Revolte auf Luna
Arbeit... Glücklicherweise gab es die Friedensdrachen, sonst wäre unsere Revolution still und sanft verschieden.
Aber selbst die Soldaten brauchten von Zeit zu Zeit eine kleine Aufmunterung. Prof behauptete immer wieder, wir benötigten, eine >Boston Tea Party<, um die !ffentlichkeit aus ihrem Dauerschlaf aufzurütteln und auf unsere Seite zu bringen.
Wir gaben uns ehrlich Mühe. Mike dichtete alte Revolutionslieder wie die Marseillaise, die Internationale, We Shall Overcome und andere um, bis sie auf unsere Situation paßten. Simon Joker verbreitete sie, und sobald ein neues Lied bekannt war, ließen wir die Melodie in Radio und Fernsehen bringen. Daraufhin verbot der Gouverneur diese Melodien, was ihn lächerlich machte und uns nur recht sein konnte.
In der Lunaja Prawda erschien eine Anzeige, die einen Vortrag von Dr. Adam Selene über eine Renaissance der bildenden Künste auf Luna ankündigte. Kein Parteimitglied erschien; wir hatten alle rechtzeitig gewarnt. Alvarez schickte drei Gruppen Friedensdrachen, die natürlich niemand fanden, den sie verhaften konnten. Der Chefredakteur der Prawda mußte ihm eine Stunde lang erklären, daß er Anzeigen nicht selbst entgegennehme. Er wurde angewiesen, in Zukunft keine Anzeigen mehr von Adam Selene anzunehmen. Dieser Befehl wurde widerrufen, und er sollte alles nehmen, aber Alvarez sofort benachrichtigen.
Das neue Katapult wurde mit einer Ladung getestet, die bei 35° Ost, 60° Süd in den Indischen Ozean plumpste, der an dieser Stelle nur Fische enthielt. Mike war über diesen Erfolg begeistert, weil er nicht lange hatte zielen können,anstatt die Einstellung wie sonst mehrmals zu überprüfen und zu verbessern. Die Zeitungen auf Terra berichteten voneinem gigantischen Meteor, der noch in Kapstadt auf Radarschirmen sichtbar gewesen war. Mike rief mich an, um zu prahlen, während er die ersten Meldungen aufnahm.Zum Glück hatten wir nur diesen einen Kanister, sonst hätte Mike vermutlich weiter mit seinem neuen Spielzeug gespielt.
Stiljagis und ihre Mädchen begannen Freiheitsmützen zu tragen; Simon Joker trug eine zwischen den Hörnern. Manche Geschäfte verschenkten sie sogar statt Rabattmarken. Alvarez verbrachte eine unangenehme Viertelstunde beim Gouverneur, der von ihm wissen wollte, ob er plötzlich übergeschnappt sei, weil er nervös energische Gegenmaßnahmen verlange, sobald die Jugendlichen sich eine neue Modetorheit einfallen ließen.
Anfang Mai begegnete ich zufällig Slim Lemke; er trug eine Freiheitsmütze. Er schien sich über diese Begegnung zu freuen, und ich bedankte mich für die prompte Bezahlung (er war zwei Tage nach der Verhandlung bei Sidris gewesen, um die Schulden der Bande zu bezahlen) und lud ihn zu einem Drink ein. Wir unterhielten uns, und Slim äußerte einige revolutionäre Ideen, die mir bekannt vorkamen. Als ich nach Hause kam, war ich versucht, mich bei Mike nach dem Parteinamen des jungen Mannes zu erkundigen. Aber das wäre Slim gegenüber unfair gewesen -und es hätte gegen die Sicherheitsbestimmungen verstoßen.
Am 3. Mai 2076 wurden einundsiebzig Männer namens Simon verhaftet, verhört und wieder freigelassen. Die Zeitungen berichteten nicht darüber, aber die Nachricht verbreitete sich wie Lauffeuer; wir waren bei J angelangt,und zwölftausend Menschen können eine Geschichte verblüffend schnell weitererzählen. Wir betonten, einer dieser gefährlichen Männer sei erst vier gewesen, was nicht zutraf, aber äußerst wirksam war.
Stu Lajoie kehrte erst im April nach Terra zurück; in der Zwischenzeit hatte er täglich auf der Zentrifuge im Verwaltungskomplex trainiert, die ihm zur Verfügung stand. Stu wäre am liebsten noch länger geblieben. Alle meine Frauen und Wyo küßten ihn zum Abschied mit Tränen in den Augen, und er versicherte jeder, daß er zurückkehren werde. Aber er mußte fort, weil er einen Auftrag durchzuführen hatte; er war jetzt Parteimitglied.
Ich hatte mich der Stimme enthalten, als wir vor der Frage standen, ob wir Stu anwerben sollten; ich wußte, daß ich seinen Fall voreingenommen beurteilen würde. Aber Wyo und Prof einigten sich darauf, es mit ihm zu versuchen. Ich war natürlich mit dieser Entscheidung einverstanden. Prof übernahm es, Stus politische Zuverlässigkeit festzustellen,und als die Entscheidung zu seinen Gunsten gefallen war, stellten wir ihn auch >Adam Selene< vor, mit dem er aus Sicherheitsgründen nurtelefonisch verkehren konnte.
Stu flog mit einem speziellen Kodebuch
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