Rettungskreuzer Ikarus Band 046 - Welt der Schlafenden
mitgeteilt hatte: »Pakcheon glaubt, dass sich Decker stets in unserer Nähe verborgen hielt und es ausnutzte, dass seine Gedanken von unseren überlagert werden. Da er zu solchen Überlegungen fähig ist, ist sein Gehirn womöglich weniger geschädigt, als angenommen. Zweifellos stahl er das Notwendige, das er zum Leben braucht, aus den entsprechenden Einrichtungen, vielleicht auch eine Gasmaske. Offenbar fand er auch einen Weg, die Bioscanner und Überwachungsanlagen zu umgehen oder zu manipulieren.
Als das Beiboot für den Einsatz flottgemacht wurde, schlich er sich an Bord und wiederholte hier das Spiel. Cornelius und Pakcheon sind davon überzeugt, dass Decker nach Tuman will. Vielleicht möchte die Schwarze Flamme unserer Kontaktaufnahme zuvorkommen und die Tumanen auf die Seite der Söldnerorganisation ziehen.
Das Wissen um das bislang einzige Heilmittel, das der Wanderlustseuche vorbeugen oder sie heilen kann, ist ein gewichtiges Argument. In dem Fall würde die Schwarze Flamme ihr Monopol auf das Gegenmittel nicht verlieren. Dagegen spricht, dass es einem einzigen Mann mit Gehirnschaden sehr schwerfallen dürfte, ein altruistisch denkendes Volk negativ zu beeinflussen. Egal. Wir gehen davon aus, dass Decker unserer Mission effektiv schaden kann und ein Kontakt zwischen ihm und den Tumanen unbedingt verhindert werden muss.«
»Sie brechen die Landung ab«, bestimmte Hellerman. »Die Tumanen haben etliche Generationen geschlafen; da kommt es auf ein oder zwei weitere Tage nicht an. Kehren Sie sofort um. Ich schicke Mr. Alaya und Dr. Singer mit der Phoenix II los. Sobald Sie Sichtkontakt haben, verlassen Dr. Carlyle, Mr. Cornelius und Mr. Pakcheon in Raumanzügen sowie der vizianische Roboter die Phoenix I und setzen über. Decker wird dieses Manöver nicht mitmachen können. Sobald die Phoenix I das Mutterschiff erreicht hat, verlassen Sie, Mr. Wenga, und Dr. Coy ebenfalls in Raumanzügen das Boot und zerstören alle Einrichtungen bis auf die Lebenserhaltung. Auf diese Weise setzen wir den Kerl fest, und Pakcheon wird ihn endlich aufstöbern können.«
»Ich fürchte, Decker hat etwas gegen diesen Plan«, warf Wenga nach einem Blick auf seine Instrumente unglücklich ein. »Sabotage! Die Steuerung reagiert nicht mehr – wir stürzen ab.«
»Verdammt!«, machte Hellerman seiner Hilflosigkeit Luft.
Pakcheon schob den massigen Drupi zur Seite, als wäre er eine Puppe, und ließ die schlanken Finger über die Konsolen fliegen. Für einen Moment schien es, als habe er die Gewalt über das Boot zurückgewonnen, doch dann setzte das Triebwerk aus.
»Wir sind schon zu nah. Die Zeit reicht nicht mehr, um die Rettungskapseln flottzumachen.« Wenga stöhnte. »Alle anschnallen. Bereit machen für eine Bruchlandung«, gab er durch.
Es gelang Pakcheon, das Schiff im Gleitflug zu stabilisieren.
»Wir sind immer noch zu schnell«, stellte Wenga fest, »und vor uns erhebt sich ein Tafelberg. Schaffen Sie den noch?«
»Vor dem Berg liegt eine Wüste. Ich hoffe, dass ich die Thermik nutzen kann, um das Boot über die Anhöhe zu lupfen«, erwiderte Pakcheon. »Warum gibt es kein Ersatztriebwerk?«
»Weil Rettungsschiffe normalerweise nicht attackiert werden und man diesen Platz lieber für Patienten nutzt.«
»Es gibt auch andere sinnvolle Gründe, um ein Reservetriebwerk zu installieren, als die Angst vor einem Angriff oder Triebwerkversagen.«
»Ich sage Hellerman, dass er sich bei Old Sally beschweren soll.«
»Halten Sie kein Palaver«, dröhnte die Stimme des Captains, der bloß die Hälfte der Unterhaltung vernommen hatte. »Wir drücken Ihnen die Daumen.«
Tatsächlich schaffte es die Phoenix I , den Tafelberg zu überfliegen. Als sie schon fast über ihn hinweg war, streifte ihr Heck eine Bodenunebenheit, und das Schiff geriet ins Trudeln. Gleichzeitig sank die Geschwindigkeit, und das Boot verlor an Höhe.
»Wenn der Wald vor uns das Tempo weiter bremst und den Aufprall mildert, haben wir eine Chance.« Pakcheon ließ sich in den Pilotensessel fallen und schnallte sich als Letzter an. »Gleich ist es so weit.«
Er suchte den Blickkontakt zu Cornelius, der ihm verbissen zulächelte.
»Es gäbe noch so viel zu sagen«, flüsterte Pakcheon.
»Und ich will es hören«, kam die kratzige Antwort, »also wagen Sie es ja nicht, mich, nach allem was wir schon überstanden haben –«
Dann krachte es ohrenbetäubend, und es wurde dunkel in der Phoenix I .
Drittes Zwischenspiel
Skyta hatte gewusst, dass es
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