Revolte auf Luna
gegrinst... aber dann hatte er sie an sich gezogen und sie scherzhaft zu küssen versucht.
Tish war natürlich erschrocken undhatte vor Verblüffung gekreischt. Die Jungs waren über den Mann hergefallen. Dann hatten sie beschlossen, ihn seine Untat büßen zu lassen -aber alles sollte mit rechten Dingen zugehen,deshalb brachten sie ihn zu einem Richter. Wahrscheinlich war ihnen die Sache längst unheimlich; aber sie hatten keine andere Wahl gehabt.
Als ich davon überzeugt war, alles richtig mitbekommen zu haben, sagte ich: »Fassen wir also zusammen. Wir haben hier einen Fremden, der unsere Sitten nicht kennt. Er ist schuldig, aber es handelt sich offenbar nicht um eine absichtlich begangene Tat.
Was sagt die Jury dazu? He, du dort drüben... wach auf! Was meinst du?«
»Eliminieren!« murmelte der Geschworene verschlafen.
»Ausgezeichnet.Und der nächste?«
»Nun...« Der Mann zögerte. »Eine Tracht Prügel müßte reichen. Aber wir müssen unsere Frauen beschützen, sonst ist es hier bald so schlimm wie auf Terra.«
»Vernünftig«,stimmte ich zu. »Und du?«
Nur ein Geschworener stimmte für die Elimination; die anderen waren für Geld -oder Prügelstrafen.
»Was findest du,Slim?«
Er zögerte unentschlossen; er mußte das Gesicht vor seiner Bande wahren, aber er wollte den Touristen eigentlich nicht mehr eliminieren. »Wir haben ihn schon verprügelt. Könnte er vielleicht vor Tish niederknien, ihr die Füße küssen und sie um Verzeihung bitten?
»Tust du das,Genosse Lajoie?«
»Wenn Sie mich dazu verurteilen,Euer Ehren.«
»Das tue ich nicht. Hier ist das Urteil. Zuerst wird der Geschworene -du! -mit fünf Dollar Geldstrafe belegt, weil er geschlafen hat, anstatt seine Pflicht zu tun. Nehmt ihm das Geld ab,Jungs, und schmeißt ihn 'raus!«
Nachdem das geschehen war, fuhr ich fort: »Genosse Lajoie wird mit fünfzig Dollar Geldstrafe belegt, weil er nicht vernünftig genug war, sich über die hiesigen Sitten zu informieren.Bitte zur Kasse.«
Ich strich das Geld ein. »Jetzt seid ihr Jungs an der Reihe. Ihr bezahlt jeder fünf Dollar Strafe, weil ihr einen Fremden falsch behandelt habt. Es war natürlich in Ordnung, daß ihr ihn von Tish zurückhalten wolltet. Eine Tracht Prügel kann auch nie schaden; dann lernt er um so schneller. Aber das Gerede von der Elimination war Blödsinn, weil er diesen Fehler nur aus Versehen gemacht hat.Jeder fünf Dollar!«
Slim fuhr zusammen. »Richter ... wir haben nicht mehr soviel 'übrig! Ich jedenfalls nicht.«
»Das habe ich mir gedacht. Ich lasse euch eine Woche Zeit, bevor eure Namen ans Schwarze Brett kommen. Kennt ihr den Schönheitssalon neben Schleuse dreizehn? Meine Frau führt ihn; ihr könnt dort bezahlen. Die Sitzung ist beendet. Lauf nicht fort, Slim. Bleibt hier -du auch Tish. Genosse Lajoie, ich schlage vor, daß wir den jungen Leuten eine Runde spendieren, damit wir uns besser kennenlernen.«
Er nickte begeistert.»Wunderbar,Richter!«
»Bin kein Richter mehr. Wir müssen eine Rampe hinauf, deshalb schlage ich vor, daß du Tish deinen Arm anbietest.«
Er verbeugte sich und sagte: »Darf ich, Mylady?« Tish strahlte förmlich.»Danke,Genosse! Mit Vergnügen.«
Wir gingen in ein teures Lokal, wo die jungen Leute sich nicht recht wohl fühlten. Stuart Lajoie und ich gaben uns Mühe mit ihnen; ich ließ mir ihre Namen geben, denn Wyo hatte einige Zellen gegründet, deren Mitglieder aus Stiljagikreisen stammten.
Sie bedankten sich nach kurzer Zeit für die Einladung,standen auf und ließen uns allein. Lajoie und ich blieben noch; ich fand ihn sympathisch, seitdem er es sich auf meinen Wink hin angewöhnt hatte, die Leute wie ein echter Loonie zu duzen.
Stuart ließ unsere Gläser nochmals füllen, trank mir zu und fragte nachdenklich: »Mannie, war ich tatsächlich in Gefahr,eliminiert zu werden?«
»Ich hätte doch mehr verlangen sollen,Stu.«
»Warum?«
»Du bist offenbar nicht überzeugt und scheinst die ganze Sache für einen Witz zu halten.«
»Nein, nein, durchaus nicht«, versicherte Stu mir hastig.»Ich muß mich nur erst daran gewöhnen, daß die hier gültigen Gesetze zulassen, daß ein Mann so ungezwungen zum Tode verurteilt wird, obwohl er eigentlich nichts verbrochen hat.«
Ich seufzte schwer. Was sollte ich ihm erklären, wo sollte ich mit der Erklärung anfangen, wenn jedes Wort deutlich zeigte, daß er nicht die geringste Ahnung von hiesigen Verhältnissen hatte?
»Am besten fangen wir von vorn an, Stu«, sagte ich.
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