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Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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ja nicht im Saloon), und um dieses Gefühl wegzukriegen, streife ich mir die Schuhe ab, als käme ich aus einem ganz schlimmen Wetter.
    Zandvoort sitzt an einem Tisch an der Wand. Er nickt, als unsere Blicke sich treffen. Aha. Am besten werde ich ihn erst mal links liegenlassen. Ich weiß nicht so recht, was ich sonst tun könnte.
    Carla ist nicht da, und hinter dem Tresen steht der nette Stammkunde, dessen Mantel sie sich gestern geborgt hat. Er wirkt etwas überfordert, schlägt sich aber ganz ordentlich. Der Laden ist voll, und alle Gäste sehen zufrieden aus.
    »Wo ist Carla?«, frage ich und rutsche auf einen Barhocker.
    Er zieht die Schultern hoch, sein lichtes Haar steht angestrengt von seinem Kopf ab.
    »Keine Ahnung«, sagt er und legt seine Stirn in Falten, »hier ist sie jedenfalls nicht.«
    »Die wird wohl ihren Rausch ausschlafen«, sage ich.
    »Verstehe«, sagt er, »sie hat sich also gestern den Kopf abgeschraubt.«
    Ich nicke. Kann man wohl so sagen.
    »Na ja«, sagt er, »das ist nach der Nummer, die dieser Fernando hier abgezogen hat, auch nur recht und billig. Sie war ganz schön außer sich. Wissen Sie zufällig, wo mein Mantel ist?«
    »In Sicherheit«, sage ich.
    Er nickt und fängt an, Gläser zu spülen, und fragt mehr den Himmel als mich: »Warum mache ich das hier eigentlich?«
    Weil du in sie verknallt bist, du Idiot, denke ich. Ich kann Zandvoorts Blick in meinem Nacken spüren.
    Und was mache ich hier eigentlich? Antwort: ein Ablenkungsmanöver, ich Idiotin. Ich versuche hier eine unsinnige Flucht vor der Wirklichkeit, davor, dass ich mich wieder in eine Klatsche-Situation gebracht habe, und davor, dass eine zweite Frau ermordet wurde und es vermutlich auch bald eine dritte Tote geben wird, man weiß doch, wie so was läuft.
    Ich nehme mein Kinn nach oben, mache mich gerade, gleite vom Barhocker und steuere auf Zandvoort zu. Carla sagt immer, ich müsse lernen, auf Männer zuzugehen. Bitte schön, dann mache ich das jetzt auch. Er zieht den linken Mundwinkel nach oben, ein Lächeln ist das nicht, aber es soll wohl heißen: Wusst ich’s doch. Ich komme mir vor wie ein Stück dumme Beute. Er kommt mir vor wie ein berüchtigtes Raubtier an einem gefährlichen Wasserloch. Von dem alle anderen Tiere immer sagen: Geh da nicht hin, auch wenn es noch so schön glitzert. Du weißt doch, da warten die Löwen.
    Kein guter Typ zum Üben eigentlich. Zu spät: Der Löwe erhebt sich.
    »Darf ich?«, sage ich, bevor ich mich hinsetze.
    »Selbstverständlich«, sagt er, kommt um den Tisch herum und will mir den Mantel abnehmen.
    »Danke«, sage ich, »den behalte ich lieber an.«
    Ein bisschen Deckung muss sein.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragt er.
    »Mein Job macht mir gerade etwas zu schaffen«, sage ich. Verdammt, das geht ihn überhaupt nichts an.
    »Ihr Job?«, fragt er. »Frauen wie Sie sollten nicht arbeiten.«
    Das war billig, hat aber gesessen. Ich schenke ihm ein Lächeln.
    »Was genau arbeiten Sie denn?«, fragt er. »Ich weiß ja gar nichts über Sie, außer dass Sie wohl gerne diesen schneidigen Trenchcoat tragen.«
    Als ob Carla ihm nicht schon in den schillerndsten Farben erzählt hätte, womit ich meine Brötchen verdiene. Also bitte.
    »Staatsanwaltschaft«, sage ich.
    Er zieht ein beeindrucktes Gesicht. »Und? Gibt es einen aufregenden neuen Fall oder nur die übliche Steuerhinterziehung?«
    Der hält sich aber echt für den Größten.
    »Über laufende Ermittlungen darf ich nicht reden.«
    »Und wenn, dann nur mit Ihrer besten Freundin, oder?«
    Fuck. Ich wette, Carla hat gequatscht. Wenn nicht, fresse ich einen Besen.
    Ich sage gar nichts und sehe ihm in die Augen. Stahlfarben, ich habe mich beim ersten Mal nicht getäuscht. Ich mag, wie er sein Haar trägt, das hat irgendwie Klasse, so gelassen nach hinten gekämmt. Das sieht man heutzutage ja kaum noch. Statt Anzug hat er heute eine schwarze Hose und einen grauen Rolli an. Ansonsten: ist er noch verschlossener als ich. Kein Wunder, dass Carla glaubt, er könnte zu mir passen. Ich merke, dass er mich auch mustert, und fühle mich plötzlich schlecht angezogen und ungeduscht. Ich habe das weiße Hemd von gestern an und meine alte Die-geht-immer-Jeans. Hoffentlich sind da nicht irgendwo Kotzflecken. Ich schaue aus dem Augenwinkel an mir runter und kann nichts feststellen.
    »Haben Sie heute Abend schon was vor?«, fragt er.
    »Ich habe abends nie was vor«, sage ich, »außer es ist Fußball.«
    »Welcher Verein?«, fragt er.
    »Sankt

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