Rettungskreuzer Ikarus Band 046 - Welt der Schlafenden
dann …«
»Nein, nein.« Allmählich wurde Cornelius wieder munter und fragte sich, wie er schlafen sollte, wenn Pakcheon ihn derart mit Pheromonen einnebelte. »Halten Sie das wirklich für nötig? In meinem Zimmer zu schlafen, meine ich.«
»Jeder Raum verfügt über einen Luftschacht, durch den Decker eindringen könnte. Sagen Sie mir, ob Vorsicht angebracht ist oder nicht.«
»Dann kann man ja nicht einmal mehr allein auf die Toilette …«
»Theoretisch nicht. Bis die Alarmanlage anschlägt und Hilfe eintrifft, könnte es schon zu spät sein.«
Cornelius ließ sich auf sein Kissen zurückfallen. »Und ich habe gedacht, das läge alles hinter mir.«
»So kann man sich täuschen. Aber lassen Sie sich nicht von mir stören.« Der Ableger positionierte sich neben Cornelius’ Bett, und Pakcheon streckte sich auf der Liege aus. Er entfaltete eine dünne Decke.
»Sie schlafen in Ihrer Kleidung?«
»Und mit meiner Waffe. Für alle Fälle. Sobald sich die Lage entspannt hat, besuche ich Sie um diese Uhrzeit wieder unbekleidet.«
»Sie glauben also«, die Anspielung ignorierend, lehnte sich Cornelius zur Seite, öffnete die Schublade des Nachttisches und nahm einen kleinen Strahler heraus, den er überprüfte und dann unter sein Kopfkissen schob, »dass Decker irgendwann sein Versteck verlassen und uns angreifen wird.« Dann angelte er nach der Hose, die akkurat gefaltet zusammen mit anderen Kleidungsstücken auf dem Möbel lag, und streifte sie über.
Pakcheon schaute ihm dabei zu und fragte sich, ob der Gedanke, Decker nackt gegenübertreten zu müssen, Cornelius missfiel, oder ob sich der Freund seinetwegen anzog. »Ich glaube, dass er seine Aufgabe zu erfüllen versucht, wie auch immer diese aussehen mag.«
Es war müßig, darüber zu spekulieren, welchem Auftrag der Söldner nachging und womit die Crew der Phoenix rechnen musste. Die Unterhaltung riss darum ab, und gleichmäßige Atemzüge verrieten, dass Cornelius gleich wieder einschlafen würde. Es gab jedoch noch etwas, das Pakcheon unbedingt loswerden wollte, nachdem sie sich in der Krankenstation beinahe gestritten hatten.
»Sie hatten recht. Meine Vorgehensweise in dieser Angelegenheit war unklug. Ich wollte verhindern, dass Hellerman und seine Leute Decker unterschätzen, aber das ist mir nicht gelungen. Meine Empfehlung scheint eher das Gegenteil bewirkt zu haben. Alle denken nach wie vor, wenn sich der Mann blicken lässt, wäre es ein Leichtes, ihn zu überwältigen, einzusperren und ihm seine Geheimnisse zu entreißen.«
Cornelius gähnte. »Weil er Dr. Singer verschont hat, obwohl er sie gewiss hätte töten können. Außerdem hat niemand von der Crew je einen Detrptys-Zombie gesehen. Keiner kann sich vorstellen, was das Gift aus einem Menschen macht.«
»Jetzt beginne ich zu ahnen, wie Sie sich gefühlt haben müssen, nachdem Sie den Datenkristall unter Einsatz Ihres Lebens nach Vortex Outpost gebracht hatten und zum Dank Ihrer Ämter enthoben wurden; und als wäre das nicht schon genug, versucht McLennane, Sie in die Dienste des Raumcorps zu pressen. Wenn man das Richtige tun will, dabei sogar Erfolg hat, jedoch neue Probleme schafft und wegen Letzterer zum Buhmann wird – welche Lehre soll man daraus ziehen? Wie verhalte ich mich künftig?« Pakcheon klang verbittert.
»Wenn ich ein Patentrezept wüsste, würde ich es Ihnen verraten. Tun Sie einfach weiterhin das, was Sie für das Richtige halten. Sie müssen Ihre Taten vor sich selbst verantworten können. Die Meinungen anderer sind zweitrangig oder überhaupt nicht von Belang. Für mich ist wichtig, dass ich mir jeden Morgen im Spiegel noch in die Augen sehen kann.«
Für einen Moment sann Pakcheon über das Gehörte nach, dann streckte er seine Rechte aus und drückte sanft Cornelius’ Schulter. »Danke.«
»Sie sind kein Monster.« Cornelius tätschelte Pakcheons Hand. »Wir müssen uns bloß an die Vizianer gewöhnen. Wie zuvor an die Movatoren, an die Lediri und all die anderen. Dass Sie sich nicht aus politischem Kalkül zurückgehalten haben, zeugt von Ihrem Vertrauen in uns. Ich vertraue Ihnen, und damit bin ich bestimmt nicht allein.«
In dieser Schlafperiode geschah nichts – und auch nicht in den nächsten Tagen. Decker blieb verschwunden, was an den Nerven der Phoenix -Crew zunehmend zehrte.
Kapitel 21
»In rund dreizehn Stunden erreichen wir unser Ziel«, gab Alaya bekannt, »Tuman ist der zweite Planet des … hm … Tuman-Systems.«
Ein Hologramm baute sich
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