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Revolte auf Luna

Revolte auf Luna

Titel: Revolte auf Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Der Argentinier lief dunkelrot an und schwieg betroffen. Prof fuhr fort: »Ich möchte zunächst die Bemerkung des Delegierten aus Nordamerika aufgreifen, der meine Landsleute kollektiv abgeurteilt hat. Sir, ich habe mehr als ein Gefängnis von innen gesehen; ich bin stolz darauf, ein ehemaliger Sträfling zu sein. Wir Bürger von Luna sind Sträflinge und Nachkommen vonSträflingen. Aber Luna ist eine strenge Lehrerin; wer ihren strikten Unterricht überlebt hat, braucht sich nicht zu schämen. In Luna City -kann man seine Wohnung unverschlossen und seinen Besitz unbewacht lassen, ohne darum Angst haben zu müssen... Ich frage mich, ob das auch in Denver der Fall ist? Ich habe nicht den Wunsch, Colorado zu besuchen, um mir dort andere Sitten beibringen zu lassen; ich bin mit denen zufrieden, die Mutter Luna mich gelehrt hat. Und wir sind vielleicht ein Pack,aber wir sind jetzt ein bewaffnetes Pack.
    Dem indischen Delegierten möchte ich versichern, daß wir keine >Politik mit dem Hunger anderer< treiben. Wir wehren uns nur gegen Vereinbarungen, die nicht mit uns selbst getroffen wurden.
    Falls unsere Gespräche fortgesetzt werden, bin ich gern bereit, ein Verfahren zu erklären, das zusätzliche Lieferungen zuließe,von denen Indien profitieren würde.«
    Die Delegierten aus Indien und China beugten sich interessiert vor. Der Inder wollte etwas sagen, schwieg doch und überließ es dem Vorsitzenden, Prof zu weiteren Erläuterungen aufzufordern.
    »Herr Vorsitzender, meine Herren Delegierten, Luna ist tatsächlich imstande, die bisherigen Getreidelieferungen zu verzehnfachen oder gar zu verhundertfachen. Allein die Tatsache, daß die Lieferungen fortgesetzt wurden, beweist unsere friedlichen Absichten.
    Aber es hat keinen Zweck, die Kuh zu schlagen, die Milch geben soll. Wofür entscheiden Sie sich also? Bestehen Sie darauf, uns als Sklaven zu behandeln, die unter fremder Herrschaft stehen?
    Oder verhandeln wir als gleichberechtigte Partner, die einander helfen können?«
    »Wir sollen also die Katze im Sack kaufen«, stellte der Vorsitzende fest. »Sie verlangen, daß wir die Unabhängigkeit Ihres sogenannten Freistaats anerkennen ... dann wollen Sie über Ihre phantastischen Behauptungen sprechen. Eine so wesentliche Erhöhung der Getreidelieferungen ist unmöglich; ich bin selbst Fachmann auf diesem Gebiet. Ihre Forderungen sind unrealistisch, denn nur die Vollversammlung kann einen neuen Staat als Mitglied aufnehmen.«
    »Dann beantrage ich, den Fall der Vollversammlung zur Entscheidung vorzulegen. Sobald wir als gleichberechtigt anerkannt sind, können die Verhandlungen über weitere Getreidelieferungen beginnen. Herr Vorsitzender, wir bauen das Getreide an, es gehört uns. Wir können erheblich mehr anbauen. Aber nicht als Sklaven. Zuerst muß der Freistaat Luna anerkannt werden.«
    »Unmöglich! Sie wissen selbst, daß die Verwaltungsbehörde einen Auftrag zu erfüllen hat, dem sie nicht untreu werden kann.«
    Prof seufzte schwer. »Ich kann nur vorschlagen, daß wir die Beratungen auf einen späteren Zeitpunkt verschieben,damit wir inzwischen nachdenken können. Heute treffen unsere Getreidelieferungen noch pünktlich ein ... aber sobald ich meiner Regierung mitteilen muß, daß ich keinen Erfolg gehabt habe ... werden ... sie... eingestellt!«
    Prof sank in seine Kissen zurück, als habe er sich überanstrengt -was durchaus stimmen konnte. Als er auf weitere Fragen der Ausschußmitglieder nicht reagierte, wurden wir in unser Hotel zurückgebracht. Im Krankenwagen fragte ich Prof: »Was hast du eigentlich zu dem Argentinier gesagt?«
    Er grinste. »Kamerad Stuarts Nachforschungen haben einige interessante Tatsachen zutage gefördert. Ich habe ihn gefragt, wem ein bestimmtes Bordell in Buenos Aires gehört und ob dort noch immer eine Rothaarige der Star ist.«
    »Warum? Bist du früher hingegangen?« Man stelle sich Prof In einem Bordell vor!
     
    »Nein, ich bin seit vierzig Jahren nicht mehr In Buenos Aires gewesen. Das Bordell gehört ihm, Manuel, obwohl er es von einem Strohmann führen läßt, und seine Frau, eine rothaarige Schönheit,hat früher darin gearbeitet.«
    »War das nicht unfair?« erkundigte ich mich besorgt. »Und undiplomatisch?«
    Aber Prof schloß die Augen und antwortete nicht.
    Gegen Abend hatte er sich soweit erholt, daß er eine Pressekonferenz abhalten konnte -von seinem Bett aus. Er wirkte durchgeistigt und zerbrechlich, und der Gegensatz zwischen seinem weißen Haar und dem

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