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Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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Päckchen und steckt sie sich in den Mund, ich gebe ihr Feuer.
    »Ist Ihnen in letzter Zeit irgendwas an Ihrer Freundin aufgefallen?«, frage ich. »Neue Männerbekanntschaften oder so?«
    »Nein«, sagt sie und zieht an ihrer Zigarette, als wolle sie einen internationalen Rauchwettbewerb gewinnen. »Da war nichts. Da war nie was. Wir sind nicht so. Wir hüpfen den Typen vielleicht auf dem Schoß rum, aber wir vögeln nicht durch die Gegend. Und Maggie schon gar nicht. Die hat sich nie mit irgendwem getroffen. Ich wüsste nicht, wann sie das letzte Mal eine Verabredung hatte.«
    »Hören Sie«, sage ich, »wir werden uns jetzt ein bisschen in Ihrer Wohnung umsehen. Einer der Kollegen wird Sie dann nach Hause fahren, Sie müssten vorher aber noch ein paar Fragen beantworten.«
    Sie nickt, raucht. Ich gebe ihr meine Karte.
    »Rufen Sie mich an, wenn was ist«, sage ich.
    Sie starrt auf die Karte.
    »Und wann immer Sie wollen, ja?«
    »Sie haben einen merkwürdigen Namen«, sagt sie.
    »Mein Vater war Amerikaner«, sage ich.
    Sie lächelt mich auf eine hinreißend liebe Art an, als könne sie geradewegs in mich reinschauen und alles trösten und als wolle sie sagen: Außenseiter wie wir müssen zusammenhalten. Ich lächle unbeholfen zurück, verabschiede mich und lasse Herrn Borger rufen. Es sollte ihr jemand beistehen.

    Die Wohnung der Mädchen liegt im Erdgeschoss in einer von diesen klassischen kleinen Altonastraßen mit niedrigen Häusern, alten Hippies und jungen Lehrerinnen. Eine Umgebung, die auf den ersten Blick wahnsinnig nett ist. Wenn man eine Weile hier wohnt, muss sie einem tierisch auf den Sack gehen. Zu süß, zu öko, zu sehr in Ordnung.
    Die Bude sieht aus, als würden hier zwei Studentinnen wohnen: harmlos wie ein Keks. Nichts deutet darauf hin, dass ihre Bewohnerinnen ihr Geld mit Anmachtanz verdienen. Die Möbel sind eine Mischung aus Ikea und buntem Trödel, in den Türrahmen hängen Glasperlenvorhänge und Stoffblumenketten, die Fenster zur Straße sind windschief und mit orientalischen Tüchern verhängt. Ich gehe zum Wohnzimmerfenster und schiebe das Tuch zur Seite. Die Sonne scheint und bringt die Altonaer Häuserwände zum Blühen.
    Der Faller drückt sich im Flur rum.
    »Gibt’s hier was Besonderes?«, frage ich.
    Er deutet auf die Fußleiste. Da stehen ungefähr vierzig Paar sehr hochhackige Schuhe. Ein kleines Bataillon Fickstelzen.
    »Das ist nichts Besonderes, Faller.«
    »Nicht? Ich finde, dass das ganz schön viele Schuhe sind.«
    »Wie viele hat Ihre Tochter?«
    »Och«, sagt er, »so fünfzehn Paar.«
    »Dann nehmen Sie das mal zwei, und ziehen Sie die brave Studentin ab«, sage ich. »Vierzig Paar Schuhe für zwei junge Frauen, die ihr Geld mit Tanzen verdienen. Das ist nichts Ungewöhnliches.«
    »Wie viele haben Sie denn, Chas?«
    »Drei Paar.«
    Er zieht die linke Augenbraue hoch. Ich auch.

    Ich gehe dem Calabretta hallo sagen. Der ist mit der Spurensicherung im Schlafzimmer.
    »Hallo«, sage ich.
    Der Calabretta ist einen Kopf kleiner als ich, er ist gepflegt unrasiert und geht wie ein Gangster. Er heißt mit Vornamen Stefan, aber die Jungs auf dem Präsidium nennen ihn Vito. Passt wie angegossen. Seine Eltern stammen aus der Gegend um Neapel und sind in den sechziger Jahren nach Hamburg gekommen. Wäre der Calabretta in Neapel und nicht in Hamburg aufgewachsen, wäre er heute sicher auf der anderen Seite.
    »Hey, Chef«, sagt er. »Lange nicht gesehen.«
    »Stimmt«, sage ich. »Waren Sie im Urlaub?«
    »Ich war bei meiner Familie in Kampanien«, sagt er und strahlt.
    »Schön«, sage ich. Familie. »Wie geht’s Ihrer Mutter?«
    »Geht schon«, sagt er. »Sie hat ständig irgendwelche Schmerzen in der Brust. Der Arzt sagt, da ist nicht wirklich was. Sie sagt, es käme daher, dass mein Vater immer anderen Frauen nachguckt. Mein Vater sagt, da sei nie was gewesen, und überhaupt, in seinem Alter, sagt er, was soll das denn, und ich glaube ihm auch, aber ich glaube auch meiner Mama, ach, ich will Sie nicht vollsabbeln …« Er streicht sich mit den Händen die Haare nach hinten und beißt sich auf die Lippen. Der Calabretta liebt seine Mutter mit einer Heftigkeit, wie das nur ein Italiener kann. Ich beneide ihn.
    Die Mädchen haben sich offensichtlich ein Bett geteilt, denn es gibt nur eines. Das Bett ist nicht gemacht, und die Kissen sind auf eine nette Art zerwühlt. Die Spurensicherung filzt gerade die Nachttischschubladen.
    »Gehen Sie ein bisschen vorsichtig vor, ja?«,

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