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Revolution - Erzählungen

Revolution - Erzählungen

Titel: Revolution - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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Schlangen.
    »Ihr zündet jeder eine Lunte an und kommt sofort zurück«, sage ich. Jeder von ihnen hält eine kleine Fackel in der Hand, denn es wäre schon ein göttliches Wunder erforderlich, wenn sich drei tansanische Streichhölzer gleichzeitig entzündeten. Sie nicken stumm.
    »Wir sind bereit, Moses«, sagt der Größte von ihnen. Ich zünde ihre kleinen Fackeln mit einem Feuerzeug an.
    »Zählt laut bis dreißig, bevor ihr das Feuer an die Lunten legt«, erkläre ich ihnen. »Fangt an!«
    Während sie zählen, ziehe ich mich langsam auf allen vieren zurück; man soll sich nicht beeilen, es macht einen schlechten Eindruck. Die Sprengung ist der gefährlichste Augenblick. Es kann zu Einstürzen kommen. Nahezu überall ist der Fels fest, er behält seine Früchte hart im Griff. Trotzdem kann die Decke einbrechen oder der Boden verschwinden. Die Tunnel der Nachbarminen verlaufen unglücklicherweise über und unter uns – alle folgen derselben Spur. Eeehhh, wenn wir aufeinanderstoßen, kommt der Tod.
    Ich erreiche die Ecke, an der Hamza steht. Er ist der Handlanger des Bosses – und immer dabei, wenn wir sprengen. Die drei Schlangen kommen angekrochen. Gleichzeitig hören wir eine ohrenbetäubende dumpfe Explosion, und eine Wolke knisternden Staubs kommt uns entgegen. Ich binde mein Taschentuch um den Mund. Wir warten einen Moment, bis sich der Staub gelegt hat, dann wagt Hamza sich vor. Er muss der Erste sein, bereit, den großen Stein mit der Pistole in der Hand aufzusammeln und mzee Akrabis Eigentum zu verteidigen. Stoßen wir auf eine Ader, bekommen wir Arbeiter einen Anteil. Zuerst gehen die großen Steine an die Besitzer, dann können wir Arbeiter uns aus dem Schutt und dem Kies, den die Explosion gelöst hat, nehmen, was wir tragen können. Wir bekommen, was auf dem Boden liegt. Doch ein Mann kann genügend kleine Steine auf dem Boden finden, dass es für einen Land Rover oder einen Peugeot, Häuser, Frauen und ein neues Leben reicht. Finden wir nur wenig, vergeuden wir das Geld für verbrauchte malaya im Mererani Township, gongo und kräftiges bhangi , damit wir das Loch vergessen. Dieses System ist nicht einmal ungerecht. In meinem Dorf hatte ich keinerlei Zukunft, der gesamte gute Boden ist verteilt. Die Mine jedoch ist meine Chance. Mzee Akrabi verhilft mir zu meiner Chance, indem er mir zu essen gibt, während ich grabe.
    »Sind wir auf etwas gestoßen?«, ruft Fillemon Hamza zu.
    »Nein!«, schreit Hamza zurück. »Moses, komm her!« Ich krieche hin. Nach der Sprengung liegen überall Schlacke und Steinklumpen.
    »Kannst du irgendeinen Stein sehen?«, will ich wissen.
    »Nein«, antwortet Hamza. »Aber wir sind kurz davor.«
    Die Zeichen sehen gut aus. Der Abraum im Stollen muss in Säcke gefüllt und an die Oberfläche geschleppt werden. Dort wird er gründlich nach kleinen Tansanitsteinen untersucht, bevor er auf die Abraumhalde geworfen wird.
    »Sollen wir noch mal sprengen?«
    »Nein«, entscheidet Hamza. »Heute füllen wir die Säcke, und morgen schaffen wir sie herauf; deine Leute können währenddessen versuchen, sich vorzuarbeiten.«
    »Gut.« Auf dem letzten Stück bis zur Ader muss man vorsichtig sein, denn eine große Sprengung kann die Tansanitsteine in kleine Brocken zerlegen, die nur wenig wert sind; daher ist es besser, sich durch Muskelkraft den Weg zu bahnen.
    Die Arbeit muss organisiert werden.
    »Ihr füllt die Säcke«, befehle ich den Arbeitern. Viele von ihnen sind nichts anderes als große Jungen. Ich bin einer der Ältesten, obwohl ich erst neunzehn bin. Ich habe eine Vertrauensstellung, Erfahrung, ich bestimme. Erst war ich Schlange – jetzt bin ich der Herrscher der Schlangen.
    »Macht euch an die Arbeit«, fordere ich die Schlangen auf. Sie haben Schaufeln mit verkürzten Stielen, denn im Stollen ist kein Platz für ganze Schaufeln. Aber auf diese Weise müssen sie die Schlackesäcke nicht mit bloßen Händen füllen, außerdem ginge das ohnehin zu langsam. Fillemon und Shirazi sollen die Eisenstangen dort ansetzen, wo die Sprengung den Fels gelockert hat, und mit Hammer und Meißel Steine vom Boden des Tunnels klopfen. Ja, wir haben eine richtige Hacke, aber wer soll sie schwingen, wenn die Decke nur knapp einen Meter über dem Boden ist? Die beiden hocken auf den Knien und hacken den Minengang tiefer und breiter. Die Lichtkegel ihrer Taschenlampen zucken über die Steinwand des niedrigen Stollens – Steinsplitter fliegen ihnen von der Wand ins Gesicht.
    » Tsk , die

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