Revolution - Erzählungen
teuer«, sagt er. »Alles wird besser, wenn meine Frau gestorben ist.« Er macht eine Armbewegung. »Und dein Hotelzimmer ist auch teuer.« Ich sage nichts.
36.
Jeden Sonntag gehe ich mit der Tante in die Kirche, damit sie nicht misstrauisch wird. Ich lerne den Mann kennen, den Anna heiraten soll. Er ist weder hübsch, noch charmant, nichts Besonderes. Ich weiß nicht, was sie mit ihm will. Hinterher besuche ich Salama, weil wir uns gegenseitig frisieren wollen.
»Na, wann ziehst du bei ihm ein?«, fragt sie mich lächelnd, als ich hereinkomme.
»Ach, ich weiß nicht«, seufze ich. »Seine Frau liegt noch immer im KCMC .«
»Aber seine Frau ist tot!«
»Was? Woher weißt du das?«
» Tsk . Du kannst auf den Friedhof gehen und dir ihren Grabstein ansehen.«
»Das hat er mir nicht erzählt. Bist du sicher?«
»Er war gestern im Strangeways, und ein anderer bwana mkubwa hat kondoliert, weil die Frau gestorben ist. Sie starb vor einem Monat«, erklärt Salama.
» Kuma mamayo! « – bei der Fotze deiner Mutter. »Er kann doch nicht so mit mir spielen!« Aber was kann ich tun? Ich kann den Leuten erzählen, dass er an der Bohne lutscht, als wäre sie ein Blue Bell-Bonbon. Und dass er wie ein Baby winselt, wenn es ihm kommt. Alle würden ihn verachten, aber gleichzeitig würde ich zugeben, dass er mich gekauft hat. »Was soll ich nur machen?«, frage ich Salama.
»Du musst ihm sagen, dass du es weißt.« Ich setze mich im Hauseingang zwischen ihre Beine; Salama kämmt meine Haare und flechtet viele schmale Kornähren auf meiner Kopfhaut – wie bei einem Dorfmädchen, denn heute Abend will er kommen. Gestern war er im Strangeways, und mir hat er gesagt, er sei bis heute für Tanesco auf Geschäftsreise in Daressalaam.
Als ich Salamas Haare gerichtet habe, gehe ich zurück nach mtaa juu ins KNCU Coffee House Hotel. In das Zimmer, das er bezahlt und in dem ich seit beinahe einem Monat wohne, während das fette Schwein mir etwas von seiner kranken Frau vorgejammert hat, die erst sterben müsse, bevor wir vor den Augen der Leute richtig zusammen sein könnten. Und dann stirbt sie, und ich weiß nichts davon. Er hat nichts gesagt. Ich erfahre es von Salama und stehe wie eine Idiotin da.
Was soll ich tun? Wie sagt man so etwas auf die richtige Weise? Darüber habe ich daheim im Dorf nichts gehört, als ich gelernt habe, wie man sich als Frau zu benehmen hat. Ich gehe ins Bad und ziehe meine besten Sachen an – eng und schick. Ich reibe mir Kokosöl ins Haar und Vaseline auf Arme, Beine und das Gesicht, damit die Haut schimmert. All das mag er, er muss daran erinnert werden. Ich muss vorsichtig sein.
Kaum ist er im Zimmer, zieht er sich auch schon die Hose aus, um seine Pumpe herauszuholen und sie in mich hineinzustecken. Ich muss es jetzt sagen.
»Deine Frau ist tot.«
»Was?«, sagt er – mit einem überraschten Gesichtsausdruck. Er hört auf, sich auszuziehen.
»Du hast gesagt, wenn sie tot ist, könnten wir richtig zusammen sein. Nicht mehr nur heimlich im Hotel.«
»Aber …«, stottert er, ein Bein bereits aus der Hose, das andere beinahe; aber nun weiß er nicht, ob er sie aus- oder anziehen soll. Er lässt sich auf die Bettkante fallen, der dicke Bauch hängt zwischen seinen dünnen Beinen.
»Das ist richtig«, sagt er und tut so, als sei er traurig. Wie kann er in Trauer sein? Er hat mich doch gepumpt, als seine Frau im KCMC lag und starb? Und die ganze Zeit hat er mir erzählt, wie schön alles sein wird, wenn sie erst einmal weg ist. Wir heiraten und wohnen in seinem großen Haus in Shanty Town, an dem er den Fahrer vorbeifahren ließ, um mir mein zukünftiges Heim zu zeigen. »Aber es muss erst noch eine gewisse Zeit vergehen, Rachel. Sie ist doch gerade erst beerdigt worden.«
»Einen ganzen Monat ist sie schon tot, und du hast nichts gesagt!«, schreie ich.
»Pst«, zischt er. Während er redet, zeichnet sich die Pumpe albern unter seiner Unterhose ab, fast verdeckt von der Wampe. »Wenn sich die Dinge beruhigt haben, werde ich dich mit in mein Haus holen.«
» Tsk «, schnalze ich. Was kann ich tun? Ich muss auch essen. Wohin kann ich gehen? »Wie viel Zeit muss denn vergehen?«
»Nur ein Monat. Ich liebe dich – sehr«, behauptet er. Jetzt kommt er zu mir und kniet vor mir, umfasst meine Hüfte, schiebt meinen Rock hoch und küsst meine Schenkel – kurz darauf lutscht er an der Bohne. Am nächsten Morgen liegt das Geld ordentlich auf dem Tisch, genug, um meinem Vater etwas davon zu
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