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Revierkönige (German Edition)

Revierkönige (German Edition)

Titel: Revierkönige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Gerlach
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länger gewesen sein, hatte er den Eindruck, das Wohnzimmer sei voller Leute. Skin-Hansi, der Spargel, und die Frau, war das nicht seine Freundin?, und der Migge saß neben ihr, aber das konnte nicht sein. Etwas später kam auch noch der Bert aus Marokko und sagte: „Ich bin Versicherungsvertreter, ist das schlimm?“ „Mann Alter, wie siehst du denn aus!“ „Wohl vor´n Schrank gelaufen“, lachte der Bert. „Hört auf, ich bin total erkältet und schlecht drauf.“ „Fang du aunoch an!“ Das musste Migge gewesen sein, aber man sah ihn nicht mehr, war wohl gegangen. Der Rauch störte, er bekam Kopfschmerzen. „Wieso, wir gehen doch ins Opossum“, sagte Spargel. Motte wollte nicht mehr, lieber hier bleiben und früh schlafen. „Wie war das jetzt mit dem Schrank?“, fragte Bert und Motte musste nun doch lachen. Das Lachen kam von ganz tief aus seinem Brustkasten und hallte in dem großen Eichenschrank wider. Das Türchen oben rechts stand offen und jemand hatte zwei von den grünen Gläsern herausgenommen. Das waren die „Guten“, die hatten seine Eltern nur benutzt, wenn Besuch kam, aber das war zwanzig Jahre her. „Na eben vorn Schrank gelaufen, es war dunkel. Iss dir wohl noch nie passiert?“ „Ne, so was Dämliches ist mir echt noch nicht passiert, und mir ist schon ne Menge passiert, das kann ich dir sagen.“ „Du hast dir in Marokko die Gelbsucht geholt.“ „Nee, das kommt erst später. Aber dafür muss ich dann keinen Alkohol mehr trinken.“ „Daafer nich, hat der Arzt gesagt.“ „Und ich dachte immer, das wär schon gewesen“, sagte Motte leise zum Spargel, der vor ihm stand. Er war so groß, wie ein Berg ragte er vor ihm auf und hielt ihm eine Flasche Bier hin. „Das iss kalt“, sagte Motte, „tu das ma in den Topf, der auffem Herd steht. Wärm mir das ma an.“ „Wie, dat Bier waam machen?!“ „Iss gut bei Erkältung. Hat mir der Horst gesagt.“ „Dir geht´s ja echt beschissen. Warmes Bier, igitt!“ Das war nicht der Hansi, das war der Freese! Den konnte er heute ja überhaupt nicht ertragen. Wieso war der hier? War der vielleicht mit Spargel und Vera gekommen? Hatte er gar nicht gemerkt. Aber der war ja immer so hintenrum, so verstohlen, bei dem wusste man nicht, was er im Sinn hatte. Aber ne Klappe! „Im Opossum ist in letzter Zeit nichts mehr los“, sagte die Klappe. „Kaum noch Leute da. Ich glaub, die Hippies sterben endgültig aus.“ Vera lachte und nahm eine Zigarette zwischen ihre Finger, der Freese gab ihr Feuer. „Die iss ebent anders, anders drauf“, sagte der Spargel und sah völlig verzweifelt aus. Motte kannte das. Diese Verzweiflung. „Das macht doch nichts“. Er sprach leise, damit die anderen ihn nicht hörten, fürchtete aber, seine Worte würden nicht verstanden werden, weshalb er seinen Mund großzügig verformte, und doch waren es wiederum die Worte selbst, die in seinem Mund aufgingen wie Hefeklöße und wenn er nicht die Luke in dem Kämmerchen neben der Küche ganz weit aufriss, dann würde bald die Luft knapp. „Steh dazu. Echt. Das iss deine Chance, Spargel. Wenn ich du wäre, ich würd hier abhauen!“ „Du bist nicht der Erste, der mir das sagt.“ Dann passierte etwas Merkwürdiges, noch merkwürdiger als sowieso schon alles war: Der Spargel rückte auf einmal ganz weit weg, er konnte niemanden sehen noch hören, er war verschwunden, wie auf einer anderen Ebene, gleichzeitig war er aber ganz nah, fast vor seinem Gesicht und schüttelte dauernd den Kopf, als würde er etwas nicht verstehen. „Was iss´n los, Motte? Erzähl doch mal.“ Und der Spargel war jetzt er selbst, Motte, und erzählte: „Schwanger isse. Vom Thomas Möricke, mit dem sie seit einem Jahr zusammen iss. Und der hat gesagt, sie soll abtreiben. Monika will aber nich und sie will den Möricke glaub ich aunich mehr. Sie sagt, sie hat die Schnauze voll von den Typen. Und ich sag, Moni, dann trenn dich doch von dem und mach´s weg. Sag ich noch so, ne. Da kucktse mich so an und sagt: Verstehst du eigentlich gar nichts? Ich sag, wieso, lass den Scheißtypen doch sausen. Ich war auch sauer, weil, geht mich ja eigentlich auch nichts an, ne? Da sachtse: Motte, es ist das zweite Mal! Ich hab gekuckt wie´n Auto und versteh nur noch Bahnhof. Und wann war das erste Mal?, frag ich sie, aber eigentlich will ich das gar nich hören. Im Oktober vor drei Jahren, sachtse. Spargel, weißt du, was das heißt?! Die war schwanger von mir und sagt mir das nich. Hat sich nich getraut, weil

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