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Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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dann aber losschlagen dürfen und wir auch nicht zimperlich mit Informationen sind. Damit kann ich leben. Der Patschinski hat gesagt: »Sie brauchen wohl Druck, hm?« Ehrlich gesagt, ist Druck das Letzte, was ich heute gebrauchen kann. Aber morgen geht’s dann sicher wieder.

    Ich nehme den Calabretta mit ins Acapulco. Der Calabretta kann schön gefährlich schauen und ist genau der Richtige für einen spätnachmittäglichen Besuch im Rotlichtviertel. Die Dämmerung kriecht schon den Horizont herunter, als wir an der Davidwache aus Calabrettas Dienstwagen steigen. In meiner Manteltasche hab ich ein Polaroid von Henriette. Hätte sie nicht diese Blutspur auf der Stirn, könnte man denken, sie sinniert nur. Das Bild hat fast etwas Friedliches.
    »Wie geht’s Ihnen heute, Chef?«, fragt der Calabretta. Wir warten an der Fußgängerampel an der Reeperbahn und könnten wegen mir auch die Schnauze halten. Aber der Calabretta ist immer so freundlich.
    »Ach«, sage ich, »drei Tote zu viel in meiner Stadt.«
    »Wir kriegen die kranke Sau, das schwöre ich beim heiligen Gennaro Gattuso«, sagt er, schiebt seine Hände tief in die Hosentaschen und zieht den Kopf zwischen die Schultern.
    »Gattuso spielt bei Milan, richtig?«, frage ich.
    »Richtig«, sagt er stolz.
    »Mögen Sie Milan?«, frage ich.
    »Milan ist mein Verein«, sagt er, »schon immer.«
    »Warum verliert ihr Italiener aus dem Süden euer Herz immer an die großen, bösen Nordvereine?«, frage ich.
    »Weil Kinder noch nicht wissen, dass man auch Verlierer liebhaben kann«, sagt er und grinst sein Mafioso-Grinsen.
    Wir laufen die Reeperbahn runter in Richtung Nobistor und biegen in die Große Freiheit ein. Hier und da blinkt schon eine Leuchtreklame für Sex und Striptease und Saufen. Und die pensionierten Luden, die jetzt als Koberer arbeiten und die Kundschaft in die Etablissements locken sollen, drücken sich schon mal ein bisschen in der Straße rum und zuckeln ihre Ich-bin-ein-alter-Hanseat-mit-original-Prinz-Heinrich-Mütze-und-ich-weiß-wo-der-Baddel-den-Most-holt-Kluft zurecht. Aufwärmtraining. Das Acapulco liegt relativ am Anfang der Freiheit. Über dem Eingang hängt eine altmodische Leuchtschrift in grellen Farben, die die Mädchen anpreist. Die Lichter sind noch nicht an. Als würde der Laden Trauer tragen.
    Der Calabretta macht die Tür auf, wirft einen Blick in die Runde, und dann sagt er »okay« und winkt mich rein. Das macht der immer so, vermutlich sogar privat, wenn er mit einer Flamme frühstücken geht. Zu viele Filme gesehen, schätze ich.
    Der Raum ist dunkel, bis auf eine funzelige kalte Glühbirne über der Bühne sind die Lampen aus. Eine ältere Frau im Kittel ist gerade dabei, die Stühle von den Tischen zu nehmen. An der Stange auf der Bühne tanzt ein Mädchen in rosa Unterwäsche. Der Mann, für den sie tanzt, hängt tief in seinem Stuhl in der ersten Reihe, man sieht ihn nur von hinten. Schwarzes glänzendes Haar, Lederjackett. Nicht wirklich mein Typ.
    »Hey, Meister!«, ruft der Calabretta.
    Der Mann dreht den Kopf und kneift die Augen zusammen, das Mädchen hört auf zu tanzen. Er dreht sich wieder zu ihr, sagt »weitermachen«, erhebt sich betont angestrengt aus seinem Stuhl und kommt auf uns zu.
    »Ja, bitte?«
    »Chastity Riley, Staatsanwaltschaft«, sage ich, »und das ist mein Kollege Calabretta von der Kripo.«
    Der Typ nickt, wir nicken zurück.
    »Also«, sagt er, »wenn Sie wegen Maggie kommen, da waren Ihre Kollegen schon mal hier. Da hab ich mir nix vorzuwerfen.«
    »Tanzt da Maggies Ersatz?«, frage ich und zeige mit dem Kopf auf das Mädchen an der Stange.
    Er sieht mir fest in die Augen und antwortet nicht.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragt er. Sein linker Schneidezahn ist abgebrochen.
    Ich halte ihm das Bild von Henriette unter die Nase. »Kennen Sie die?«
    Er nimmt mir das Bild ab und hält sich unauffällig an einem Tisch fest. »Henny«, sagt er blass.
    »Ein Angler hat sie heute Morgen an der Elbe gefunden«, sage ich.
    »Hat das Mädchen hier gearbeitet?«, fragt der Calabretta.
    Der Typ nickt und starrt das Bild an. »Mein Gott«, sagt er, »die war noch so jung …«
    »Seit wann war sie bei Ihnen?«, frage ich.
    »Seit zwei Wochen«, sagt er. »Sie hatte gestern ihren ersten richtigen Auftritt. Großes Talent an der Stange.«
    »Sie hätte fürs Abi lernen sollen, statt hier halbnackt auf der Bühne rumzuturnen«, sagt der Calabretta.
    »Man kann bei mir gut verdienen«, sagt der Typ, »die

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