Revolte auf Luna
machen?«
Zunächst herrschte unbehagliches Schweigen, dann sagte einer der Reporter: »Meiner Meinung nach kann es sich nur um eine Aufstockung der natürlichen Reserven handeln.«
»Wunderbar! Ausgezeichnet!« Prof lächelte strahlend. »Wer Getreide anbauen will, braucht Wasser und Dünger. Schicken Sie uns beides, dann erhalten Sie als Gegenleistung goldenen Weizen. Meine Herren, Luna ist eine gigantische Farm: viertausend Millionen Hektar Land warten nur darauf,bearbeitet zu werden!«
Das verblüffte sie. Dann fragte jemand: »Aber was haben Sie davon? Luna,meine ich.«
Prof zuckte mit den Schultern. »Geld in Form von Waren. Es gibt viele Dinge, die hier billig hergestellt werden können, obwohl sie auf Luna wertvoll sind. Medikamente. Werkzeug. Buchfilme. Modeschmuck für unsere Damen. Wer unseren Weizen kauft, kann seine Waren mit Gewinn bei uns absetzen.«
Ein indischer Journalist nickte langsam und begann zu schreiben. Neben ihm stand ein Europäer, der nicht überzeugt zu sein schien. »Professor, können Sie sich vorstellen, was es kosten würde, derartige Mengen zum Mond zu schicken?«
Prof machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das ist ein technisches Problem, Sir. Früher hat es eine Zeit gegeben, in der es als unmöglich galt, Waren über die Weltmeere zu transportieren; heute verteuert sich ihr Preis auch durch längste Transportwege nur unwesentlich. Ich bin kein Ingenieur, meine Herren, aber ich habe die Erfahrung gemacht, daß Ingenieure alles verwirklichen können, was unbedingt sein muß. Ich kann Ihnen deshalb nur den Rat geben, diese Aufgabe Ihren Ingenieuren zu überlassen, wenn Sie das Getreide brauchen, das wir anbauen können.« Prof ließ sich schweratmend in die Kissen zurücksinken und gab der Krankenschwester ein Zeichen,sie solle ihn in sein Zimmer schieben.
Ich blieb zurück, weigerte mich jedoch, die Fragen der Reporter zu beantworten, soweit sie dieses Thema betrafen; ich verwies sie an Prof. Die Journalisten ließen sich andere Fragen einfallen.
Einer von ihnen wollte zum Beispiel wissen, weshalb wir glaubten, ein Recht auf Selbstbestimmung zu haben, obwohl wir keine Steuern zahlten? Schließlich hatte Terra enorme Summen für die Gründung der Kolonie ausgegeben -und nun lebten die Kolonisten dort, ohne einen Cent Steuern zu bezahlen.War das nicht unfair?
Auch darauf hatte Prof mich vorbereitet. »Fangen wir noch mal von vorn an«, antwortete ich. »Erstens: wofür sollen wir Ihrer Meinung nach Steuern zahlen? Wie steht es mit Ihnen -zahlen Sie welche?«
»Natürlich! Und Sie müßten es auch tun.«
»Was bekommen Sie dafür?«
»Hä? Von Steuern werden Regierungsaufgaben finanziert.«
»Entschuldigen Sie meine Unwissenheit«, bat ich ihn, »aber könnten Sie das etwas näher erläutern? Was bekommen Sie für Ihr Geld?«
Nun zeigten alle Interesse und ergänzten, was mein Gegenüber vergessen hatte. Ich schrieb eifrig mit. Als wir zu Ende waren, las ich meine Liste vor: »Freie Krankenfürsorge -auf Luna unbekannt. Krankenversicherung -bei uns gibt es etwas !hnliches,aber nicht das, was Sie meinen. Wer sich versichern will, geht zu einem Buchmacher und schließt eine Wette ab.
!ffentliche Büchereien -in Luna City gibt es nur eine Bibliothek, die Bücher für Geld ausleiht. Straßen das wären vermutlich unsere Verkehrsröhren, die gebührenpflichtig sind. Schulen -unsere Schulen sind privat und durchaus nicht billig, weil jeder Lehrer, der etwas Nützliches unterrichten kann, möglichst viel dafür verlangt. Sozialversicherung -ich weiß nicht, was darunter zu verstehen ist, aber es ist bei uns jedenfalls unbekannt. Renten -man kann natürlich eine Rente kaufen, aber das ist meistens überflüssig. Die Familien sind im allgemeinen groß, und alte Leute -sagen wir über hundert -beschäftigen sich oder sehen fern. Oder sie schlafen. Wer über hundertzwanzig ist, schläft mehr als andere Leute.«
»Entschuldigen Sie, Sir, aber leben die Menschen auf dem Mond wirklich so lange, wie immer behauptet wird?«
Ich bemühte mich, überrascht zu wirken, obwohl ich es nicht war. »Niemand weiß, wie alt Menschen auf Luna werden können; bisher ist noch niemand, der auf Luna geboren wurde,an Altersschwäche gestorben. Aber das ist kein Beweis, denn wir haben keine Zeit gehabt, wirklich zu altern. Unsere ältesten Mitbürger sind noch auf Terra geboren, aber... Nun, Madam, für wie alt halten Sie mich? Ich bin ein authentischer Loonie.«
»!h, um es ganz ehrlich zu sagen,
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