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Revolution - Erzählungen

Revolution - Erzählungen

Titel: Revolution - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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du willst.« Dann geht er. Ich würde gern, aber was kann ich tun? Jetzt ist der Abend eine Katastrophe.
    »Du musst bei diesen Menschen aufpassen«, erklärt Tito. »Sie versprechen alles, aber das ist gelogen.«
    Salama kommt zu uns. Sie weiß nicht, dass ich diesen mzungu ein bisschen kenne.
    »Wollte er Rachel?«, erkundigt sie sich.
    »Die weißen Männer taugen nichts«, sagt Tito. »Sie glauben, ein Mädchen sei umsonst. Was hat bwana Marcus zu dir gesagt?«
    » Tsk «, schnalzt Salama. »Er hat gesagt, dass der mzungu bereits ein Mädchen hätte. Und dass er solche Mädchen wie mich nicht will.«
    »Was hat er denn für ein Mädchen?«, frage ich nach. »Ich sehe kein Mädchen.«
    »Keine Ahnung«, erwidert Salama. Kurz darauf geht der mzungu mit Marcus. Er nickt mir zu. Ich lächele. Tito sieht mich böse an.
    »Du lässt die Finger von diesem mzungu !«
    »Ja, ja.«
    48.
    Das neue Jahr heißt 1978. Ich kann jetzt feiern, ich bin eine totale malaya geworden. Der mzungu Christian ist verschwunden. Seit mehreren Wochen habe ich ihn nicht mehr gesehen. Rogarth will ich nicht fragen, er würde meinen Plan, den weißen Mann zu fangen, durchschauen. Rogarth mag mich. Aber er ist arm, also muss ich mein schmutziges Leben führen, um Geld zu beschaffen und das Überleben von mir und Halima zu sichern.
    »Heute Abend fahre ich dich«, sagt Alwyn. »Warte an der Stereo Bar.« Ich nehme ein Bad und mache mich schick, bevor ich langsam in die Stadt gehe, so früh, dass ich noch eine Cola trinken kann.
    Ich schaue bei Roots Rock hinein. Vielleicht ist Christian bei Marcus. Der Aufnahmeladen läuft wieder, es gibt neue Geräte, eine Unmenge LP ’s. Der Besitzer muss der mzungu sein! Also ist er noch in Tansania. Aber nicht im Laden. »Hey, Rachel!«, sagt eine Stimme hinter mir. Ich drehe mich um. Er ist aus der Stereo Bar gekommen.
    »Christian!«
    »Na, hast du Probleme mit deinem Freund bekommen?«, fragt er mich auf Swahili.
    »Er ist nicht mein Freund, nur ein Bekannter.«
    »Wieso war er so wütend?« Ich kann den Ausdruck in Christians Gesicht nicht deuten, weil er ein Weißer ist.
    »Ach, das ist nichts. Er versucht nur, auf mich aufzupassen.«
    »Möchtest du eine Cola?« Ich nicke und lächele. Wir gehen zum Kaufmann, und Christian kauft zwei Flaschen aus meinem alten Kühlschrank auf dem Bürgersteig. Wir setzen uns auf eine der Bänke.
    »Dein Swahili ist sehr viel besser geworden«, sage ich.
    »Es erwacht wieder. Als ich vor anderthalb Jahren hier gewohnt habe, konnte ich gut reden.«
    »Du sprichst jetzt auch gut.«
    »Danke. Wieso hast du da drüben aufgehört zu arbeiten?«, erkundigt er sich und zeigt auf den Laden der schlechten mama mtilie hinter dem Tanesco-Gebäude.
    »Ich habe eine bessere Arbeit gefunden.«
    »Ah ja, als was?«
    »Ich bin Hostess in einem Restaurant.«
    »Okay. Wo denn?«
    »Oben in Shanty Town.«
    »Welches? Ich könnte hinkommen und dort essen.«
    »Nein«, sage ich lächelnd. »Das sollst du nicht, denn dort arbeite ich. Da hätte ich keine Ruhe. Wohnst du hier in Moshi?«, frage ich, um das Thema zu wechseln.
    »Meine Familie wohnt hier. Und ich denke, ich bleibe auch hier.«
    »Das ist gut.«
    »Was machst du, wenn du nicht arbeitest?«, will er wissen.
    »Früher bin ich zum Englischunterricht im KNCU gegangen, aber das kann ich mir nicht mehr leisten, weil ich meinen Eltern auf dem Dorf mit Geld helfen muss.« Von Halima sage ich nichts.
    »Was kostet der Englischkurs?« Ich sage es ihm.
    »Das ist nicht so schlimm«, meint er. Vielleicht kann er mir helfen? Wenn er mir das Geld gibt, könnte ich etwas ins Dorf schicken und hätte genug für Essen und Miete. Ich muss ihn besser kennenlernen. Dann müsste ich mich nicht jeden Tag schmutzig machen. Aber ich darf nicht träumen. Zu viele Träume führen nur zu großen Enttäuschungen.
    »Ich würde gern sehen, wo du wohnst«, sagt er.
    »Nein, das geht nicht, meine Tante ist ein ziemlicher Besen. Ich suche ein eigenes Zimmer, aber ich kann es mir nicht leisten, weil ich für den Unterricht spare. Deshalb versuche ich ein Zimmer zu finden, das ich mir mit einem anderen Mädchen teilen kann. Sobald ich eins habe, kannst du mich besuchen kommen.«
    »Christian!«, wird aus einem Auto gerufen. Zwei wazungu -Frauen, eine davon sehr jung. Christian steht auf. Gleichzeitig sehe ich Alwyn in seinem Wagen. Er hupt und winkt. Ich stehe auch auf.
    »Kennst du ihn?«, erkundigt sich Christian.
    »Ja. Das ist mein Chef – ich muss mit ihm

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