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Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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sage ich. »Hier wohnt noch jemand.«
    Allgemeines wissenschaftliches Gebrumme. Auf dem Nachttisch liegt ein Zettel, auf den eine Telefonnummer gekritzelt ist.
    »Kann ich den mitnehmen?«, frage ich und zeige mit dem Finger drauf.
    Kollektives Nicken.
    Ich verabschiede mich vom Calabretta, nehme den Zettel, drücke ihn dem Faller in die Hand und vergesse ihn.

    Der Faller und ich sitzen in seinem Dienstwagen. Ich rauche, er sucht im Radio nach Italopop. Ich weiß, dass er danach sucht, er sucht das immer, er hört es einfach so gerne. Er findet Umberto Tozzi, freut sich und fängt an, seinen Kopf hin und her zu bewegen.
    Mein Telefon klingelt. »Ja?«
    »Schönen guten Tag. Patschinski hier.«
    Ach, Gottchen. Die Lokalpresse.
    »Tag, Herr Patschinski«, sage ich.
    »Ich hab gehört, es gibt Neuigkeiten zu der toten Nutte im Hafen.« Der Patschinski hört sich an, als hätte er einen schlimmen Schnupfen.
    »Sie war keine Prostituierte«, sage ich.
    »Und was ist mit dem Typen, aus dem Hackfleisch gemacht wurde? Der war aber aus dem Gewerbe, oder?«
    »Um siebzehn Uhr ist Pressekonferenz im Polizeipräsidium«, sage ich.
    »Is’ bisschen spät für uns«, sagt er.
    »Hören Sie auf zu nölen«, sage ich. »Sie haben doch eine Spätausgabe.«
    Der Patschinski antwortet nicht, er zündet sich gerade eine Zigarette an.
    »Und rauchen Sie nicht so viel«, sage ich. »Gehen Sie lieber ins Bett, Sie sind krank.«
    »Ich bin nicht krank«, sagt er, »ich hab Heuschnupfen, und Rauchen lindert die Symptome.«
    Die spinnen, diese Allergiker. Ich hab wenigstens amtliche Schwindelanfälle und nicht nur so einen eingebildeten Scheiß.
    »Okay, Patschinski, ich hab zu tun«, sage ich. »Wir sehen uns später.«
    Ich lege auf. Der Faller fummelt eine Roth-Händle aus seiner Hosentasche und steckt sie sich in den Mund.
    »Sehen Sie die Sonne, Faller?«, frage ich.
    Er nickt.
    »Gehen wir eine Runde spazieren?«
    »Elbe?«, fragt er.
    »Wo wir schon mal hier sind«, sage ich.
    Der Faller grinst. Wir sind ja eigentlich immer an der Elbe. Südstadtleute. Er fährt ein Stück, nimmt die enge Kurve rechts runter zum Hafen mit Eleganz, und dann steigen wir aus und streichen uns gleichzeitig die Mäntel glatt. Mir fällt wieder mal auf, was für komische Schnittmengen wir haben.
    Ich gehe ums Auto rum, hake mich bei ihm unter. Wir laufen über das Kopfsteinpflaster in Richtung Wasser, zwischen Fährterminal, Fischgroßhändlern und Sushi-Restaurants entlang. Wir marschieren in strammem Tempo aufs Ufer zu, er hat einen Affenzahn drauf, ich bin dauernd kurz davor, zu stolpern.
    »Faller, gleich landen wir im Fluss.«
    Er bleibt abrupt stehen, schließt die Augen, schiebt seinen Hut nach hinten und lässt sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Wir sind ganz dicht am Wasser. Nur noch ein niedriges Geländer trennt uns von der guten alten Elbe.
    »Faller«, sage ich, »wir müssen über den Basso reden.«
    Keine Antwort.
    »Sie wissen schon«, sage ich, »der kleine Lude, gestern, in Hammerbrook.«
    »Ich will nicht«, sagt er.
    »Warum nicht?«, frage ich.
    »Keinen Bock.«
    Ich schaue ihn herausfordernd von der Seite an. Er reagiert nicht, macht weiter auf Sonnenanbeter. Viel Spaß im Rentnerparadies, denke ich und will gerade was sagen, will ihm erklären, dass es unsere verdammte Aufgabe ist, über den Basso zu reden, weil wir diese verdammte Stadt und ihre dunklen Ecken lieben und weil wir uns verdammt noch mal darum zu kümmern haben, dass man hier ohne allzu große Angst leben kann. Aber dann kriegt mich ein Sonnenstrahl zu fassen, trifft mich mitten auf der Stirn, und mir wird klar, dass mein alter Kollege recht hat. Dass es im Augenblick nichts gibt, was wichtiger wäre, als einfach mal in Ruhe in die Sonne zu schauen. Der Faller wieder. Bombentyp.

    Auf dem Präsidium sind alle am Durchdrehen. Terroralarm. Es hat einer angerufen und gesagt, dass er eine U-Bahn in die Luft sprengen will. Jetzt fahren erst mal nur noch Busse, und es gibt Verdächtigenüberprüfung am Fließband. Bei der Bereitschaftspolizei rücken Hundertschaften aus, es werden Einsatzkommandos gebildet, wir machen eine Großrazzia. Ich weiß, dass das natürlich Vorschrift ist, aber am Ende wird es nur wieder ein Irrer auf Freigang gewesen sein, der sich gelangweilt hat und zufällig an einer Telefonzelle vorbeigekommen ist. Ich bin echt heilfroh, dass ich außer Schiffen keine öffentlichen Verkehrsmittel benutze, sondern immer zu Fuß gehe oder mich von Klatsche oder

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