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Revierkönige (German Edition)

Revierkönige (German Edition)

Titel: Revierkönige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Gerlach
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Migge.
    Horst stand auf. „Ja, ich find´s auch schade. Fällt mir echt schwer, mich von euch zu trennen. Bleibt sauber. In diesem Sinne, Brüder ...“ Er legte die Handflächen zusammen und machte eine Verbeugung.
    „Ich bin nich dein Bruder“, meinte Hansi.
    „Wie du willst, mein Sohn.“ Horst schwebte davon, während der Flohmarktgeruch seiner Kleidung noch eine Weile im Raum blieb.
    „Wurde Zeit, dass der abhaut. Der hat mich genervt. Ich hab schon son komisches Kribbeln inne Finger gehabt.“
    „Nich haun“, sagte Spargel und kicherte doof, riss sich aber gleich wieder zusammen, weil mit dem Migge was nicht stimmte, für so was war der Spargel sensibel. „Der Horst iss ebent son alter Hippie, lassen doch. Jeder iss irgendwas – einer iss Skin, der Motte iss Kfz-Mechaniker und ebent der Motte, ich bin Rauschmittelverkäufer.“
    „Dir hamse doch ins Gehirn geschissen!“, sagte Migge.
    „Na gut, dann bin ich ebent ne Nummer beim Arbeitsamt.“
    Motte leerte die Aschenbecher aus und schob dem Spargel ein Klümpchen hin. „Keah ej, ihr habt vielleicht Themen drauf! Komm Spargel, machma noch ein fertig.“
    „Jetzt nehmen wir meinen“, sagte Spargel. „Ich sauf dir schon dein Bier weg, da brauch ich dir nich noch das ganze Dope wegzurauchen.“
    „Sollen wir nich mal gehen?“, fragte Vera leise. Hansi hörte das. „Hier wird nich gegangen. Jetz wird´s erst mal richtig gemütlich. Motte, hasse noch ´n Bierchen für dein Besuch?“
    „Ja, aber nich lange, ich muss noch ...“
    Motte stellte Bier auf den Tisch und reichte Vera eine Flasche.
    „Wie lange bleibße denn noch hier?“, fragte Hansi und blickte die Frau unter halbgeschlossenen Lidern an.
    „Bis morgen“, antwortete Vera freundlich und etwas zittrig, „deshalb ..., ich muss noch packen.“ Sie konnte diesem Skin-Hansi nicht in die Augen sehen. Der Rest von ihm bestand aus diesen kompakten, provokant auseinanderstehenden Beinen. Das irritierte sie, und das merkte der Hund.
    „Morgen schon! Das iss abber nich schön. Spargel, wieso hasse uns deine Freundin nich ma eher vorgestellt?“
    „Och, wir sind immer so beschäftigt“, grinste Spargel, die Männer lachten. Der Spargel fühlte sich jetzt ganz gut und hatte auf einmal Lust, noch ne Weile zu bleiben. Das Bier schwemmte da ein paar Feinheiten weg und solange man was zu rauchen hatte, war alles in Ordnung. Vera legte wie beiläufig eine Hand auf seinen Rücken. Er fühlte sich unheimlich stark und erwachsen, sogar verantwortlich, das heißt: so verantwortlich wie in diesem Wort Verantwortung mitklang. Und mehr als diesen Klang brauchte es eigentlich gar nicht. Olaf Keune tendierte dazu, sich auch an Worten zu berauschen, sich mit ihnen wie mit Schmuck zu behängen, das Wort hatte Gewicht in seiner Eigenschaft als Wort. Manchmal hieß das einfach: man muss sich nicht den Arsch aufreißen, wenn man nur genügend darüber redet. Man blieb also noch, Vera musste eben sehen, wie sie mit dieser Situation klarkam. Da lernte sie mal was anderes kennen.
    Sie stand auf. Etwas wacklig auf den Beinen, bahnte sie sich einen Weg an Hansi vorbei, der seine Beine nur sehr langsam zurückzog. „Die Toilette ist da vorne?“, fragte sie Motte leise, aber alle hörten es, weil keiner was sagte. „Ja, bei der Küche rechts.“
    Hansi sah ihr nach. „Und wegen der fährße nach München, Spargel?“, fragte er.
    Olaf atmete zu viel Rauch ein, hustete und war froh über den Husten, nickte dabei. Hansi sah ihn an. „Würd ich auch machen“, meinte er nach einer Weile.
    Als Vera zurückkam, blieb Hansis Blick an ihrem Pullover hängen, wo sich die Brustwarzen unter der Wolle abzeichneten. Kuck ma an, die Olle.
    „Gestern hamwer uns beim Karl wieder Clockwerk Orange angekuckt“, sagte Migge. „War wieder geil.“
    „Kennße den Film?“, fragte Hansi Vera.
    Sie nickte. „Hmm, hab ich mal im Kino gesehen.“
    „Fünf Maa hamwer den jetz gesehen.“
    „Danach wollten die Jungs gleich losziehen. Krisse richtig Spaß bei.“
    Migge kasperte auf dem Sessel herum. „Nuti Nuti Nuti, du alte geile Nuuti, hehehe.“
    (...)
     
    Der Abend wurde in der Eisenstraße beim Hansi beschlossen. Wer hätte das gedacht? Wenn einem auf einmal das Bier schmeckt und die Hemmschwellen abgebaut sind, sagte Spargel immer, dann saß man fest. Bedenken jedweder Art (Ach, eigentlich, ich weiß nicht, ich muss noch etc.) wurden einfach vom Tisch gewischt. Jetz wode eima hier biss.
    Es war sehr spät, als Vera mitsamt

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