Revanche - Exposure
über Mutter und Kind. »Bist du okay, Kleine?«
»Ich hab einen Lolly, Elbis! Da!« Sie zog den Lutscher aus dem Mund und hielt ihn triumphierend hoch. »Ein roter! Und guck mal!« Sie steckte eine kleine Hand in die Tasche ihres Overalls und holte noch zwei weitere heraus. »Orange und Cola!« Sie streckte die Ärmchen nach dem Sheriff aus. Sobald er sie übernommen hatte, sanken Emmas Arme bleischwer nach unten.
Elvis schob seine Prothese stützend in Gracies kleines Rückgrat und legte seinen freien Arm um Emmas Schultern. »Kommt«, sagte er angespannt. »Ich fahr euch nach Hause.« Er schob sie in Richtung Ausgang, blieb jedoch stehen, als er Dr. Simms und seine Frau an der Tür zum Behandlungsraum bemerkte. »Danke, dass Sie uns so schnell geholfen haben, Doktor. Was sind wir Ihnen schuldig?« Er ließ Emma kurz los und kramte nach seiner Brieftasche, doch Dr. Simms winkte ab.
»Mrs. Sands kommt morgen vorbei, um die Rechnung zu bezahlen«, gab er zurück.
Elvis nickte und schlang den Arm wieder um Emma.
Sie lehnte erschöpft den Kopf an seine Schulter. »Wenn das so ist«, erwiderte Elvis, »dann wünsche ich Ihnen eine gute Nacht und bringe die beiden Damen nach Hause.«
Emma verabschiedete sich ebenfalls von dem Arztehepaar.
Sobald sich die Tür hinter den dreien geschlossen hatte, drehte der Mediziner sich zu seiner Frau. »Tja«, sagte er mit einem belustigten Grinsen, »ich möchte wetten, das mit den beiden wird was Ernstes; was meinst du?«
Seine Frau lächelte matt. »Ich möchte jedenfalls nicht in der Haut desjenigen stecken, der der Kleinen das angetan hat. Der kann sich warm anziehen, wenn Sheriff Donnelly ihn erwischt.«
Elvis schloss seine Zimmertür auf und schob Emma und Gracie hinein. »Was braucht ihr für die Nacht, damit ich das eben rasch holen kann?«, erkundigte er sich bei Emma. Als er kurz darauf losging, schloss er die beiden zu ihrer eigenen Sicherheit ein.
Sein Polizeikollege erhob sich von einem Stuhl am Tisch, als Elvis Emmas Zimmer betrat. »Wie geht’s der Kleinen?«
»Den Umständen entsprechend gut. Ihre Stirn musste genäht werden, aber sonst waren es zum Glück nur kleine Kratzer.« Elvis schüttelte den Kopf. »Zugegeben, ich hab nicht viel Erfahrung mit Kindern, aber die Kleine war trotz der Narkose gleich wieder fit. Im Moment ist sie hin und weg wegen der Lutscher, die Doc Simms ihr geschenkt hat.«
George grinste. »Ja, und vermutlich hat sie morgen schon keine Schmerzen mehr.«
»Das hat der Arzt wohl auch zu Emma gesagt. Schätze, das weißt du aus der harten Erfahrung mit deinen eigenen Kindern, was?«
»O ja. Es ist echt verrückt. Wo wir Erwachsene hammermäßige Schmerzmittel einwerfen, spüren Kinder so gut wie gar nichts.«
»Mag sein.« Elvis überlegte kurz, bevor er wieder dienstlich wurde. »Danke, dass du hiergeblieben bist, George. Emma und Gracie übernachten heute Nacht in meinem Zimmer. Ich kann sie schließlich schlecht in einer Zelle einschließen, damit ihnen nichts passiert. Morgen suche ich ihnen was, wo sie in Sicherheit sind.«
»Kein Problem. Der Raum musste ohnehin bewacht werden, wegen der Beweissicherung. Ich hatte nämlich keinen Schlüssel …« George zuckte viel sagend mit den Schultern. »Immerhin hab ich den Steinbrocken sichergestellt.« Er deutete auf einen Gefrierbeutel vor sich auf dem Tisch. »Er hat eine ziemlich raue Oberfläche. Schlecht von wegen Fingerabdrücke. Von daher bezweifle ich, dass er uns viel nützt.«
»Es ist den Versuch wert.« Elvis musterte seinen Stellvertreter. »Bis heute Abend waren es mehr oder weniger Dummejungenstreiche, Unsinn, wie ihn gelangweilte Halbstarke anzetteln. Aber das Klima ist rauer geworden, und das behagt mir gar nicht«, sagte er und hob frustriert die Schultern. »Schätze, momentan können wir eh nicht mehr tun, als ins Büro zurückzufahren. Wollte den beiden nur eben ein paar Sachen aus dem Zimmer holen, Zahnbürste, Schlafanzug und was man eben so braucht. Danke nochmals, dass du hier gewartet hast.«
Er half Emma dabei, Gracie auszuziehen und ins Bett zu bringen. Wenig später betrachtete er das schlafende
Kind. Von einem Augenblick auf den anderen war die aufgedrehte Kleine erschöpft eingeschlummert. Einen Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen verzogen, drehte er sich wieder zu Emma.
Sie stand mitten im Raum und hatte bibbernd die Arme um ihren Körper geschlungen, als herrschte Frost.
»He«, murmelte er rau. Er streckte die Hand aus und zog sie in seine
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