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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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Marco.
    » Wir folgen ihm«, erklärte Wu. » Aber vorsichtig.«
    Sie bogen um die Ecke und sahen, dass Ballard noch immer mit seinem Klumpfuß durch den Korridor humpelte. Die Männer schlossen schnell zu ihm auf, und Marco musste dem Drang widerstehen, Roger an seiner schmächtigen knochigen Schulter zu packen– ihn herumzuwirbeln und zu fragen, was zum Teufel hier überhaupt vorging. Stattdessen trottete er hinter seinem ehemaligen Arbeitskollegen her und fragte sich besorgt, wo dieser bizarre Marsch wohl enden würde.
    Typisch Roger, dachte er grimmig. Er ist so auf sich selbst fixiert, dass er sich nicht einmal vorstellen kann, dass wir ihn für total irre halten müssen. Und ich hatte immerhin jahrelang Zeit, um mich an diesen Scheiß zu gewöhnen. Weiß Gott, was Wu jetzt wohl denkt.
    Wahrscheinlich hält er mich auch für verrückt.
    Auf halber Länge des Korridors sagte Ballard mit gedämpfter, aber recht zuversichtlich klingender Stimme: » Ich habe viel über dich nachgedacht, Henry. Über das, was geschehen ist.« Er verstummte für die nächsten drei oder vier Schritte. » Wie geht es Danielle?«, fragte er dann.
    Marco versteifte sich. Sagte nichts. Gott verdammt, Roger.
    Ballard neigte den Kopf und schien die unausgesprochene Antwort zu hören. » Oh«, sagte er mit einem traurigen Unterton und schob sich die Brille wieder höher auf die Nase. Dunkelheit schien sich auf ihn herabzusenken, und er verschmolz mit dem Zwielicht im Gefängniskorridor.
    » Nichts für ungut, Roger, aber lass uns das Thema wechseln. Wieso bist du noch immer hier?«
    » Hier? Ganz einfach. Weil ich fertig werden musste.«
    Während Marco noch darauf wartete, dass Roger das näher erläuterte, schloss Wu einen Schritt dichter zu den Ärzten auf. » Fertig werden?«, fragte er interessiert. » Meinen Sie etwa den Impfstoff?«
    Ballard schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge. » Siehst du, Henry? So ist das Militär. Ungeduldig und macht immer Druck. Niemals zufrieden. › Das muss schneller gehen‹, hat Osbourne andauernd gesagt. Dieser Mann verfolgte seine eigenen Ziele– das war eindeutig. Man konnte ihm nicht trauen. Für ihn zählte nur die Politik, nicht die Wissenschaft. Wussten Sie eigentlich, Sergeant Wu, dass es vierhundert Jahre gedauert hat, bis man endlich ein Mittel gegen die Windpocken gefunden hat?«
    Wu und Marco wechselten fragende Blicke. Marco antwortete, um den armen Wu aus Ballards inquisitorischen Fängen zu befreien. » Roger, in deiner E-Mail hast du geschrieben…«
    » Sei jetzt still, Henry«, sagte Ballard. » Zu viele Gespräche in den Korridoren stören die Patienten. Es ist besser, sie schlafen zu lassen.«
    » Roger…«
    Der Korridor führte noch einmal auf einer Länge von etwa dreißig Metern an Zellen vorbei, kreuzte einen anderen Gang und verlief weiter geradeaus. Zu seinem Erstaunen sah Marco an der Kreuzung dieselbe schmutzige fahrbare Krankentrage, an der sie auf dem Weg zur Krankenstation vorbeigekommen waren, und denselben Empfangsbereich weitab zur Rechten. Er war von der Ratte abgelenkt worden und hatte deshalb nicht bemerkt, wie diese Nebengänge abzweigten. Die Krankenstation war ein gottverdammtes Labyrinth, wie er nun erkannte– man konnte sich hier verirren.
    Hinter der Kreuzung befanden sich offene Untersuchungszimmer. Marco warf im Vorübergehen schnell einen Blick hinein und rechnete schon mit weiteren blutigen Horrorszenen wie der Leiche in der medizinischen Zelle. Doch die Räume hier waren sauber, geradezu rein; auf den glänzenden Tischen lag kein einziges Staubkörnchen, und die Böden waren alle vor Kurzem gewischt worden. Roger hatte wirklich gute Arbeit geleistet und die durch den Ausbruch verwüstete Krankenstation wieder auf Vordermann gebracht. Ballard ging an den Räumen vorbei, ohne einen Kommentar abzugeben. Ungefähr dreißig Meter weiter sah Marco wieder eine Kreuzung– doch die Männer hatten erst drei Viertel der Strecke zurückgelegt, als Ballard durch einen torbogenartigen Eingang zu seiner Rechten ging.
    Sie befanden sich in einem Blutuntersuchungslabor. Weiß laminierte Arbeitstische zogen sich an den Wänden entlang. Sie waren durchgängig mit Mikroskopen bestückt, die wie kleine schwarze Geier über einer Mahlzeit in Form von Petrischalen hockten. An der Wand neben dem Eingang hing ein Regal mit Ampullen, die eine eklige, senfgelbe Flüssigkeit enthielten. Im Raum roch es streng und steril wie nach einem Bleichmittel. Auf dem Tisch direkt

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