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Revolution - Erzählungen

Revolution - Erzählungen

Titel: Revolution - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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ich dir Geld leihen soll, damit du leben kannst, ohne in Majengo dreckige Pumpen anfassen zu müssen. Aber ich habe Miete zu bezahlen. Und ich habe meinen Sohn zu Hause bei meiner Mutter.«
    Ich sage nichts. Salama fährt fort: »Wie soll ich für ihn und für mich und auch noch für dich Geld beschaffen? Alwyn hat mir geholfen. Wenn ich nicht bezahle, bekomme ich es mit Tito zu tun, und seine Schläge schmerzen, als würde man eine Kuh zur Welt bringen! Und hinterher wohnt man auf der Straße. Die Straße sagt immer, dass man willkommen ist.«
    »Wie soll ich …? Ich kann das Geld nicht beschaffen, ich habe nichts«, sage ich. Was soll ich denn noch sagen? Niemand kann mir helfen.
    »Du hast dich nicht einmal darum bemüht, Geld zu beschaffen. Du willst die Chancen ja nicht ergreifen, weil alles für dich so rein sein muss, als seist du die Jungfrau Maria. Aber du bist keine Jungfrau – du bist nur ein dummes Mädchen, das sich gleich beim ersten Mal von einer armen Sau hat schwängern lassen. Und jetzt willst du mich auch noch ruinieren.«
    »Ich werde … irgendetwas unternehmen.«
    »Was denn?«, will Salama wissen.
    »Ich … ich rede mit Alwyn. Heute Abend.«
    »Dann zieh dich um, mach dich fertig. Jetzt sofort. Ich werde ihn gleich bei Strangeways treffen. Du kommst mit«, erklärt Salama und nimmt ihre Handtasche.
    »Okay.« Salama verlässt das Zimmer. Ich ziehe mir die engsten Sachen an, schnell. Farbe auf die Lippen, Kokosöl ins Haar, Vaseline auf die Haut. Gehe zum Kiosk und kaufe mir zwei kleine Flaschen Konyagi für mein letztes Geld – ich kippe sie hinunter und spüle mit Wasser nach. Dann gehe ich ins Strangeways. Alwyn ist noch nicht gekommen. Salama sitzt an einem Tisch und raucht. Ich setze mich zu ihr. Sie sagt nichts, schaut mich nicht an, reicht mir aber die Zigaretten. Wir warten. Alwyn kommt mit dem Auto und hält. Er hupt.
    »Komm«, fordert Salama mich auf. Wir laufen zum Auto. Er hat das Seitenfester heruntergedreht. Im Wagen Zaire-Rock. Der Motor läuft. Alwyn sieht mich an.
    »Wollen wir los?«, fragt Salama.
    »Ich hole dich gleich, Salama«, erwidert Alwyn. »Setz dich, Rachel. Wir machen ’ne kleine Spritztour.«
    Ich steige ein, schließe die Tür. Salama geht zurück in die Bar, aber ich habe ihr Lächeln gesehen – hässlich. Ich bin nicht besser als sie.
    Wir fahren eine Weile, ohne ein Wort zu sagen; nur die Musik läuft. Sie ist gut, hat aber heute keinerlei Wirkung auf mich. Alwyn hält an einer dunklen Straße. Er lässt seinen Sitz herunter. Ich ziehe meinen Rock hoch.
    »Ah-ahhh«, stöhnt er und schüttelt den Kopf. » Kulamba kono. « Ich tue es.
    »Und jetzt musst du zur Arbeit«, erklärt Alwyn hinterher und fährt los. Nach Shanty Town, in ein großes Haus. »Ich will keine Beschwerden hören. Salama ist eine Majengo- malaya mit einem dreckigen Mundwerk und schlechten Manieren. So bist du nicht, hörst du. Du bist das unschuldige Mädchen vom Dorf. Natürlich, erotisch, nett. Du redest nicht über Geld – niemals. Ich regele das, wenn ich dich abhole. In drei Stunden.« Er packt meinen Nacken, drückt zu und wiederholt: »Keinen Ärger!«
    Ich steige aus und klopfe an die Tür.
    » Hodi ?«, rufe ich.
    » Karibu «, höre ich eine Stimme. Ein Mann öffnet. Der Mann, der mit der Nichte des Regionalkommissars verheiratet ist. Henry, der Mann, der meinen Schenkel im Liberty geknetet, die Flaschen in der Bar in Majengo umgeschmissen und mit seiner schwarzen Mamba geprahlt hat, als ich ihn abwies.
    »Das ist aber eine Überraschung«, sagt er. »Ich dachte, Salama würde kommen, eine angenehme Überraschung.«
    Aber es ist nicht angenehm. Er schlägt mich, mehrmals und hart, während er seine Nummer schiebt. Hinterher gehe ich unter die Dusche, doch er kommt mir nach und macht es noch einmal, diesmal im Doggystyle, ganz hinten. Das kann niemals abgewaschen werden.
    »Er hat mich geschlagen«, sage ich zu Alwyn, als ich wieder im Wagen sitze.
    »Ja, er ist ein schlechter Mann, aber er ist mit dem Regionalkommissar verwandt, also kann er machen, was er will. Und er bezahlt gut.«
    Alwyn fährt mich zurück zu Salamas Zimmer in Majengo.
    »Soll ich etwas für dich tun?«, erkundige ich mich.
    »Nur aussteigen.«
    »Und was ist mit meinem Geld?«
    »Das Geld gehört mir. Du bist es mir schuldig«, sagt Alwyn. Ich steige aus. Er fährt. Du kannst die Zähne so lange putzen, wie dein Arm in Bewegung bleibt – es hilft nichts.
    46.
    Anna hat jetzt geheiratet. Ich wurde

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