Revolution - Erzählungen
schreibt aus dem Dorf, dass Halima Malaria hatte. Der Arzt und die Medikamente waren teuer, aber meine Tochter ist wieder gesund. Vater musste eine Kuh verkaufen. Sie brauchen Geld, sonst müssen sie verkaufen … ich buchstabiere mich durch den Brief. Die Tiere. Ohne Geld von mir müssen sie bald alle Tiere verkaufen. Die Familie wird hungern. Und selbst, wenn sie überleben, ohne Kühe wäre das Herz meines Vaters gebrochen. Niemals wäre er wieder ein Mann mit vielen gesunden Haustieren, der aufrecht durchs Dorf gehen könnte. Ich habe ihm bereits mit einem Enkelkind, das in seinem Haus leben muss, Schande gemacht, aber ich bin in Moshi und habe nicht einmal einen Mann. Ich fange an zu weinen.
»Was ist denn los?«, erkundigt sich Salama. Schluchzend erzähle ich alles.
» Pole sana «, sagt sie.
»Kannst du mir ein bisschen Geld leihen?«
»Ich habe so gut wie kein Geld.«
»Kannst du es nicht versuchen? Ich wäre dir sehr dankbar.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagt sie. »Komm morgen wieder.«
39.
Am nächsten Tag bekomme ich Geld von Salama, gehe direkt zur Bank und lasse einen Scheck ins Dorf schicken. Bwana Mbuya gegenüber muss ich still sein und den gewohnten Service liefern. Ein paar Tage später holt mich die Tante ab, als ich bei mama mtilie frei habe.
Die Tante ist sehr verbissen, sagt nichts als »Komm mit«. Ich gehe hinter ihr her in Richtung Majengo. Wir verlassen mtaa juu und gehen am Gebäude von Coffee Curing vorbei. Unter einem Baum bleibt sie stehen. Kein Mensch ist in der Nähe. Sie dreht sich um, und bevor ich auch nur einen Gedanken fassen kann, schlägt sie mir zweimal ins Gesicht. Ihre abgearbeitete Hand hinterlässt ein brennendes Gefühl. Ich trete ein paar Schritte zurück.
»Ich weiß alles«, sagt sie. »Du bist eine malaya im Hotel. Du wirst jetzt deine Sachen holen und zu mir zurückziehen. Ich schicke dich nach Hause ins Dorf, damit dein Vater dich zur Vernunft bringt. Du bringst Schande über die gesamte Sippe!«
Ich schreie: »Du hast dich nicht in mein Leben einzumischen! Du weißt gar nichts! Ich wohne bei Salama. Ich bin keine malaya . Ich wohne in keinem Hotel. Du weißt überhaupt nichts!« Ich drehe mich um und gehe. Im Hotelzimmer packe ich meine Sachen. Das Wichtigste ist der Ghettoblaster, ich kann ihn für gutes Geld verkaufen. Ich stopfe meine Habseligkeiten in einen Koffer. Ich habe Geld genug für ein Taxi, ich kann zu einem billigen Guesthouse in Majengo fahren, dort wird er mich nicht suchen.
In der Lobby werde ich angehalten.
»Das sind meine Sachen!«, schreie ich.
»Nein, der Ghettoblaster gehört dir nicht. Der gehört dem Mann, der das Zimmer bezahlt.«
»Er hat mich betrogen!«, brülle ich, doch es ist ihnen egal. Sie nehmen mir den Apparat weg. Sie begleiten mich durch die Tür und werfen mir den Koffer hinterher; er springt auf, und all meine Sachen verteilen sich im Staub. Ich stehe auf der Straße, und alles, was ich habe, sind ein bisschen Geld und Lügen.
40.
»Zwei Wochen, höchstens drei«, sagt Salama. Danach muss ich meinen Teil der Miete bezahlen. Außerdem schulde ich ihr noch das Geld, das ich ins Dorf geschickt habe. »Ich habe dir gesagt, du sollst aufpassen bei so einem bwana mkubwa – sie versprechen viel, aber es kommen nur Lügen aus ihrem Mund.«
Salamas Miete ist hoch für das schöne Zimmer, und ich habe nur den schlechten Lohn von der schlechten mama mtilie und kein Geld für den Englischunterricht, in dem ich eigentlich weiterkomme, weil ich viele Abende im Hotel wirklich energisch studiert habe, wenn Mbuya nicht da war.
»Komm schon mit«, fordert mich Salama am Abend auf. Alwyn hat heute keinen Job für sie, und sie will in die Bars von Majengo, um sich einen Mann zu fischen, bei dem sie ein bisschen extra verdienen kann.
»Nein, ich will nicht.«
»Du kannst einfach eine Limonade trinken und vielleicht ein bisschen Fleisch essen – du musst es nicht tun.«
»Man kann so nicht leben.«
»Du kennst diese Arbeit«, erwidert Salama wütend. »Du bist monatelang eine Matratze für einen bwana mkubwa gewesen. Das ist nicht anders – ein Mann ist wie der andere.«
»Du hast gesagt, du wärst Hostess in einem Restaurant«, sage ich, den Tränen nahe.
» Tsk , du träumst, Mädchen. Du bist nicht besser als ich«, erklärt Salama hart.
»Das sage ich ja auch gar nicht. Ich … kann einfach nicht.«
»Du glaubst, du wärst was Besseres als ich, aber du bist die dümmste Sorte malaya : die Sorte, die
Weitere Kostenlose Bücher