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Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Titel: Rhanmarú - Das tote Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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stumm. Ohne ein Wort gingen sie durch den engen
Gang.
    Er hatte Mühe, sich zu konzentrieren, weil er ständig an Lennart denken
musste.
    Sie schluchzte immer wieder auf. Gerade dachte sie daran, wie sie alle so
furchtbar gelacht hatten über Gerrits nackigen Herrn. Jetzt schossen ihr bei dem
Gedanken nur noch Tränen in die Augen. Außerdem, ohne ihren Führer konnten
sie es vergessen, ihre Mission zu erfüllen. Sie rannte fast auf ihren Kameraden
drauf, der plötzlich stehen geblieben war.
    »Der Gang ist zu Ende«, erklärte er.
    »Was heißt das?«, fragte sie. »Sind wir in einer Sackgasse?«
    »Nein, direkt vor mir geht es entweder steil nach oben oder steil nach unten.
Und steil nach oben kannst du vergessen. Es geht also wieder abwärts. Wir rennen
im Kreis. Irgendwann enden wir dabei vermutlich auch als Skelett. Tolle Aussicht!«
    »Haben
wir eine Wahl?« Sie zuckte die Schultern.
    Er schüttelte den Kopf und betrat den engen Gang nach unten. Er war so steil,
dass beide nach kurzer Zeit auf dem Rücken in die Tiefe rutschten.
    »Das kommt mir bekannt vor«, schrie Gerrit und landete unversehens auf dem
Bauch.
    Holly prallte auf seinen Rücken. »Mir auch«, keuchte sie.
    Der Schein der Fackeln bestätigte es. Sie befanden sich wieder in dem Raum
mit den zwei Türen. Wie beim ersten Mal waren die Türen geschlossen und die
farbigen Skelette tauchten auf. Die bekannte Farbkombination öffnete wie zuvor
die rechte Tür.
    Holly sah ihn achselzuckend an. »Dann los! Gehen wir gemeinsam.«
    Sie betraten Hand in Hand den Gang. Hinter ihnen fiel die Tür ins Schloss. Vorsichtig
gingen sie weiter.
    »Wo bleiben denn die Messer rechts und links?«, fragte er nach einiger Zeit.
    »Wir können uns doch nicht verlaufen haben«, überlegte sie laut.
    »In einem Gang verlaufen? Glaubst du, er ist durch die Wand oder was?« Er
wedelte zum Zeichen dafür, dass er seine Begleiterin für verrückt hielt mit der
Hand vor dem Kopf.
    Das Wort »er« hatte sie wieder in Gang gesetzt. Immer häufiger hörte er ihr
Schluchzen und Schlucken.
    Egal, wie oft er sie ansprach, er erhielt keine Antwort. Er fühlte sich schon
elend genug, auch ohne das ständige Wimmern. So einsam war er sich noch nicht
einmal vorgekommen, wenn er ganz allein gewesen war. Er merkte, wie sein Spürsinn
darunter litt.
    Wenige Meter weiter warf er sich plötzlich auf den Boden und wälzte sich stöhnend
hin und her. »Warum hast du nicht gesagt, dass die Messer unsichtbar sind?«,
keuchte er. »Oh, das tut weh. Bleib bloß weg! Oh, oh, oh!«
    Sie schlug die Hand vor den Mund. »Oh, nein! Das wusste ich nicht. Das hat er
nicht gesagt. Guter Gott, wo bist du verletzt? Sag doch was!«
    Sie ging unschlüssig ein paar Schritte vor. Konzentriert starrte sie an die Wände
rechts und links. Dann beäugte sie den sich windenden Jungen. »Ich kann deine
Verletzung nicht sehen.«
    »Sie sind auch unsichtbar. Oh, mein Gott!«, stöhnte er.
    »Waaas?«, schrie sie und packte den Begleiter an den Schultern.
    Sie schüttelte ihn und brüllte: »Du bist doch der verblödetste Vollpfosten, den
ich kenne. Wie konntest du mir nur solche Angst einjagen? Bist du irre? Ich könnte
dich glatt durchprügeln.«
    »Mach ruhig!«, forderte er sie mit einem feuchten Blinzeln auf. »Aber hör auf
zu schluchzen! Schrei oder hau ein bisschen rum, dann weiß ich wenigstens, dass
du in der Nähe bist. Allein krieg ich nämlich langsam Angst.« Er sah sie kläglich
an. »Wenn du hauen willst, bitte nicht so doll. Ich bin sehr jung.«
    Sie starrte ihn an und schloss ihn lächelnd in die Arme. »Ich hab dich lieb, und
du hast ja recht.«
    Sie halfen sich gegenseitig hoch.
    »Aber merk dir: Noch einmal so ein Ding und ich mach dich fertig«, drohte sie.
»Ohne jede Rücksichtnahme auf deine Jugend.«
    »Echt?«, fragte er mit großen Augen.
    Sie schubste ihn vorwärts.
    Weiter ging es.
    »Feuer gibt es hier auch nicht!«, bemerkte er gerade, als er am Ende des
Ganges eine Tür sah.
    »Soll ich mal raten? Da gibt es auch kein Schachbrettboden«, mutmaßte er.
    Die Tür ließ sich leicht öffnen. Das Erste, was ihm auffiel, war der Schachbrettboden.
Jedes Feld war vielleicht einen Quadratmeter groß.
    Holly keuchte neben ihm: »Lennart!«
     
     
    Die Nacht war schneller rum, als ihnen lieb war. Adrian erwachte vom Duft
gerösteten Brotes. Bis auf Aeneas, der augenscheinlich auch gerade aufgewacht
war, waren schon alle auf den Beinen.
    Karem fragte leise:

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