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Revolte auf Luna

Revolte auf Luna

Titel: Revolte auf Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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dreihundert Kilometer tiefes Loch zu bohren?«
    »Oh nein! Das Gerüst muß sich über der Erdoberfläche befinden, damit die Druckwellen nicht in ihrer Ausbreitung behindert werden. Der Stator würde fast waagrecht liegen und auf dreihundert Kilometer Länge nicht mehr als vier Kilometer ansteigen; er wäre leicht gekrümmt, um der Corioliskraft entgegenzuwirken. Das Katapult auf Luna ist fast gerade und so angenähert horizontal, daß die Getreidefrachter nur knapp über einige Felszacken am Ende hinwegrasen.«
    »Oh... ich dachte schon, Sie hätten unsere Ingenieure überschätzt. Wir bohren tief, aber nicht so tief. Weiter, bitte.«
    »Doktor, ich kann mir vorstellen, weshalb Sie mich eben unterbrochen haben. Sie sind der verbreiteten Illusion erlegen, ein Katapult müsse notwendigerweise senkrecht konstruiert sein -oder die Austrittsöffnung müsse nach oben zeigen. Beides ist weder praktisch durchführbar noch notwendig. Daran ist wahrscheinlich die Tatsache schuld, daß Raumschiffe senkrecht starten.
    Aber das tun sie nur, um in eine Kreisbahn zu gelangen,die oberhalb der Atmosphäre liegt. Die Fluchtgeschwindigkeit braucht nicht senkrecht zur Erdoberfläche zu wirken; eine Ladung, die das Katapult verläßt, kehrt unter keinen Umständen zur Erde zurück, sobald sie auf Fluchtgeschwindigkeit beschleunigt wird.
    Und dazu müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Die Abschußrichtung darf nicht durch Hindernisse wie Gebirge oder die Erde selbst blockiert sein, und der beschleunigte Körper muß schnell genug sein, um die Atmosphäre zu durch!ueren und trotzdem noch elfkommazwei Sekundenkilometer Geschwindigkeit zu besitzen. Fliegt er in die entsprechende Richtung, landet er unweigerlich auf Luna.«
    »!h, richtig. Aber dieses Katapult ließe sich nur einmal monatlich benützen?«
    »Keineswegs, Sir. Nach unseren Berechnungen wäre es täglich einzusetzen, sobald Luna die geeignete Position erreicht hat. Aber in der Praxis -das behauptet der Computer; ich bin kein Fachmann für Astronautik -ließe sich das Katapult zu jedem beliebigen Zeitraum benützen,indem die Endgeschwindigkeit verändert wird, damit die Flugbahnen auf Luna enden.«
    »Das kann ich mir nicht gut vorstellen.«
    »Ich auch nicht, Doktor, aber ich möchte Ihnen vorschlagen, einem guten Computer die Aufgabe zu stellen,sämtliche möglichen Startzeiten für ein Katapult dieser Art zu berechnen. Manche Flugbahnen gehen weit an Luna vorbei, bevor sie zu einem Punkt zurückkehren, an dem sich die Anziehungskraft von Luna bemerkbar macht. Andere beschreiben nur einen Bogen um Terra und erreichen ihr Ziel wesentlich früher. Wieder andere sind so einfach wie die Flugbahnen der Getreidefrachter, die von Luna aus gestartet werden. Es gibt täglich mehrere Zeitpunkte,an denen diese ideale Flugbahn möglich ist.
    Aber die Ladung befindet sich weniger als eine Minute lang im Katapult; deshalb besteht das Problem daraus, so schnell wie möglich neue Ladungen bereitzustellen. Es ist sogar schon versucht worden, gleichzeitig mehr als eine Ladung zu starten -aber dazu braucht man viel Energie und einen guten Computer. Nur ein Punkt macht mir Sorgen... diese hohen Berge sind doch mit Schnee bedeckt?«
    »Ja«, antwortete Dr. Chan. »Dort oben gibt es nur Schnee und Eis und kahle Felsen.«
    »Nun, Sir, ich bin auf Luna geboren und weiß deshalb nichts von Schnee. Der Stator würde nicht nur der Schwerkraft dieses Planeten widerstehen, sondern auch die Beschleunigungskräfte aufnehmen müssen. Ich nehme an, daß es nicht genügen würde, ihn in Schnee oder Eis zu verankern?«
    »Ich bin kein Ingenieur, Colonel, aber diese Möglichkeit scheidet vermutlich aus. Schnee und Eis müßten geschmolzen werden.
    Das Wetter wäre ebenfalls ein Problem.«
    »Von Wetter verstehe ich nichts, Doktor, und von Eis weiß ich nur, daß es eine Kristallisationswärme von dreihundertfünfunddreißig Millionen Joule pro Tonne hat.Ich kann nur schätzen, wieviel Eis zu schmelzen wäre und wieviel Energie aufgewendet werden müßte, um das Katapult schnee-und eisfrei zu halten, aber ich habe den Eindruck, daß für diesen Zweck ein Reaktor erforderlich wäre, der nicht viel kleiner als der Katapultreaktor sein dürfte.«
    »Wir können Reaktoren bauen, wir können Schnee und Eis schmelzen. Oder wir schicken unsere Ingenieure zur Umerziehung nach Norden, bis sie wissen, wie man mit Eis umgeht.«
    Dr. Chan lächelte, und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. »Die notwendigen

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