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Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Titel: Rhanmarú - Das tote Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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inmitten einer schneebedeckten, zerklüfteten Gebirgslandschaft stehen. Steile
Berge ragten in den dunklen Himmel. Tannen knarrten unter der Last des Schnees.
Der Weg, der sich durch das Gebirge schlängelte, war nicht sehr breit.
    »Krass!«, staunte Gerrit.
    »Es ist ganz still«, bemerkte Anna. »Ich höre gar keine Stimmen mehr. Holly,
hast du dich geirrt?«
    Die zuckte bekümmert die Schultern.
    »Also, unter der Erde hätte ich vielleicht mit Feuer gerechnet, aber nicht mit
Schnee.« Erik schüttelte verwundert den Kopf.
    Alle zogen an den Schnüren, die Luft in die Zwischenräume der Kleidung
pumpte und sie zu Winterkleidung werden ließ. Adrian half Suni bei der Vorbereitung
auf winterliche Temperaturen, und die verlor den letzten Zweifel daran, dass
ihnen etwas zustoßen konnte.
    Der Ringlord sah sich schon die Umgebung näher an. »Hier sind Spuren von
Menschen und Tieren. Seid wachsam! Custoren, nehmt die Bögen!«
    Langsam stapften sie durch den glitzernden, tiefen Schnee, in ihrer üblichen
Formation: Aeneas, gefolgt von Adrian und Gerrit vorn, Lennart und Erma ganz
hinten.
    Gerrit wies nach rechts. »Was ist das da? Sieht aus wie ein Mast, bewegt sich
aber. Hier ist irgendetwas Lebendiges in der Nähe.«
    Anna schrie auf. Ein Faden hatte sich um ihren Körper gewickelt und zog sie
rasend schnell in die Höhe. Andere Fäden erschienen aus dem dunklen Himmel
und peitschten auf die Gruppe ein. Aeneas, Erma und Lennart schleuderten
umgehend Blitze. Erik versuchte es mit Feuer. Adrian und Gerrit tauschten ihre
Bögen mit Schwertern und hackten auf die Fäden ein. Anna plumpste in den
Schnee. Sie musste sich wegrollen, um nicht erneut gefangen zu werden. Sie schlugen
mit ihren Klingen auf die seltsamen Schnüre ein. Die ließen sich zwar leicht
durchtrennen, aber Neue kamen nach.
    Aeneas schleuderte einen Feuerball nach oben. Ein merkwürdiges Pfeifen
erklang. Der Himmel bewegte sich.
    Erik schluckte. Ein riesiger runder Torso mit etlichen Beinen wurde sichtbar.
Sie befanden sich unter dem Körper eines gigantischen Tieres, das stark an eine
Spinne erinnerte. Etwas tropfte aus dem Leib.
    »Dicht zusammen!«, brüllte Aeneas.
    Suni krümmte sich und schloss die Augen.
    Der Schutzschild vibrierte heftig.
    »Haltet alle ihn!«, kommandierte der Ringlord. »Ich lass jetzt los.«
    Eine Feuerwelle raste auf den runden Leib zu. Die Fäden verschwanden, das
Pfeifen wurde lauter, Schleim spritzte zischend auf den Schild, aber das Ding
bewegte sich von ihnen weg. Alle keuchten auf, als eines der Beine den Schutzschild
traf. Das Spinnentier krabbelte den Berg hinauf.
    »Irgendwelche Verletzten?«, wollte Aeneas wissen.
    »Zählt verletzter Stolz auch?«, fragte Anna zittrig. »Ich bin noch nie so unsanft
auf dem Hintern gelandet.«
    Der Ringlord lächelte sie freundlich an und klopfte ihr auf die Schulter. »Ich
hab deinen Blitz gesehen. Du hast dich vortrefflich gerächt. Das Ding ist nicht tot.
Also passt gut auf! Weiter geht’s«
    »Gut, dass er uns immer wieder sagt, dass wir aufpassen sollen. Ich würde es
sonst glatt vergessen«, grummelte Adrian. »Was sitzt du rum?«, fragte er Suni
tadelnd, die noch zitternd am Boden saß.
    »Ich bin so erschrocken«, stöhnte sie.
    »Du wusstest doch, dass es hier Bestien gibt«, ereiferte sich Erik. »Womit hast
du denn gerechnet? Mit Kampfdackeln?«
    Die Jugendlichen kicherten belustigt. Suni erhob sich eingeschüchtert.
    »Hört auf, rumzualbern!«, forderte Aeneas, konnte sich ein Grinsen allerdings
nicht verkneifen.
    »Wir passen auch dabei gut auf, mein Lord«, erwiderte Adrian freundlich
nickend und erhielt dafür einen Klaps an den Hinterkopf.
    Erik schüttelte sich. Es war gerade zwei Monate her, dass er solche Bestien
nicht nur aus blöden Filmen kannte. Jetzt machte er Witze, obwohl er dieselbe
Angst verspürte wie Suni. Er wäre jede Wette eingegangen, dass es allen so ging.
Doch wenn ein »Ich drück auf den Knopf und sitz zuhause im Sessel« nicht
funktionierte, waren Witzeleien hilfreich. Sie gaukelten eigene Überlegenheit vor.
Diesen Gedanken wollte er nicht vertiefen und sah nach vorn.
     
    Weiter ging es durch den knietiefen Schnee. Erik ertappte sich dabei, dass er
immer wieder nach oben schaute. Einige Stunden waren sie unterwegs, ohne auf
irgendwelche Lebewesen gestoßen zu sein.
    Suni sah Adrian an und flüsterte: »Eigentlich kann uns gar nichts passieren,
oder? Ich meine, wenn ihr mit diesem Riesenvieh vorhin

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