Revanche - Exposure
deiner verdammten Qualmerei auf?«, erregte sie sich. »Der Gestank ist einfach ekelhaft. Das macht mich noch ganz krank.« Sie schlug spielerisch mit einer Hand nach ihm und rümpfte die Nase.
Die Finger mit der Zigarette verharrten auf halbem Weg zum Mund. Sam lenkte den Blick von der Straße zu seiner Frau. Missmutig funkelte Clare ihn an. Das zentnerschwere Gewicht, das seit Ewigkeiten auf ihm gelastet hatte, schien sich schlagartig zu verflüchtigen.
Das war die Clare, wie er sie kannte, seine gute, alte Clare. Neun Jahre lang hatte sie mit schöner Regelmäßigkeit an seiner »widerlichen, Ekel erregenden Nikotinsucht« herumgenörgelt. Als Evan noch lebte, hatte sie ihn zum Rauchen rigoros nach draußen gejagt, damit er dem Jungen nicht die Luft verpestete. Nach dem Tod ihres Sohnes schien es ihr jedoch gleichgültig geworden zu sein, wo er seinem Laster frönte.
Bis heute hatte sie nicht einmal mehr Notiz davon genommen.
Mit dem festen Vorsatz aufzuhören, griff er nach der Packung auf der Ablage. Er schnippte die Asche aus dem Fenster und reichte Clare die Schachtel. »Möchtest du, dass ich aufhöre?«, wollte er wissen.
»Blöde Frage, Samuel Mackey. Das predige ich dir schon seit zehn Jahren!«
»Tja, dann ist heute dein Glückstag, Schätzchen. Siehst du?« Er hielt ihr die ausgedrückte Zigarette hin. »Das ist Sam Mackeys letzte Zigarette. Los, wirf die restlichen weg.«
Das Päckchen flog aus dem Fenster.
Mit einem Anflug von Panik beobachtete Sam im Rückspiegel, wie die Packung auf die Straße schlitterte. Er hatte sich schon so oft vorgenommen, das Rauchen aufzugeben, dass er schon selbst nicht mehr daran glaubte, es zu schaffen.
Nach dem Abendessen fand er Clare in ihrem Schlafzimmer, wo sie frische Wäsche einsortierte. Er schloss die Tür hinter sich und knöpfte sein Hemd auf.
Clare erstarrte. Sie beobachtete, wie das Kleidungsstück zu Boden glitt und er mit entblößtem Oberkörper vor ihr stand. Als er an seinem Hosenknopf herumfingerte, schluckte sie trocken. »Was machst du da, Sam?«, wollte sie mit angehaltenem Atem wissen. Und hätte sich treten mögen, weil ihre Stimme nicht sachlich-kühl klang, wie eigentlich von ihr beabsichtigt.
»Ich rauche nicht mehr«, informierte er sie seelenruhig, während er sich weiter auszog. »Nach dem Essen habe ich drei Zahnstocher verbraucht und mir gründlich die Zähne geputzt. Ich mag keine Kaugummis.« Nachdem er seine Jeans abgestreift hatte, richtete er sich auf und fixierte sie. Nackt wie Gott ihn geschaffen hatte und mit einer mordsmäßigen Erektion. »Ich brauch aber irgendwas zum Lutschen«, raunte er sinnlich leise. Er baute sich vor ihr auf, machte sich an den Knöpfen ihrer Bluse zu schaffen. Knabberte zärtlich an ihrer Unterlippe.
Saugte sie hingebungsvoll. Dann hob er den Kopf und sah ihr tief in die Augen. »Schätzchen, es war deine Idee. Demnach musst du ein Einsehen mit mir haben.«
Der Stapel Jockey-Shorts, den sie seit Sams Eintreten an ihre Brust gedrückt hielt, glitt geräuschlos zu Boden. »Oh, Sammy«, hauchte sie und umschlang begierig seine nackten Lenden. »Ich dachte schon, du würdest mich nie mehr verführen wollen.«
Um kurz vor acht schlenderte Elvis in sein Büro. Er stoppte vor Sandys Schreibtisch, stellte seinen dampfenden Kaffeebecher ab und ging seine Post durch. Nichts von Bedeutung. Fragend spähte er zu Ben, seinem Stellvertreter. »Irgendwas Wichtiges heute Morgen?«, wollte er wissen.
»Hab Harve Hensen eingebuchtet«, antwortete sein Kollege und deutete mit dem Kinn zu der Tür, hinter der sich die beiden Sicherungszellen befanden.
»Harve? Weswegen?« Elvis zog eine Braue hoch. »Hat er sich mal wieder sturzbesoffen geprügelt?«
»Er war nicht betrunken. Trotzdem hat er Mike Chance heute Morgen schon krankenhausreif geschlagen.«
»O Mann. Hatte Chance mal wieder seinen Wagen vor Hensens Grundstück geparkt?« Mike Chance fuhr das einzige Taxi auf der Insel. Seit Monaten parkte er dreist vor Harves Haus, während er sich drinnen mit dessen Frau Kathy vergnügte.
»Noch besser. Er hatte in Ruby’s Café irgendwas läuten hören und fuhr noch mal nach Hause zurück. Dachte vermutlich, die Gerüchte wären erfunden. Aber da stand Mikes Wagen - das musst du dir mal wegtun, Elvis -, und dieses Mal in Harves Einfahrt , und er ging rein und erwischte
die beiden in flagranti. Koitus interruptus, kann ich da nur sagen.« Ben blies kopfschüttelnd den Atem aus. »Chance wird in der Klinik
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