Revelations
und kaute genüsslich darauf herum.
»Der Bengel ist einfach clever«, nuschelte er beschwichtigend. »Der stand wie Faith immer in irgendeiner dunklen Ecke und hat genau zugehört, während Erics Worte bei mir zum einen Ohr rein und zum anderen rausgegangen sind.«
Angel nickte und versuchte, sich selbst von ihrer übertriebenen Vorsicht zu überzeugen. Ihre eigene Schülerin Cassidy war ungeheuer raffiniert und hatte sie schon viele Male verblüfft. Warum sollte Caiden seiner Schwester dabei in irgendetwas nachstehen? Trotzdem blieb ein fahler Nachgeschmack in ihrem Unterbewusstsein zurück. Sie wurde das pochende Gefühl nicht los, dass sie etwas übersah, das direkt vor ihren Augen lag.
***
Als sie unter sich waren, durfte Faith ihre Erfahrungen als ausgebildete Einzelkämpferin entfalten und untersuchte mit geschultem Auge das Tal. Cassidy schlug vor, nach Tieren Ausschau zu halten, die mit Sicherheit ebenso Wasser brauchten wie sie. Caiden zeigte sich beeindruckt und war froh, dass ihre gemeinsamen Wanderungen durch die Wüste trotz des luxuriösen Lebens in Silver Valley nicht auf der Strecke geblieben waren. Gleichzeitig musste er seine übereifrige Schwester jedoch davon abhalten, einem Hasen nachzustellen, da gerade die Langohren auch ohne zu trinken sehr lange unterwegs sein konnten.
Nichtsdestotrotz begannen sie, nach Spuren zu suchen und entdeckten kurz darauf eine Wildschweinfährte. Die äußerst hygienebewussten Tiere lieben es, sich im Schlamm zu wälzen und entfernen sich nie mehr als ein paar hundert Meter davon. Berauscht von ihrem schnellen Erfolg und getrieben vom Durst liefen die drei um die Wette durch das hohe Gras, bis sie aus der Ferne das erhoffte Grunzen vernahmen.
Nun mussten sie vorsichtig sein, um nicht aus Versehen eine Bache mit ihren Jungen aufzuschrecken oder die Biester sonst wie zum Angriff zu verleiten. Von einer kleinen Anhöhe konnten sie kurz darauf das Schlammbad der Schweinsfamilie beobachten. Es waren sieben Jungtiere und fünf ausgewachsene Exemplare, aber keine Frischlinge. Das Rascheln im Gras genügte bereits, um die scheuen Tiere auf sie aufmerksam zu machen. Wie auf Befehl hörten sie auf, sich im feuchten Sand zu wälzen und starrten einen Augenblick in die Richtung der unbekannten Zweibeiner, die sie wahrscheinlich noch nie in ihrem Leben zu Gesicht bekommen hatten. Dann ging auf einmal alles ganz schnell. Die Bachen rannten mit den Jungtieren davon, gefolgt von den Keilern mit ihren deutlich hervorstehenden Eckzähnen, die jedoch eine Sekunde zu lange gezögert hatten.
Beim plötzlichen Knall aus Caidens Sturmgewehr erschrak seine Schwester fast zu Tode. Die Ruhe in den Bergen hatte sie den Gefechtslärm beinahe vergessen lassen. Vielleicht wäre es auch eine gute Idee gewesen, die Waffe nicht unmittelbar neben ihr abzufeuern. Betäubt hielt sie sich die Hände an die Ohren und versuchte zu fluchen, wusste dabei allerdings nicht, ob ihre Laute überhaupt einen Sinn ergaben, da sie sie nicht hören konnte.
Faith lief die Anhöhe hinab und zog den Keiler aus dem Schlamm heraus, damit sein Blut nicht das Wasser verunreinigen würde. Caiden wollte sich bei seiner Schwester entschuldigen, die jedoch nur wütend abwinkte und kein Wort verstand. Daraufhin stolperte er ebenfalls den Hügel hinunter und begann in dem Tümpel zu graben. An der Oberfläche gab es nichts als feuchten Sand, aber schon nach einem halben Meter kam klares Wasser zum Vorschein. Ein äußerst seltener Anblick auf dem vertrockneten Planeten, an dem er sofort seine Wasserflasche auffüllte. Der Durst ließ Cassidy ihren Zorn für den Moment vergessen. Gierig griff sie nach der Feldflasche und verschwendete keinen Gedanken daran, dass sich gerade eine ganze Wildschweinfamilie darin gesuhlt hatte.
In diesem Augenblick kamen Butch und Kim mit angelegten Gewehren herangestürmt. Die Funkgeräte hatten längst den Geist aufgegeben, weswegen sie vom schlimmsten ausgegangen waren. Zunächst schienen sie verärgert über den unfreiwilligen Sprint durch das heiße Tal, doch Caiden vermochte seinen Kopf mit dem klaren Wasser aus der Schlinge zu ziehen. Kim riet ihm allerdings, bereits einen Vorrat für Angel und Dog anzulegen, die wahrscheinlich ebenfalls unterwegs seien und ihn für den unerlaubten Schuss am nächsten Baum aufknüpfen würden.
Es dauerte zehn Minuten, dann tauchte Angel auf dem Hügel auf, von dem aus Caiden geschossen hatte. Anders als Kim und Butch wäre sie dadurch nicht
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