Der an der ursprünglichen Verankerung austretende Dampf ließ darauf schließen, dass das Schiff nicht lange durchhalten würde.
Für einen kurzen Moment schloss die junge Frau die Augen. Sie seufzte leise. Natürlich hatte sie gewusst, dass dies kein lustiges Abenteuer werden würde, bei dem sie alles und jeden retten würden, der in Not war. Es hatte Opfer gegeben und weitere würden folgen. Als sie die Augen wieder öffnete, befand sich an der Stelle des umgebauten Schiffs eine Trümmerwolke.
Grauenhaft! Wie können Skyta und die anderen … damit leben?
Siroj hoffte, dass es bald vorbei war und sie abfliegen würden. Und vor allem: dass sie vergessen konnte.
Wie weit waren mittlerweile die Söldner, die die Station mit ihrer Beute hatten räumen wollen? Medy hatte vor einigen Minuten kurz Kontakt hergestellt, um den Statusbericht durchzugeben. Waren sie schon fertig?
Siroj schickte ihm eine kurze Nachricht, in der sie ihn daran erinnerte, dass das Raumcorps bald eintreffen würde, um die Station zu retten , und dass sie bis dahin unbedingt verschwunden sein sollten. Offenbar machte Mc’Abgos Gruppe das Schiff bereits flott und versuchte, so viel Beute wie nur möglich einzuladen. Reizten sie in ihrer Gier das zeitliche Limit jedoch zu sehr aus, war zu befürchten, dass sie alles verlieren und obendrein die Pläne gefährden würden.
Erschrocken zuckte sie zusammen, als das Schott zischend aufglitt.
Jason Knight zog ein Bein leicht nach, während er zum Sessel des Gunners strebte und sich mit einem Fluch schwer in die Polster fallen ließ. Offenbar war seine Arbeit im Labor beendet.
»Sind Sie verletzt? Kann ich –«, fragte Siroj besorgt.
»Nur eine Prellung. Nicht der Rede wert.«
»Was ist passiert?«
Jason schwieg einen Moment, während er sich das schulterlange rote Haar hinter die Ohren strich. »Wenn ich nichts sage, geben Sie keine Ruhe, und wenn ich es verrate, lachen Sie mich aus.«
»Ich lache nicht. Versprochen!«
»Mir ist eine Kiste von dieser Pseudo- Ainda-Esteja -Scheiße auf den Fuß gefallen.«
Für einen Moment blickte Siroj den Händler verblüfft an. Sie hatte wer weiß was Schlimmes befürchtet … Dann begann sie lauthals zu lachen.
Kapitel 46
Skyta glaubte sich verhört zu haben.
»Ich bleibe«, bekräftigte Pakcheon seinen Entschluss mit Nachdruck. »Sie haben bekommen, was sie wollten: das Ainda Esteja und seine Formel. Wir sind quitt.«
Quitt? Weil Skyta ihn vor Bella Orchideas erotischen Phantasien gerettet hatte? Meinte er das? Gern geschehen! Das hatte die Söldnerin schon fast vergessen, nicht jedoch, dass er der Einzige war, der bislang keine Forderungen gestellt hatte und für den es keine angemessene Entlohnung gab. Darum wählte sie ihre nächsten Worte mit Bedacht.
»Sie wissen, dass Old Sally als Retterin auftauchen und die Station übernehmen möchte. Würde bekannt, dass wir in ihrem Auftrag gehandelt haben, gäbe das eine Menge Ärger, den sich im Moment niemand leisten kann. Wollen Sie das wirklich provozieren? Ausgerechnet jemand, der so umstritten ist wie Sie? Dann würde auch niemand mehr an die angebliche Neutralität der Vizianer glauben. Ich weiß, ich kann Sie zu nichts zwingen und unsere Probleme sind Makulatur in Ihren Augen, aber –«
»Ich hege nicht die Absicht, die Pläne von Sally McLennane zu durchkreuzen oder galaktische Konflikte anzuheizen.« Pakcheon machte eine wegwerfende Geste.
Bevor Skyta etwas darauf erwidern konnte, schritt Shilla an ihr vorbei, hob kurz die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen, und stützte sich Pakcheon gegenüber auf den Tisch.
An ihrer Unterhaltung ließen die Vizianer weder Skyta noch Taisho teilhaben und auch ihre Mienen blieben unbeweglich, sodass es unmöglich war zu erraten, welche Richtung die Diskussion nahm.
Schließlich richtete sich Shilla wieder auf und drehte sich um. Ihr kühler Blick streifte Skyta. »Alles in Ordnung. Pakcheon wird keine Schwierigkeiten machen und lediglich nach einigen Antworten auf offene Fragen suchen.«
»Die Kosang ist hier. Ich werde die Station rechtzeitig verlassen«, ergänzte Pakcheon. Das lange Haar fiel wie ein Vorhang vor sein Gesicht.
Natürlich, der Wunderknabe hat sein Wunderschiff heimlich mitgenommen, für alle Fälle. Skyta konnte sich nicht vorstellen, was Pakcheon auf der Station hielt. Arzneimittel stahl er bestimmt
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