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Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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wiedersehen werden. Warum auch nicht. Es fallen einem ja nicht jeden Tag merkwürdige Männer vor die Füße, die auch noch gut aussehen.
    Carla spielt an ihren Fingernägeln rum und grinst.
    »Egal, was du sagen willst, spar’s dir«, sage ich.
    Sie verzieht den Mund, sieht aus wie ein Knallbonbon kurz vor der Explosion. Ich schaue ein bisschen zum Fenster raus, beobachte die Leute aus den Verlagen und Werbeagenturen, die durchs Portugiesenviertel schlendern und hier ihre schmalen Mittagspausen vertrödeln, und Carla bringt eine Tasse Kakao und ein Stück Kuchen an einen Tisch. Als sie zurückkommt, legt sie mir die Hand um die Schultern und will was hören.
    »Claudius Zandvoort«, flüstert sie und kichert.
    »Hör auf«, sage ich und streiche ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Carla ist heute wieder unfassbar weich. Manchmal könnte ich mich reinlegen in sie.
    »Was ist denn?«, fragt sie. »Du findest ihn doch gut, oder?«
    »Geht so«, sage ich. »Ich hab was anderes im Kopf.«
    »Aha«, sagt sie. »Was denn?«
    »Gestern haben irgendwelche Schweine einen kleinen Zuhälter totgeschlagen, der wohl was loswerden wollte«, sage ich.
    Carlas Augen bekommen sofort einen wässrigen Glanz. Sie hat eine Schwäche für Verlierer.
    »Carla«, sage ich, »der war sicher kein Unschuldslamm.«
    »Trotzdem schlimm«, sagt sie, bekreuzigt sich und verschwindet schnell wieder hinter ihrer Theke. »Du solltest was essen. Ich mach dir schnell ein Käsebrot.«
    Carla hat ein sensationell natürliches Verhältnis zu Leben und Tod.
    Mein Telefon klingelt. Der Faller.
    »Wir wissen, wer sie war.«
    »Wer?«, frage ich, mein Herz klopft. Carla drückt mir das Sandwich in die Hand.
    »Eine Tänzerin. Deine Mädchen hatten recht. Die Kollegen haben gestern Nacht die restlichen Läden im Viertel abgeklappert, und der Barmann aus dem Acapulco hat sie auf dem Foto erkannt. Sie war noch nicht lange im Geschäft. Ihre Mitbewohnerin hat sie inzwischen identifiziert. Ich war gerade mit ihr in der Pathologie.«

    Auf dem Präsidium sitzt ein nervöses Häufchen Elend mit glänzenden schwarzen Haaren. Sie hat ein feingeschnittenes Gesicht, sie ist vielleicht Ende zwanzig. Sie trägt eine zu enge braune Nadelstreifenhose, einen hellen Pullover und eine Jeansjacke mit rosa Kunstfellkragen. Unter ihrem Pulli spannen sich riesige Silikonbrüste. Sie ist so runter mit den Nerven, dass ihre Nippel zittern. Sie tut mir leid. Wäre ich nicht ich, würde ich sie in den Arm nehmen. Ich setze mich neben sie.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«, frage ich.
    »Nein«, sagt sie leise, »nein, danke.«
    »Chastity Riley«, sage ich, »ich bin die zuständige Staatsanwältin.«
    »Tatjana Schlicke«, sagt sie, noch leiser, und gibt mir die Hand. Sie ist eiskalt. Ihr Blick sagt: Angst. Schwer auszuhalten.
    »Ich bin gleich wieder bei Ihnen«, sage ich und treffe den Faller am Kaffeeautomaten.
    Er sieht müde aus.
    »Hey«, sage ich.
    »Hey«, sagt er.
    Es geht ihm immer ziemlich an die Nieren, wenn jemand in seinem Büro sitzt, der was verloren hat.
    »Sie kam aus Cottbus«, sagt er. »Hat vor einem halben Jahr ihren Job als Kassiererin verloren. Ihre Mitbewohnerin hat ihr dann die Arbeit in dem Tanzschuppen verschafft.«
    »Irgendwelche Angehörigen?«, frage ich.
    Der Faller schüttelt den Kopf.
    »Im Osten gibt es wohl noch eine Tante, zu der sie aber keinen Kontakt mehr hatte.«
    »Wie alt war sie?«
    »Vierundzwanzig.«
    Ich halte mich am Kaffeeautomaten fest. Scheiße. Scheißleben, scheißfrüh vorbei.
    »Die Wohnung der Mädchen?«, frage ich.
    »Drei Zimmer in Altona«, sagt er. »Der Calabretta und die Spurenheinis sind gerade auf dem Weg dahin.«
    Ich trete mit dem Fuß gegen den Automaten und ziehe mir einen Kaffee.
    »Wir sollten dann auch mal aufbrechen«, sagt er.
    »Ich will noch kurz mit der Mitbewohnerin reden«, sage ich.
    Der Faller nickt.
    »Wie hieß die Tote?«, frage ich.
    »Margarete«, sagt er. »Margarete Sinkewicz.«
    »Wir treffen uns in zehn Minuten am Auto«, sage ich, aber eigentlich meine ich: Margarete. Schöner Name. Armes Mädchen. Der Faller nickt, abwesend.

    Tatjana Schlicke sitzt winzig klein auf ihrem Stuhl, völlig reglos. Als sie mich bemerkt, hebt sie den Kopf.
    »Maggie hat niemandem etwas getan«, sagt sie.
    »Ich weiß«, sage ich.
    »Sie fehlt mir«, sagt sie.
    Ich kenne das, denke ich.
    Sie kramt in ihrer Jacke nach Zigaretten, findet aber keine mehr. Ich gebe ihr mein Päckchen.
    Sie fummelt eine Kippe aus dem

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