Revanche - Exposure
Wunden aber nicht bedrohlich wären. George traf ein und nahm Anweisungen entgegen, und Elvis geleitete die beiden erbärmlich zitternden Frauen aus dem Gebäude. Er stopfte Emma in den Polizeijeep und setzte ihr Gracie behutsam auf den Schoß. Dann schwang er sich auf den Fahrersitz, stellte die Sirene an und raste mit Blaulicht zum Krankenhaus.
Als sie bei ihm aufkreuzten, schloss der Mediziner gerade die Tür zu seiner Praxis auf. Er begrüßte Elvis und stellte sich und seine Frau, die zugleich seine Assistentin war, Emma vor. Dann versuchte er sie mit Engelszungen davon zu überzeugen, Gracie in ihrer Obhut zurückzulassen und mit Elvis im Wartezimmer zu bleiben.
»Nie im Leben«, sagte Emma tonlos.
»Schauen Sie, Mrs. Sands …«
»Ich lasse mein Kind nicht allein und damit basta«, schnaubte Emma. »Und jetzt bitte, machen Sie voran, oui ? Sie hat Angst und starke Schmerzen. Ich weiß nicht, wie viel Blut sie verloren hat. Aber Elvis meint, dass keine der Hauptarterien betroffen sei.«
»Also gut, bringen Sie sie rein.«
Emma hielt Gracies Hand und redete beruhigend auf sie ein, während der Arzt und seine Frau winzige Glassplitter von ihren Armen, Gesicht und Kopfhaut entfernten und etliche kleine Schnitte desinfizierten.
»Es sieht schlimmer aus, als es ist«, versicherte Dr. Simms den beiden. »Verletzungen im Kopf- und Gesichtsbereich bluten erfahrungsgemäß stark, da die Arterien dicht unter der Haut verlaufen.« Er klammerte eine kleine Wunde auf Gracies Stirn. »Das hier werde ich mit drei bis vier Stichen nähen, damit die Narbe besser abheilt.« Er zwinkerte Gracie lächelnd zu. »Ein hübsches Mädchen wie du möchte doch später keine große, hässliche Narbe behalten, nicht?«
»Sheriff Elbis hat auch eine. Von einer Eckplosjon.« Ihr Blick schoss zu Emma. »Unser Fenster ist eckplodiert, nicht, Mommy? War ich das mit meinen Stiften?«
»Nein, Herzchen. Das war ein Stein. Und die Explosion, von der Sheriff Elvis die Narbe zurückbehalten hat, war noch ein bisschen heftiger als eine geplatzte Fensterscheibe.«
»Und deine Narbe wird auch viel kleiner«, unterbrach der Arzt. »Nicht so dick und hässlich wie die von Sheriff Donnelly, versprochen.« Er fixierte die Spritze mit dem lokalen Betäubungsmittel und ließ fachmännisch die Luftblase aus der Nadel entweichen. »Gleich wird es ein bisschen pieksen, Gracie.« An seine Frau gewandt,
meinte er knapp: »Halt ihren Kopf fest.« Und Emma erklärte er: »Ich betäube jetzt die Stelle, wo ich nähen muss.«
»Elbis ist nicht hässlich!«, versetzte Gracie gekränkt. »Er ist der netteste - Aua! Au, au, au, Mommy.«
Emma fasste die Arme ihrer Tochter und drückte ihren Oberkörper sanft auf die Operationsliege, damit das Kind nicht herumzappelte. Der Einstich der Spritze löste bei der Kleinen einen wahrhaft hysterischen Anfall aus. »Halt still, Grace Melina«, befahl Emma streng. »Schscht. Es war nur ein kleiner Piekser, dafür tut es gleich nicht mehr weh.«
»Doch Maman! Aua, aua …«
»Gracie, sei mal ganz ehrlich: Tut es noch weh?«
»Ja, ja. Oh!« Die Kleine entspannte sichtlich. »Schon besser, Mommy.«
»Jetzt spürst du sicher ein leichtes Ziehen«, informierte der Mediziner sie, während er die Wunde vernähte. Um sie abzulenken, erzählte Emma ihrer Tochter irgendeine banale Geschichte. Sie hielt den Blick starr auf ihre Augen gerichtet, weil sie nicht zuschauen mochte, wie die Nadel in Gracies Fleisch stach. »Soso«, merkte der Arzt geistesgegenwärtig an, »du findest unseren Sheriff also nett, was?«
»Ja«, erklärte Gracie mit Nachdruck. »Seeehr nett. Er ist nicht hässlich.«
»Hab ich das behauptet? Ich meinte doch nur seine Narbe. Nöö, ich würde niemals sagen, dass er hässlich ist.«
»Darfst du auch nicht.«
Dr. Simms schnitt behutsam das Fadenende ab. »So, das war’s schon. Jetzt darfst du wieder aufstehen. Ich finde,
damit hat sie sich einen Lolly verdient, was, Mrs. Sands? Gracie war ein sehr tapferes Mädchen.«
Sobald die Wartezimmertür aufschwang, warf Elvis die Zeitschrift beiseite, worin er nervös geblättert hatte, und sprang auf. »Wie geht es ihr? Alles gut verlaufen?«, fragte er, als Emma sie hinaustrug. Sein prüfender Blick glitt zu der Kleinen, und er atmete erleichtert auf. Die blutigen Wunden waren gesäubert worden, und abgesehen von den drei kleinen Stichen auf ihrer Stirn hatte sie gottlob nichts zurückbehalten. »Gracie-Mädchen?« Er schlenderte zu ihnen, beugte sich
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