Rettungskreuzer Ikarus Band 046 - Welt der Schlafenden
einschließlich der Koordinaten von Tuman übergeben und ihn gebeten hatte, nach dem Rechten zu sehen, weil die Reaktion des Captains ihn ahnen ließ, dass etwas schiefgegangen war. Und seine Voraussicht hatte sich als Rettung erwiesen.
Uneins waren sich die Tumanen darüber, wie sie nun verfahren sollten. Diese Diskussion würde noch eine Weile dauern. Cornelius, Pakcheon, Reela Coy und Wenga kamen überein, dass, obwohl man sie nicht länger wie Gefangene behandelte, immer einer Wache hielt, während die anderen schliefen.
Während Pakcheons Schicht schreckte Cornelius plötzlich auf. Starke Emotionen hatten ihn aus seinem leichten Schlaf gerissen. Für einen Moment desorientiert schaute er sich in dem schwach beleuchteten Raum um, konnte aber nichts Bedrohliches ausmachen.
Dann fiel sein Blick auf Pakcheon, der angespannt am Rand seiner Schlafmulde saß und die Hand an das Funkgerät gelegt hatte, das ihn mit Kosang verband.
Leise kletterte Cornelius aus seinem Bett und ließ sich neben seinem Freund nieder. Geduldig wartete er, bis das Gespräch beendet war.
Es dauerte nicht lange, bis sich Pakcheon ihm zuwandte. »Kosang hat sich gemeldet. Decker schleicht um das Wrack herum, wie Sie es vorhergesehen haben. Kosang hat ihn mit ihren optischen Sensoren gesichtet. Für die Bioscanner – und für mich – ist er nach wie vor unsichtbar. Sie will versuchen, ihn in eine Falle zu locken und lebend zu fangen, wird aber kein Risiko eingehen, sollte für Carlyle oder sie selbst Gefahr bestehen.«
»Kommt sie damit zurecht?«, erkundigte sich Cornelius besorgt, sehr wohl wissend, dass Kosang keine Kampfmaschine war.
»Ich hoffe es«, murmelte Pakcheon, während er sich schon wieder auf die Verbindung konzentrierte. »Decker ist nun an Bord … Er überprüft die Räume … Er ist bewaffnet …, zwei Strahler, ein Strahlengewehr … Er interessiert sich besonders für den Zustand der Schiffshülle, des Antriebs und der Zentrale …, die Waffenkammer …, das Proviant …« Zwischen den stockenden Worten vergingen Minuten.
Cornelius blieb sitzen und hörte zu, bedauernd, dass er nichts anderes tun konnte.
»Kosang hat die Waffen, die wir zurückließen, unbrauchbar gemacht … Decker ist wütend … Kosang weiß nicht, ob wegen der Waffen … oder wegen des Zustands des Schiffes … Sie beobachtet ihn und hält sich verborgen …, lässt ihn alles untersuchen …, damit er glaubt, allein zu sein … Carlyles Zimmer ist versperrt …, ebenso der Korridor … durch Trümmerstücke … Decker wird viel Zeit brauchen, um die Hindernisse zu beseitigen … Carlyle ist vorerst sicher …«
»Ob die Tumanen erlauben würden, dass zwei von uns zum Schiff zurückkehren, um Decker gefangen zu nehmen? Oder ob sie eine Möglichkeit haben, Kosang Hilfe zu senden?« Cornelius sprach leise, um Pakcheon nicht zu stören. Er erwartete nicht, gehört zu werden. Ihn erinnerte die Situation an ein Schachspiel, auf dem nur noch die Könige und jeweils ein Bauer übrig und praktisch handlungsunfähig waren. In der Realität schützte der eine einen Verletzten, und der andere wollte weitere Beschädigungen des Schiffs vermeiden.
Doch der Freund antwortete: »Die Unterstützung käme in jedem Fall zu spät … Kosang hat einen Raum vorbereitet …, der sich luftdicht verschließen lässt … Er ist voll mit notwendigen Werkzeugen und Ersatzteilen für die Reparaturen … Sie will Decker dorthin locken … Er hat das Equipment gefunden …, untersucht es … Kosang will das Schott schließen … und eine Kapsel mit Betäubungsgas detonieren lassen … Das Schott blockiert … Decker hat es gemerkt …«
Cornelius biss sich auf die Lippen. Sein Herz schlug schneller, während er wartete, dass Pakcheon fortfuhr.
»Er schießt … Kosang kann sich in Sicherheit bringen … Decker ist im Korridor …, schießt wild um sich …«
Offenbar war Deckers Gehirn doch stark beeinträchtigt, erkannte Cornelius. Die Programmierung des Söldners, die die Verbreitung des Virus vorsah, hatte gehalten, bis dieses selbst auf ihn einwirkte. Gemäß der neuen Konditionierung wollte er Tuman nun verlassen, aber das Virus hatte die Schäden nicht heilen können, sodass er spontan reagierte und die Selbstverteidigung über alles stellte, selbst über den Erhalt des Schiffes. Dadurch war er gegenüber Kosang im Vorteil, die nach wie vor Carlyle beschützen wollte und wusste, dass der Mann verloren war, wenn ihr etwas zustieß und Decker ihn fand.
»Decker
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