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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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neben Marco stand ein großer Kasten– eine Blutzentrifuge–, und ein Hämatologie-Analysegerät lief und gab kleine grüne Zahlen aus, während es Plasma reinigte und die Retikulozytenzahl ermittelte. Ein medizinischer Kühlschrank aus Edelstahl summte an der Rückwand. Die Glastüren des Kühlschranks waren vereist.
    In der Mitte des Labors stand als verstörender Blickfang ein veritabler Operationstisch, makellos sauber und zum Glück nicht belegt. Die Pritsche war modifiziert und mit Halterungen ausgestattet worden– mit seltsamen Schnallen versehene Gurte baumelten an der Seite herab.
    In einer Ecke des Raums nahm Marco ein Flackern wahr. Dort, am anderen Ende, stand der neunte Überwachungsmonitor– das Gerät, das am Arbeitsplatz des Wärters fehlte. Er hockte wie ein Oktopus auf dem Arbeitstisch, auf dem Ballard ihn aufgestellt hatte: Ein Gewirr aus schwarzen und gelben Kabeln ging von ihm aus, und daneben war ein Schaltkasten mit einer Metallblende und einem weißen Kippschalter in der Mitte. Der Bildschirm war in neun Fenster unterteilt; alle Überwachungsbereiche, die zuvor jeweils einem der neun Bildschirme zugeordnet waren, wurden nun auf einen einzigen Bildschirm gelegt.
    » Ich sehe eben gern fern bei der Arbeit«, erklärte Ballard.
    Jetzt habe ich aber genug von diesem Scheiß, dachte Marco und legte die bemühte Höflichkeit ab.
    » Roger. Hör mir zu, um Gottes willen. Es ist vier verdammte Jahre her, seit zuletzt irgendjemand etwas von dir gehört hat– ist dir das eigentlich bewusst? Du wurdest gebissen. Deine Nachricht besagte, dass du im Sterben lagst. Wir sind gekommen… um nachzusehen, ob du überlebt hast«, sagte er. Das war natürlich gelogen. Er warf Wu einen verlegenen Blick zu.
    Ballard nickte. » Ja«, sagte er abwesend und überflog mit geschürzten Lippen die Ziffern auf dem Hämatologie-Analysegerät. » Die Kommunikationseinrichtungen haben schon seit einer Weile keinen Strom mehr. Die Anlage wurde runtergefahren, kurz nachdem ich dir die E-Mail geschickt hatte, Henry, und ich war dann nicht mehr in der Lage, eine neue zu schreiben oder zu telefonieren. Diese Soldaten sind ohne mich abgezogen. Aber ich habe das Beste daraus gemacht, Henry. Ich hatte alles, was ich brauchte.«
    » Ja, aber…« Marco suchte nach Worten. » Aber wie hast du überhaupt überlebt? Ich habe ein Video von dir an jenem Tag gesehen, Roger, du wurdest doch gebissen, oder etwa nicht?«
    Ballard hob eine schmale Augenbraue. » Ja, das stimmt.« Die Augen funkelten hinter seiner Streberbrille. Amüsiert. An der Rückseite des Raums klickte und brummte der Kühlschrank.
    Marco räusperte sich unbehaglich. » Also… dein Blut und alles, was du über deine DNA gesagt hast, die neuen Antikörper… es hat wirklich funktioniert? Die Erreger wurden abgetötet?«
    » Nein, Henry«, sagte Ballard. » Nicht ganz.« Er hob die Stimme, und Marco hörte wieder die angespannte Erregung heraus, an die er sich von den frühmorgendlichen Unterredungen am Cedars-Sinai erinnerte– wenn Marco mit einem Brötchen im Mund und einem Kaffeebecher in der Hand ankam und kaum den Mantel abzulegen vermochte, bevor Ballard ihn in die Erörterung eines neuen Forschungsstrangs verwickelte.
    » Aber das ist es doch, was ich dir zeigen wollte«, fuhr Ballard fort. » Den Fortschritt.«
    Er streckte den linken Arm aus und knöpfte unbeholfen mit der freien Hand den Ärmel auf. Dann schlug er die Manschette um und krempelte den Ärmel hoch…
    …bis hinauf zum Ellbogen…
    …und drehte den Arm im Licht.
    Marco hörte sich keuchen.
    Ballards ganzer Unterarm war purpurfarben verwest und aufgedunsen und mit grau-grünen, warzenartigen Flecken gangränösen Gewebes bedeckt. Erweiterte Adern schlängelten sich wie schwarze Schlangen direkt unter der Haut dahin. Auf halber Höhe des Arms glitzerte ein feuchtes Narbengewebe wie ein grellroter Halbmond.
    Und der Arm stank– ein ekliger chemischer Geruch wie Formaldehyd.
    » Siehst du?«, sagte Ballard, und nun schwang unüberhörbar Erregung in seiner Stimme mit– wie bei einem verrückten Kind, das sein Lieblingsspielzeug vorzeigte. » Ich bin infiziert. Ich bin Träger der Auferstehung.«
    12 . 2
    Marco starrte Ballard an– angewidert und fasziniert zugleich. Und dann explodierte ein bisher unterdrückter Gedanke wie eine Landmine in seinem Kopf, und voller Panik wurde er sich bewusst, dass er ausgetrickst worden war– oh Gott, Roger ist eine Leiche, eine gottverdammte sprechende

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