Revanche - Exposure
bekräftigend.
»Langeweile und so«, erklärte Sandy. »Die Halbwüchsigen hier wissen oft nichts mit sich anzufangen. Und dann zerstören sie mutwillig anderer Leute Eigentum.«
Das war am Dienstag. Am Freitag stand Emma erneut bei der örtlichen Polizei auf der Matte. Diesmal allein und völlig außer sich.
Am Nachmittag, um kurz nach drei, steuerte sie auf Elvis’ Arbeitsplatz zu, stützte beide Hände auf die Schreibtischplatte und beugte sich schwer atmend zu ihm vor. »Ich möchte Anzeige erstatten«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Schon wieder.« Dann ging ihr mühsam gezügeltes Temperament vollends mit ihr durch. Sie gestikulierte wild und wechselte aufgeregt ins Cajun-Französische. Schließlich schloss sie mit einem lautstarken »Oui?« und haute wie zur Bekräftigung mit der Faust auf den Schreibtisch.
Elvis zuckte mit den Schultern. »Noch mal in Englisch, Em.«
Sie sank auf seinen Besucherstuhl. »Irgendein Sprayer hat sich an meinem Wagen zu schaffen gemacht«, zischte sie. » Mon Dieu, mein schönes Auto - vollgesprüht mit scheußlichen, schmutzigen Ausdrücken.« Die Augen wütend zusammengekniffen, musterte sie Elvis. »Ein Glück, dass Gracie noch nicht richtig lesen kann, oui ?«
Elvis erhob sich. »Jemand hat deinen Wagen mit einer Spraydose traktiert?«, fasste er sachlich zusammen. Gottverfluchter Mist. Er liebte diesen Wagen! Zerstochene Reifen waren eine Sache. Da hatte er schon heftig schlucken müssen - von Emma ganz zu schweigen. Die war bestimmt nicht begeistert gewesen, als sie ein paar Hunderter für neue Reifen hinblättern musste. Aber die traumhafte Lackierung zerstören? »Ich möchte mir das mal ansehen.«
Wenige Minuten später standen sie auf dem Parkplatz. Emma hielt die Abdeckplane hoch, damit Elvis den Schaden
in Augenschein nehmen konnte. Er umrundete den Wagen, sah sich die Graffiti von nahem an, und trat zurück, um einen Gesamteindruck zu bekommen. Seine Miene wurde zunehmend undurchsichtiger.
Pah, von ihm ließ sie sich nicht mehr bluffen. Das Pokerface konnte er sich getrost schenken. Inzwischen las sie darin wie in einem offenen Buch: Er hatte eine Mordswut. Daneben verblasste ihre regelrecht. »Was macht dich eigentlich so wütend, Cher ?«, fragte sie trocken. »Die Tatsache, dass mein Wagen hinüber ist? Oder dass jemand meinen Ruf beschmutzt?«
»Also, ich bin ganz ehrlich, Em - zuerst hab ich nur an deinen Chevy gedacht.« Elvis, der den hinteren Kotflügel abgetastet hatte, erhob sich aus der Hocke und schlenderte zu ihr. »Verdammt, das ist so ein tolles Auto, und die Vorstellung, dass jemand den schönen Lack verhunzt …!« Er schlang den linken Arm um ihre Schultern und zog sie beiseite. Abwesend streichelte er mit seiner Prothese über ihr Schlüsselblatt. »Ganz abgesehen von den infamen Beleidigungen, Schätzchen«, räumte er ein. »Da steckt bestimmt mehr dahinter als ein paar gelangweilte Teenager mit Zerstörungswut.«
» Oui . Ich finde es ganz furchtbar.« VERSCHWINDE DU FLITTCHEN starrte ihr in riesigen Lettern von der Beifahrertür entgegen.
»Kostet dich sicher ein Vermögen, den Wagen neu zu lackieren.«
Emma zuckte mit den Achseln. »Ich versuche erst mal, die Schmiererei mit Farbverdünnung abzubekommen. Wenn das nicht klappt, spritze ich ihn selber. Wenn ich nur wüsste, wo! Auf jeden Fall müsste ich mir eine Spraydose Farbe besorgen, um das Schlimmste zu überspritzen.
Meine größte Sorge ist im Moment, dass irgendein Idiot auf die dumme Idee kommen könnte, sie Gracie vorzulesen. Verdammt, Elvis!« Als sie seine gelassene Miene gewahrte, meinte sie tonlos: »Du bringst diesen Mistkerl besser schleunigst zur Strecke. Sonst pack ich mir mein Kind und mach den Abflug.«
»Ich finde ihn«, versprach er grimmig.
Das Problem war nur …
Am Samstag hatte er immer noch nicht einen Anhaltspunkt. Und Sonntagnacht warf jemand einen Stein durch Emmas Fenster.
Es war einer jener langen, hellen Abende am nordwestlichen Pazifik. Ein atemberaubender Sonnenuntergang tauchte den Horizont in perlmuttschimmerndes Pastell, ehe es allmählich dunkelte.
Emma spähte durch das Pensionszimmer zu ihrer Tochter, die bäuchlings auf dem Boden lag und sich friedlich mit einem Malbuch beschäftigte. » C’mon Herzchen, Zeit zum Schlafengehen.«
»Ah, Maman .« Gracie legte maulend ihren Malstift beiseite und schaute bittend zu ihrer Mutter. »Schon?«
»Ja. Komm, Schätzchen.«
»Aber ich muss mein Bild fertig
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