Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)
erklärte: »Das war´s! Was ihr unbedingt vergessen
solltet, war meine familiäre Beziehung zu Karon. Ich hoffe, die bleibt auch
unter uns.«
Die Freunde mussten offensichtlich zunächst das Gesehene erst einmal verdauen.
Eine Weile war es totenstill.
»Ach, deswegen konntest du die Dämonen vertreiben. Nun verstehe ich«, brach
Lennart das Schweigen.
»Mit der Herkunft würde ich auch nicht gerade hausieren gehen. Klar bleibt das
unter uns«, versicherte Adrian sofort. Die Kameraden nickten sämtlich.
»Wenn jetzt Dämonen kommen, könntest du die dann einfach vertreiben?«,
wollte Gerrit wissen.
Aeneas überlegte kurz. »Ich fürchte, nein. Aber hier gibt es vermutlich keine,
allerhöchstens ein paar Drachen.«
Erma und Suni wunderten sich gemeinsam über das allgemeine Gelächter, das
diese Äußerung hervorrief.
Die Jugendlichen mussten die »neuen Erinnerungen« erst einmal ausführlich
besprechen und redeten alle durcheinander.
Erma beugte sich unterdessen zu Aeneas und fragte leise: »Warum hast du
ihnen die gesamte Erinnerung wiedergegeben? War das klug?«
Ihr Verlobter lächelte sie sanft an. »Sie haben sich auf Rantaris wirklich wacker
geschlagen. Der Glaube an die eigene Stärke kann bei der uns bevorstehenden
Reise nur von Vorteil sein.«
»Ich hatte eher den Eindruck, die Erinnerung hat ihnen Angst eingejagt«, erwiderte
sie und erhielt die umgehende Antwort. »Auch das kann von Vorteil sein.«
Erma dachte darüber nach, fuhr dann aber erschrocken zusammen, weil Adrian
plötzlich laut auflachte.
Erik sah ihn fragend an. »Sag an, was gibt´s Komisches?«
Der erklärte immer noch kichernd: »Ich hab gerade über Rantaris nachgedacht.
Und jetzt bin ich da angekommen, wo Großmutter van Rhyn ihre kleine Flasche
hervorholte. Wie es so zischte und rauchte.« Er lachte erneut laut auf. Die anderen
fielen in das Gelächter ein.
»Aeneas‘ Gesicht, als sie sagte, es sei nur ein Scherz. Es war zu göttlich«,
stimmte Anna zu.
Gerrit grinste. »Von der alten Dame kann selbst Adrian noch was lernen. Die
hat‘s wirklich drauf.«
»Schön, dass ihr alle euren Spaß hattet«, bemerkte der Ringlord trocken und
rieb unwillkürlich die feinen Narben am rechten Handgelenk. »Ich fand das gar
nicht so witzig.«
»Echt nicht?«, prustete Anna. Erneut brandete Gelächter auf.
Erma strich ihrem Verlobten tröstend über die Wange. Hätte sie dabei nicht so
offensichtlich Mühe gehabt, ein Lachen zu unterdrücken, hätte der den Trost vielleicht
gern angenommen. So schnitt er ihr nur eine Grimasse.
Holly wischte sich die Tränen ab, bevor sie sprach: »Wie sie da so winzig klein
stand und die Ringlords als Esel und Idioten bezeichnete, und keiner traute sich,
etwas zu sagen. Das war zu schön.«
Lennart sah Aeneas mit spitzbübischem Lächeln an. »Du hast echt Schiss vor
der alten Dame, oder?«
Sein Freund zuckte die Schultern. »Schiss würde ich nicht gerade sagen.«
»Nein? Was würdest du denn sagen?«
Der Ringlord überlegte eine kurze Weile und grinste dann. »Panik! Aber jetzt
sollten wir uns endlich Ruhe gönnen.«
Unter Gelächter wurden die Schlafsäcke ausgepackt.
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Kapitel 6
Aeneas ließ die Jugendlichen am nächsten Tag ausschlafen. Zur größeren Eile
sah er keinen Grund. Auch mit dem Frühstück ließ man sich Zeit. Der Ringlord
stellte erstaunt fest, dass er anscheinend der Einzige war, der sich Sorgen über die
bevorstehende Wanderung machte.
Die allgemeine Stimmung unter allen anderen war ausgesprochen gut, nur Suni
klagte über heftigen Muskelkater in den Beinen. Erma versuchte, ihr ein wenig zu
helfen. Die Heilerfähigkeiten konnten zwar einen Heilprozess beschleunigen,
sämtliche körperlichen Beeinträchtigungen allerdings nicht verschwinden lassen.
Aeneas blinzelte Suni fast boshaft an. »Da lernst du gleich, dass in der Praxis
einiges schwieriger ist als in der Theorie. Wir können nicht warten, bis du dich
erholt hast. Da musst du jetzt durch.«
Das Mädchen nickte beklommen.
Erik, Holly und Gerrit freuten sich, dass ihre Begleiter ihnen die bequemen
Trainingsuniformen, die sie selbst trugen, mitgebracht hatten. Zumindest kleidungstechnisch
fühlten sie sich so für alle Anforderungen gerüstet. Der Ringlord
war so vorausschauend gewesen, auch Kleidung für Suni und ihren Bruder zu
ordern. Als die in derselben Garderobe wie die Rhan in der Gruppe stand, strahlte
sie. Diese schwarze, ungewohnte Kluft machte sie zumindest
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