Revolte auf Luna
heftig.
»Okay, dann schlage Ich vor, daß du meinen Arm nimmst.Wir gehen als harmloses Pärchen spazieren.Langsam.«
Wir bogen in den nächsten Seitenkorridor ab, in dem verhältnismäßig wenig Betrieb herrschte. Hier spielten Kinder und Halbwüchsige, von denen einige bereits alt genug waren, um Wyoming nachzustarren. Sie lächelte nur, aber ich machte mir deswegen Sorgen.
»So geht es nicht weiter«, flüsterte ich ihr ins Ohr. »Du bist einfach zu auffällig. Am besten verschwinden wir ins nächste Hotel. Ich weiß eines in der Nähe -nichts Besonderes, fast nur stundenweise vermietete Doppelzimmer,aber ganz in der Nähe.
»Dazu habe ich keine Lust.«
»Wyo, bitte! Das war keine Aufforderung. Wir können zwei Einzelzimmer nehmen.«
»Entschuldigung. Ist hier in der Nähe ein WC? Und eine Drogerie?«
»Warum?«
»Ich bleibe im WC, denn ich bin wirklich auffällig, und dubesorgst mir inzwischen aus der Drogerie, was ich brauche: Körpermakeup und etwas für die Haare.«
Das WC war schnell gefunden. Als Wyo darin verschwunden war, ging ich in die nächste Drogerie und verlangte Körpermakeup für ein Mädchen, das mir bis zum Kinn reichte und achtundvierzig Kilogramm wog. Dann suchte ich noch eine Drogerie und kaufte dort die gleiche Menge zum zweitenmal. Im dritten Laden kaufte ich ein Haarfärbemittel -und ein rotes Kleid.
Wyoming trug einen schwarzen Pullover und schwarze Shorts -praktisch für die Reise und in wirksamem Kontrast zu ihren blonden Haaren. Aber ich war lange genug verheiratet, um zu wissen, was Frauen tragen, und ich hatte noch nie eine Frau mit dunkelbrauner Haut -das Makeup war sepia -und schwarzen Haaren gesehen, die freiwillig.Schwarz trug. Außerdem waren jetzt Röcke modern; ich mußte die Größe schätzen, aber der Stoff war zum Glück dehnbar.
Unterwegs traf ich drei Bekannte, die mich wie gewöhnlich begrüßten. Niemand wirkte aufgeregt; das Leben ging seinen normalen Gang. Es war schwer zu glauben, daß vor wenigen Minuten in einem Saal einige hundert Meter von hier entfernt und nur einen Stock tiefer Schüsse gefallen und Menschen gestorben waren. Aber darüber konnte ich später nachdenken -vorläufig war ich zufrieden damit,daß hier keine Aufregung herrschte.
Ich reichte Wyoming das Paket durch die Tür und verzog mich für die nächste halbe Stunde in eine Kneipe. Dort behielt ich den Fernsehschirm im Auge, aber das Programm wurde nicht durch eine Sondermeldung unterbrochen. Ich saß meine halbe Stunde ab und klopfte dann an die Tür,hinter der Wyoming sich umzog.
Wyo kam heraus -und ich erkannte sie zunächst nicht wieder; als ich endlich begriff, wer vor mir stand, grinste ich anerkennend. Sie war jetzt dunkler als ich, hatte sich die Haare schwarz gefärbt und mußte einige Utensilien in ihrer Handtasche gehabt haben, denn Augen undWimpern waren ebenfalls dunkler als vorher. Sie sah weder afrikanisch noch europäisch aus, sondern wie eine verrückte Mischung aus beiden. Das rote Kleid war natürlich zu eng und betonte ihre Figur noch mehr, und sie hatte ihre Schuhe im WC zurückgelassen, weil sie barfuß kleiner war, »Okay?« fragte sie lächelnd,als sie sich bei mir einhakte.»Genehmigt?«
»Wunderbar!« versicherte ich ihr. »Komm, wir suchen uns endlich ein Hotel, bevor sie uns hier im Korridor erwischen.«
Wir nahmen ein Zimmer, und ich bezahlte. Wyoming spielte Theater, aber sie hätte sich die Mühe sparen können.Der Nachtportier sah kaum auf, als wir hereinkamen.
Wyoming war begeistert, als sie unser Zimmer sah. »Herrlich!« rief sie aus.
Das war für zweiunddreißig HKL-Dollars nicht zuviel verlangt.
Sie hatte wahrscheinlich ein kleineres Zimmer erwartet, aber ich wollte nicht schäbig sein. Wir hatten ein geräumiges Appartement mit eigenem Bad und unbegrenztem Wasservorrat. Und mit einem Telefon, das ich brauchte.
Sie öffnete ihre Handtasche. »Ich habe gesehen, was du bezahlt hast. Am besten werden wir uns gleich einig, bevor...«
Ich schüttelte den Kopf. »Kommt nicht in Frage.«
»!h... wenigstens die Hälfte?«
»Nein. Wyo, du brauchst dein Geld wahrscheinlich noch sehr nötig.«
»Manuel O'Kelly, wenn du mich nicht die Hälfte bezahlen läßt,gehe ich wieder!«
Ich hielt ihr die Tür auf. »Freut mich, deine Bekanntschaft gemacht zu haben,Genossin.«
Sie starrte mich an und ließ ihre Handtasche zuschnappen.
»Gut, ich bleibe.« Sie zögerte und fügte erklärend hinzu: »Ich bin es nicht gewöhnt, mir von anderen Gefallen tun zu
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