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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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unangenehmen Brennen. Einen Moment lang dachte sie daran, sich zu wehren und wegzulaufen, aber dann wurde ihr auf einmal alles egal und ein paar Sekunden später verlor sie das Bewusstsein.
     
    ***
     
    »... verdammtes Chaos ... die Lunge muss raus ...«
    »Doktor ... Blutdruck sechzig zu nichts!«
    Cassidy hörte die Echos zweier Stimmen, eine männliche, erregt und unsicher, und einer weiblichen, tief und selbstbewusst, die weit entfernt über ihr Schicksal zu entscheiden schienen. Sie verstand nur kurze Satzfetzen, die für sie keinen Sinn ergaben.
    »... schon zu viele Infusionen ... verdammt ... mehr Blut!«
    »... kannst ihr nicht noch mehr abnehmen!«
    »Ihr Körper verkraftet das ...«
    Cassidy sah, wie sich die Silhouette des weißen Mundschutzes mit dem himmelblau leuchtenden Auge über sie beugte.
    »Keine Angst!«, hörte sie die Ärztin mit dumpfer Stimme sagen.
    Cassidy verstand nicht mal, wovor sie keine Angst haben sollte. Ihr Bild war verschwommen. Die Deckenlampen bildeten ein unscharfes Mosaik aus grellem Licht. Um sie herum roch es nach Blut und Chemikalien. Ein russischer, männlicher Akzent rief medizinische Fachbegriffe durch den Raum.
    »... EKG zeigt Nulllinie ... Asystolie!«
    Das regelmäßige Piepen von Sharons Herzrhythmus hatte sich in einen dauerhaften Pfeifton verwandelt.
    »Jurij ... obere Schublade ... das Adrenalin!«
    Cassidy schwenkte den Kopf in die Richtung der Stimmen. Sie sah die vermummte Ärztin zusammen mit dem Mann vor Sharons blutigem Operationstisch stehen. Er reichte der Frau mit dem leuchtenden Auge eine Spritze, die nichts mehr mit den vergleichsweise harmlosen Injektionsnadeln von Steven zu tun hatte. Sie war so lang wie Cassidys Hand und wurde von der Ärztin mitten in Sharons Brustkorb hineingestoßen.
     
    ***
     
Cassidy schreckte schweißgebadet hoch und war überzeugt, einen furchtbaren Alptraum durchlitten zu haben. Umgeben von absoluter Dunkelheit keimte in ihr die Hoffnung, in einem der Tunnel unterhalb des Hadesgebirges zu rasten. Vorsichtig tastete sie die Umgebung ab und stellte erschrocken fest, dass sie auf einem weichen Bett lag, das sie für einen Moment an den kurzlebigen Luxus ihres Quartiers in Silver Valley erinnerte. Wo hatte man sie hingebracht? Befand sie sich immer noch in dem schrecklichen OP-Saal?
    Kaum reckte sie ihren Kopf nach oben, schaltete sich die Deckenbeleuchtung ein und ließ sie instinktiv die Hände vor dem Gesicht zusammenfalten. Vier grellweiße Strahler erhellten den Raum auf Tageslichtniveau, so dass sie kurzzeitig vollkommen geblendet war. Nachdem sich ihre Augen allmählich daran gewöhnt hatten, erkannte sie Umrisse von Metallwänden im fünfundvierzig-grad Winkel, die von der Decke bis zur exakten Mitte der Wand verliefen und dann senkrecht im Boden verschwanden. Im schrägen Teil waren drei dicke Fensterscheiben eingebaut worden. Schwer anmutende Metallschotts dahinter versperrten Cassidy die Sicht, so dass sie nicht erkennen konnte, ob es draußen Tag oder Nacht war.
    Vor den Fenstern stand eine silbergrau gebürstete Metallkiste, in die problemlos Angels großes Scharfschützengewehr hineingepasst hätte. Private Fotos und ein einzelner Bildschirm auf einem alleinstehenden Schreibtisch, halboffene Kleiderschränke und deren unordentlich im Raum verteilter Inhalt ließen auf ein Privatquartier schließen. Das Einzelbett nahm fast ein Drittel des beengten Platzangebots ein, was mit Hilfe von Einbauschränken und allerlei Ablagen jedoch äußerst effizient genutzt wurde. Neben der massiven Eingangstür aus demselben mattbraunen Stahl wie alle Wände der Anlage stand ein schneeweißes Ledersofa, das als einziges herkömmliches Möbelstück durchging und keinesfalls zur Originalausstattung des eigenartigen Militärkomplexes gehören konnte. Darauf lag ein sauber zusammengefalteter Kleiderstapel, der aufgrund seiner ausnahmsweisen Ordnung auffiel. Im Türrahmen haftete ein laminiertes Foto mit Hilfe eines Magneten, das eine lachende Asiatin zeigte. Sie war Mitte dreißig, trug einen weißen Kittel und umarmte einen Mann, dessen Gesicht nicht zu erkennen war.
    Als Cassidy sich kräftig genug fühlte, versuchte sie möglichst behutsam aufzustehen. Kaum setzte sie den ersten Fuß auf den eiskalten Kunststoffboden, flackerte der gläserne Bildschirm auf dem Schreibtisch auf.
    »Guten Morgen Cassidy«, hörte sie eine blechern klingende Frauenstimme sagen. Cassidy hatte sich völlig unbeobachtet gefühlt und suchte reflexartig

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