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Return Man: Roman (German Edition)

Return Man: Roman (German Edition)

Titel: Return Man: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.M. Zito
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lautem Gezwitscher. Zikaden stimmten wieder ihren Gesang an. Marco ließ noch einmal zehn Minuten verstreichen, nur um sicherzugehen, und lauschte den Geräuschen des Waldes– aber er erkannte keinerlei Anzeichen von Gefahr. Er griff wieder zum Fernglas und kontrollierte die Leiche.
    Roarks verrenkter Körper trieb ein paar Meter von der Stelle entfernt, wo Marco ihn niedergestreckt hatte, im flachen Wasser und schlug gegen die Felsen. Das trübe Wasser des Sees strömte unter der Leiche dahin, und die vom Berg kommenden Winde wühlten den See auf und verursachten starken Wellengang. Scheiße, sagte Marco sich. Die Leiche wurde von Fäulnisgasen aufgebläht und bekam dadurch Auftrieb. Wenn das aufgewühlte Wasser sie von den Felsen wegbewegte, nur ein Stück weit nach rechts, würde der Kadaver auf den See hinausgetrieben, wo das Wasser am tiefsten war.
    Er würde zwar nicht untergehen– aber Marco hatte auch keine Lust, rauszuschwimmen und ihn zu bergen.
    Genug sinniert. Beweg deinen Arsch.
    Mit geübten Bewegungen holte er zwei Handfeuerwaffen– eine Polizeipistole Glock .40 und eine Kimber, die er in Phoenix in einem verlassenen Einsatzfahrzeug der Anti-Terror-Einheit SWAT gefunden hatte– aus der Seitentasche des Rucksacks und steckte sie in sein Brustholster. Aus einer anderen Tasche zog er ein Jagdmesser, nahm die Messerscheide vom Gürtel ab und verstaute drei Reservemagazine in der Weste. Außerdem nahm er noch ein Nylonseil mit für den Fall, dass er die Leiche bergen und an Land bringen musste, dann robbte er zur Rückseite des Hochsitzes, drehte sich um und trat auf die erste Trittstange…
    …als er es hörte.
    Bei diesem Geräusch traten ihm immer die Tränen in die Augen, und es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter.
    Der Schrei. Erstickt, gurgelnd und röchelnd… kein leises Stöhnen, sondern ein schriller Schrei, der einem durch Mark und Bein ging und der sich unnatürlich einer Kehle zu entringen schien, deren dazugehörige Lungen schon längst versagt hatten.
    Irgendwo im Osten. Noch immer weit entfernt– Gott sei Dank– stieg ein lang gezogenes Wimmern über die Bäume auf, aber Marco sah nichts außer Wald. Schwer atmend schwang er sich wieder nach oben auf die Plattform. Kurz darauf folgte ein zweiter Schrei. Also mehr als eine Leiche. Dann ein dritter Schrei und ein vierter. Und dann waren es zu viele, um sie noch zu zählen. Marco schauderte. Gütiger Gott, wie er dieses Geräusch hasste.
    Er hasste es, weil sie dadurch noch am menschlichsten wirkten. Der erbärmliche Laut war der Berührungspunkt zwischen seiner Existenz und ihrer; der schlechte Scherz, dessen Opfer sie alle waren. Sie litten. Er litt. Und wo er sie nun hörte, hörte er auch den Schmerz. Die Frustration, die Furcht, die ihm jede Nacht die Brust zuschnürten, wenn er in seinem Zimmer auf der Basis einzuschlafen versuchte. Dann wollte er immer schreien, hütete sich aber, auch nur einen Mucks von sich zu geben. Er durfte seine Seelenqualen auf keinen Fall laut herausschreien.
    In dieser Hinsicht beneidete er sie sogar.
    Er suchte den östlichen Horizont ab. Eine kleine Gruppe durcheinanderwirbelnder schwarzer Flecken erschien etwa drei Kilometer entfernt über der Baumlinie. Truthahngeier. Marco hatte herausgefunden, dass die Vögel ein hervorragendes Frühwarnsystem waren, wie Kanarienvögel in einem Bergwerk. Sie wurden von Verwesungsgeruch angelockt; und wenn sie erst einmal eine Leiche erspäht hatten, folgten sie ihr tagelang und flogen immer wieder Angriffe auf den wandelnden Kadaver, wobei sie im Sturzflug an einem Bein oder am Hals pickten. Zwei oder drei Vögel konnten eine Leiche bei » lebendigem Leib« auffressen. Das war auch nur gerecht, falls es so etwas wie Gerechtigkeit überhaupt noch gab.
    Bei größeren Ansammlungen von Toten blieben die Vögel normalerweise in der Luft und hielten Ausschau nach einzelnen, versprengten Leichen. Ihre Anwesenheit war Marco früher schon zugutegekommen und hatte ihm mehr als einmal den Arsch gerettet, sodass er sie inzwischen fast schon als Verbündete betrachtete. Das spricht Bände, sagte er sich manchmal verdrießlich. Meine einzigen Freunde sind Geier. Damals in der Basis hatte er die Angewohnheit gehabt, morgens gleich nach dem Aufwachen aus dem Fenster zu schauen und den Himmel nach Geiern abzusuchen. Als wollte er sich vergewissern, ob es regnen würde.
    Um herauszufinden, was für ein Tag es werden würde. Viele Geier bedeuteten nämlich einen schlechten

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