Revolte auf Luna
antwortete, fügte er hinzu: »Gut, darüber können wir morgen sprechen.Sagen wir um vierzehn Uhr.«
Ich verließ sein Arbeitszimmer, und als ich in unser Hotel zurückgebracht wurde, zitterte ich an allen Gliedern. Ich bin eben kein geborener Diplomat.
Stu und Prof erwarteten mich.»Nun?« fragte Prof.
Ich sah mich um und zeigte auf mein Ohr. Wir drängten uns an Profs Bett zusammen und flüsterten unter einer Decke. Ich begann, aber Prof unterbrach mich. »Du kannst später noch genug über ihn fluchen. Wir brauchen Tatsachen.«
»Er hat mir den Posten des Gouverneurs von Luna angeboten.« -»Du hast hoffentlich angenommen?«
»Zu neunzig Prozent. Ich soll diesen Plan lesen und mich morgen dazu äußern. Stu, wie steht es mit unserem Fluchtplan? Wann können wir abfliegen?«
»Sofort. Wir haben nur noch deine Rückkehr abgewartet,ohne zu wissen, ob du überhaupt jemals zurückkommen würdest.«
In den nächsten anderthalb Stunden hatten wir viel zu tun.
Zwei Hindus in wallenden Gewändern erschienen, um mit uns die Plätze und die Kleidung zu tauschen. Unsere Doubles >schliefen< fest, als Stuart Lajoie in Begleitung der beiden Hindus das Appartement verließ.
Der schwierigste Teil der Flucht lag noch vor uns: Prof mußte vom Fahrstuhl aus dreizehn Stufen zur Dachterrasse hinaufsteigen. Er hatte noch nie motorisierte Gehhilfen getragen, hatte nicht damit üben können und hatte die letzten vier Wochen auf dem Rücken liegend im Bett verbracht.
Aber Stu half ihm die Treppe hinauf, und ich biß die Zähne zusammen und erreichte das Dach ohne fremde Hilfe. Oben mußte ich mich gegen die Wand lehnen, um nicht zusammenzusacken; mein Herz schlug wie rasend.Ein Hubschrauber sank fast lautlos aus der Abenddämmerung herab, nahm uns an Bord und brachte uns zu dem gecharterten Jet, der zwei Minuten später nach Australienstartete.
Wir landeten in der chinesischen Hälfte Australiens -in Darwin, um es genau zu sagen -, wurden an Bord eines Raumschiffes gebracht, auf Konturliegen angeschnallt und mit allen möglichen Betäubungsmitteln vollgespritzt. Ich blieb länger wach als Prof, der schon bald das Bewußtsein verlor, und sah noch, daß Stu hereinkam und sich grinsend neben mir festschnallte. Ich warf ihm einen erstaunten Blick zu. »Du auch? Wer arbeitet dann weiter?«
»Die gleichen Leute, die schon von Anfang an die meisteArbeit getan haben. Sie kennen ihre Aufgabe und brauchen mich nicht mehr. Mannie, alter Junge, ich möchte nach Luna zurück -und das hier scheint der letzte Dampfer von Schanghai aus zu sein.«
»Was hat Schanghai damit zu tun?«
»Gar nichts. Mannie, ich bin völlig pleite; ich habe überall Schulden und würde wegen Beihilfe zu eurer Flucht vor Gericht gestellt. In anderen Worten: Ich gehe lieber freiwillig, als mich deportieren zu lassen. Glaubst du, daß ich in meinem Alter noch lernen kann, wie man mit einem Laserbohrer umgeht?«
Die Wirkung der Drogen machte sich allmählich bemerkbar.
»Stu, auf Luna bist du nicht alt... eben erst angefangen... außerdem kannst du... immer an unserem Tisch essen! Mimi hat dich gern!«
»Danke, Mannie, vielleicht kommt es noch dazu. Achtung, wir starten! Hol tief Luft!«
Ich spürte einen kurzen Schlag und verlor das Bewußtsein.
Kapitel 20
Als wir wieder aufwachten, befanden wir uns in einer Kreisbahn um Luna und hatten nichts anderes zu tun, als geduldig zwei Tage zu warten, bis sämtliche Krankheitserreger abgetötet worden waren, die wir von Terra mitgebracht hatten. Während dieser !uarantänezeit war ich erleichtert und fast glücklich -aber doch nicht ganz,denn Prof wollte wissen, was mich bedrückte.
»Nichts«, antwortete ich. »Ich kann es schon nicht mehr erwarten, endlich nach Hause zu kommen. Aber... weißt du, im Grunde genommen schäme ich mich, weil wir versagt haben.Was haben wir falsch gemacht,Prof?«
»Versagt, mein Junge?«
»Wie willst du es sonst nennen?«
»Manuel, ich bin dir eine Erklärung schuldig. Du erinnerst dich bestimmt daran, daß Adam Selene vor unserem Abflug unsere Chancen ausgerechnet hat?« Stu war nicht in der Nähe, aber wir sprachen aus Sicherheitsgründen trotzdem nie anders von Mike.
»Natürlich! Eins zu dreiundfünfzig. Und dann eins zu hundert, als wir auf Terra gelandet waren. Wie schlecht sind sie jetzt? Eins zu tausend?«
»Ich habe alle drei, vier Tage eine neue Berechnung angefordert -deshalb muß ich mich auch bei dir entschuldigen. Willst du raten, wie unsere Aussichten
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