Rettungskreuzer Ikarus Band 046 - Welt der Schlafenden
Idee. Sie haben doch wieder Kontakt zu Kosang. Wie geht es Mr. Carlyle?«
»Ich ahne, was Sie im Sinn haben«, antwortete Pakcheon. »Ja, die Tumanen haben eine Strukturlücke geschaltet, um ihre Umgebung sondieren und die anderen Städte kontaktieren zu können. Über diese habe ich Kontakt zu Kosang. Carlyle ist stabil, und es sind keine Komplikationen zu befürchten. Er befindet sich für die nächsten zwei Tage im Heilschlaf. Seit unserem Aufbruch ist nichts passiert. Weder kehrte Decker zurück noch wurde das Wrack von Flora und Fauna angegriffen. Ich denke, dass es verantwortbar ist, Carlyle allein in einem verriegelten Raum zurückzulassen und Kosang auf die Suche nach Decker zu entsenden. Der Mann sollte dort sein, wo die Konzentration an Viren besonders hoch ist.«
»Nein«, widersprach Cornelius. »Das wäre der größte Fehler, den wir begehen könnten. Wenn Decker infiziert ist, wird er seinen ursprünglichen Auftrag schon bald vergessen und das Bedürfnis verspüren, Tuman zu verlassen. Er weiß nicht, dass sich die Hibernationskammern in einem Schiff befinden oder wo er nach anderen Raumern suchen soll. Darum wird er zur Phoenix I zurückkehren und sich bemühen, sie zu reparieren. Kosang darf Mr. Carlyle nicht ohne Schutz lassen und sollte sich darauf vorbereiten, Decker gefangen zu nehmen.«
»Sie sind mir mal wieder einen Schritt voraus, Cornelius. Danke, dass Sie mich vor einer Fehlentscheidung bewahrt haben.«
»Zufall«, versuchte Cornelius verlegen, das unerwartete Lob abzuschwächen. Hoffentlich hat er die anderen nicht mithören lassen. »Das nächste Mal sind Sie wieder an der Reihe. Wir sind halt ein gutes Team.«
Pakcheon sagte nichts, aber Cornelius glaubte, ein Lächeln auf den Lippen des Freundes zu sehen, die die Worte Brüder im Geist formten.
Es wurde still, während der Vizianer den Ableger der Kosang instruierte.
Kapitel 30
Fasziniert beobachtete Pakcheon, soweit das aus seiner Perspektive möglich war, wie sich die Stasiskammern um ihre eigene Achsen drehten und aus den Hohlräumen darunter dunkle Rüstungen gehoben wurden: Exoskelette. Mit ihrer Hilfe würden die Überlebenden in der Lage sein, sich zügig umherzubewegen, notwendige Reparaturen durchzuführen – und mit ihren Gefangenen zu kommunizieren.
Seine diesbezüglichen Anstrengungen hatten Zyss und Temma stur ignoriert, und auch Frigga hatte ihm nicht länger antworten wollen. Pakcheon war enttäuscht. Nachdem das Gespräch mit der Tumanin zunächst so gut verlaufen war, hatte er erwartet, dass sie ihn wenigstens anhören und, wenn er ganz viel Glück hatte, sogar vermitteln würde. Entweder war Frigga angewiesen worden, nicht zu reagieren, oder sie hatte das Vertrauen in ihn verloren.
Obwohl es nach wie vor keine Hinweise darauf gab, dass ihm, Cornelius, Wenga und Reela Coy Gefahr drohte, wurde er doch langsam unruhig, weil er zur Untätigkeit verdammt war und das sinnlose Warten Zeit kostete. Aus eigener Kraft konnte er sich nicht befreien – selbst sein Strahler war im Moment unerreichbar –, und wenn er Kosang befohlen hätte, das Landungsteam zu befreien, wäre das gleichbedeutend damit gewesen, die Tumanen dem Virus auszusetzen, denn die Exoskelette waren keine Schutzanzüge, sondern bloß ein zweckmäßiges Hilfsmittel für notwendige Bewegungsabläufe.
Die anderen schliefen, wie Cornelius es ihnen geraten hatte. Es war besser, sich auszuruhen und die Kräfte zu schonen, denn niemand wusste, was ihnen bevorstand, wenn die Verhöre begannen.
Mittlerweile hatten alle Tumanen ihre Exoskelette angelegt. Diese verliehen ihnen eine annähernd humanoide Gestalt. Die Anzüge waren mit mehrgelenkigen Greifklauen, ausfahrbaren elektronischen Augen und einem Vokoder ausgestattet. Pakcheon bemerkte an jeder Rüstung einen Versorgungstank, eine Klimaanlage, verschiedene Klappen und Fächer. Im Innern musste sich eine komplizierte Elektronik verbergen, die es den Wesen ermöglichte, ihre Anzüge zu steuern. Dass diese die Große Stille gut überstanden hatten, lag wohl daran, dass sie nicht aktiviert und abgeschirmt gelagert worden waren.
Ein Tumane mit Exoskelett ähnelte mehr einem Roboter als einem lebenden Wesen, fand Pakcheon. Offenkundig war es den Tumanen nie darum gegangen, Humanoide zu kopieren, sondern sie wollten sich nur ihre Beweglichkeit zu eigen zu machen.
Erneut wandte sich Pakcheon an Temma, die ihm zugänglicher erschien als Zyss: »Wir möchten mit Ihnen reden. Das alles ist ein schrecklicher
Weitere Kostenlose Bücher