Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)
»Geht’s wieder?«
Er nickte stumm.
»Was ist mit dir?«, fragte sie besorgt.
Er schüttelte nur den Kopf und er hatte die ganze Zeit nicht ein einziges Mal
hochgesehen.
Aeneas‘ Stimme war zu vernehmen. »Adrian, ich würde mich gern noch etwas
frisch machen. Kannst du mir helfen?«
Der nickte automatisch und erhob sich langsam. Schweigend half er seinem
Ringlord auf die Füße und begleitete ihn vor die Höhle.
»Ich könnte helfen gehen«, erklärte Karem mit ungeahntem Eifer. »Mein Bein
tut dank Annas Heilkunst gar nicht mehr weh.«
Erma hielt ihn zurück. »Nein, ich glaube nicht, dass du Adrian jetzt helfen
kannst.«
»Adrian?«, fragte er total verblüfft.
Sie nickte ihm freundlich zu. »Ich könnte mir vorstellen, dass das etwas länger
dauert. Wir sollten schon ohne sie essen.«
Karem verstand die Welt nicht mehr. Nach dem Essen suchten sich alle einen
geeigneten Schlafplatz. Er kroch zu Anna und stieß sie leicht an.
Sie öffnete müde die Augen. »Du? Ist das jetzt schicklich?« fragte sie lächelnd.
»Kann ich mit dir reden?«, fragte er leise zurück. Sie nickte.
»Was fehlt denn Adrian?«, kam er sofort zum Kern der Sache.
Anna verdrehte die Augen. »Das ist doch wohl klar! Er macht sich Sorgen.
Einerseits um Erik, der auf uns wartet.« Sie sah ihn an und lächelte. »Er ist sein
bester Freund, weißt du? Andererseits sorgt er sich um Aeneas. Adrian kommt aus
einer echt bescheuerten Familie: lauter komische Heilige! Der Ringlord ist seit
langem so etwas wie eine Ersatzfamilie für ihn. Was ist, wenn er das Tempo nicht
durchhält? Er kann sich schließlich kaum auf den Füßen halten. Der Kampf heute
war übel, die Pfeile sind fast ausgegangen. Noch so einen Angriff stehen wir nicht
durch. Wenn Erma und ich so viel Kampfzauber produzieren müssen, können wir
auch unsere Heil- oder Schutzzauber im Notfall nicht mehr anwenden. Und dann
denk mal an die letzten Tage. Adrian hat einige Entscheidungen getroffen, die ihm
garantiert überhaupt keinen Spaß gemacht haben. Jetzt ist er einfach fertig.« Sie
machte eine kurze Pause. »So cool, wie er immer tut, ist er nämlich nicht. Du solltest
nun schlafen! Aeneas kriegt ihn schon wieder hin, wenn er nicht mitten drin
einschläft.« Sie gähnte herzhaft.
»Und du? Was ist mit dir?«, wollte er leise wissen. »Machst du dir keine
Sorgen?«
»Doch«, gab sie sofort zu. »Aber ich hatte meine Nervenkrise schon heute
Morgen. Mehr als eine pro Tag billigt Aeneas uns nicht zu.«
Sie lachte auf, als sie Karems entsetztes Gesicht sah. »Das war ein Scherz. Ich
bin nur einfach viel zu müde, um mir noch Sorgen zu machen. Jetzt schlaf! Morgen
wird ein schwerer Tag werden.« Sie rollte sich zusammen und schloss die Augen.
Er zog sich nachdenklich zurück. Er hatte auch Angst, aber eigentlich mehr um
sich selbst und ein wenig um Suni. Adrian hatte er immer für einen selbstgefälligen
Typen gehalten. Jetzt sah er einige Dinge anders.
Die beiden Begleiter kamen wieder in die Höhle.
»Ich will mal hoffen, dass die uns was vom Essen übrig gelassen haben«, flüsterte
der Custor.
»Gerrit ist ja nicht hier. Da stehen die Chancen gut«, antwortete Aeneas grinsend.
Erma reichte dem Jungen eine kleine Schüssel und Brot, ihrem Verlobten Brot
und einen Becher. »Brühe mit stärkenden Kräutern«, erklärte sie freundlich.
»Sag mal, hast du eigentlich Spaß daran, mir ewig dieses widerliche Zeug anzudrehen?«,
knurrte der. »Hast du das selbst schon mal probiert?«
»Nein!«, gab sie schulterzuckend zur Antwort. »Es riecht so eklig.«
Adrian kicherte leise.
Aeneas ließ fast den Becher fallen und erklärte voller Entrüstung: »Das
schmeckt auch so. Was ich hier alles mitmachen muss, das glaubt kein Mensch.«
»So toll ist der Eintopf auch nicht«, tröstete der Junge mit einem Blinzeln.
Eine Weile war es still, dann wünschte er: »Gute Nacht, euch beiden!« Er hatte
sich kaum hingelegt, als ihm die Augen zufielen.
Aeneas ließ sich umgehend mit einem »Himmel, bin ich müde!« gegen seine
Verlobte sinken.
Die lehnte sich an den Felsen, bettete seinen Kopf in ihrem Schoß, massierte
sanft seine Schläfen und flüsterte: »Dann schlaf jetzt, mein lieber Schatz.«
Offensichtlich tat der Schatz das schon.
Kapitel 19
Ein paar Minuten hatten Holly und Gerrit einfach eng umschlungen auf dem
Boden gesessen.
Dann erhob er sich. »Komm, wir müssen weiter! Wir können nicht hierbleiben.«
Sie
stand auf und nickte
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