Rettungskreuzer Ikarus Band 045 - Wächter des Imperiums
Bergungsspezialistin hatte sich bereits in den Triebwerksleitstand fallen lassen. Der Arzt folgte ihr unbeholfen. Als er sich den Staub und Schmutz aus den aufgerissenen Kleidern klopfte, bemerkte er ein zentnerschweres Metallgitter, das unterhalb des offenen Wartungsschachtes an der Wand lehnte. Das musste der Deckel gewesen sein, der dieses Ende des Tunnels versperrt hatte – und An’ta hatte ihn mit bloßen Händen und nur minimaler Anstrengung aus der Verankerung gebrochen. Es war immer wieder erstaunlich, wie viel Kraft in der zierlichen, grauhäutigen Ceelie steckte. »Kompliment«, murmelte er verlegen.
Sie schenkte ihm eines ihrer seltenen Lächeln. »Danke, Doktor.«
Anande konzentrierte sich darauf, den Leitstand zu inspizieren, um den Blick von den Rissen in An’tas Overall loszureißen. Der Boden unter seinen Füßen war ein Flickenteppich aus Metallplatten und Gitterrosten und zwei Wände wurden von einem enormen Schaltpult und mehreren Reihen Überwachungsmonitore eingenommen, die allesamt aus verschiedenen Raumschiffen zusammengeklaubt worden waren.
»Und was jetzt?«, fragte er ratlos. Dies war nicht sein Fachgebiet; er wusste eigentlich nicht so recht, warum ihn der Captain für diese Mission eingeteilt hatte.
Abgesehen davon, dass er bereits an Bord der Arche gewesen war und sich im Inneren des riesigen Schiffes halbwegs auskannte, war er für An’ta kaum eine Hilfe.
»Wir unterbrechen die Energiezufuhr wie geplant«, erwiderte An’ta mit einem Schulterzucken. »Dieses Schiff darf nie wieder starten.«
Anande sah mit einem mulmigen Gefühl auf die Vielzahl an Schaltern, Reglern, Hebeln und Kontrollen. Von ihnen führten zahllose Kabel, Schläuche und Rohre zu den darüberliegenden Bildschirmen und in die Panzerwand, hinter der die Reaktorkammern lagen. Der richtige Knopf konnte die Arche gewiss lahmlegen, wenn man ihn betätigte – der falsche aber würde sie vielleicht alle umbringen. »Das klingt so einfach, wenn Sie das sagen, An’ta.«
»Vertrauen Sie mir, Doktor. Ich weiß, was ich tue.« Die erfahrene Bergungsspezialistin machte sich nach kurzem Nachdenken an dem überdimensionalen Schaltpult zu schaffen. »Ich kann Raumschiffe nicht nur bergen und abschleppen, wissen Sie?« Wieder ein kokettes Zwinkern. »Außerdem hatte mich Hetty damals für die Arbeit an diesem Leitstand eingeteilt. Ich habe mitgeholfen, das alles hier zusammenzuschrauben, da werde ich es auch schaffen, es wieder unschädlich zu machen.«
Anande lockerte den Kragen seines Overalls. Es war inzwischen unerträglich heiß geworden. »Ich wundere mich nur«, sagte er kleinlaut.
»Worüber?« An’ta sah nicht von ihrer Arbeit auf.
»Wenn dieser Leitstand so eine wichtige Schlüsselposition ist, warum ist er dann nicht besetzt und nicht bewacht?«
»Weil ich mal pinkeln musste«, sagte eine Stimme hinter ihm.
Anande und An’ta drehten sich überrascht um. In der offenen Tür stand ein Besatzungsmitglied der Arche und richtete eine Waffe auf sie beide.
General Kozz führte Lorik, Captain Sentenza und Arthur Trooid in sein Büro, das in einem unscheinbaren Flügel des Regierungspalastes lag. Dieser Teil des Gebäudes diente ganz offensichtlich nicht repräsentativen Zwecken; hier dominierten funktionell eingerichtete Büros und Besprechungszimmer. Sentenza bemerkte auch hier Spuren des allgegenwärtigen Verfalls, wenngleich nicht so ausgeprägt wie andernorts auf der Kasernenwelt. Die Vorhänge und Teppiche waren verschlissen und die Tische und Stühle hatten wohl schon mehreren Amtsvorgängern des Generals als Mobiliar gedient.
Kozz ging lauernd hinter seinem Schreibtisch in Stellung und faltete seine vier Hände über seinem runden Bauch. »Also, Lorik, dann mal raus mit der Sprache. Was sind das für Leute und was wollen sie von uns?«
Der Schlechtgelaunte räusperte sich. »Das sind Captain Roderick Sentenza und Officer Arthur Trooid vom Rettungskreuzer Ikarus. Das Schiff untersteht dem so genannten Raumcorps. Sie sind hier, um uns zu helfen.«
Kozz schnalzte mit der Zunge. »Uns helfen? Wobei?«
Sentenza ergriff das Wort. »Ihre Welt ist dabei, sich unnötig in einen Krieg zu stürzen, der schon vor Jahrtausenden beendet wurde. Die Kallia gibt es nicht mehr. Es besteht absolut kein Grund, den Befehlen zu gehorchen, welche Sie seit dem heutigen Vormittag empfangen.«
»Ich weiß«, sagte Kozz. »Und?«
Sentenza stutzte. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet.
»Du weißt das
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