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Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Titel: Rhanmarú - Das tote Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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streiten.
    »Konntest du den Austausch nicht unbemerkt vornehmen?«, wollte er wissen.
    »Mein Reden«, stimmte sie prompt zu. »Das hab ich ihn auch gefragt. Aber er
prügelt sich ja lieber mit den Leuten rum. Höchstwahrscheinlich hat er angenommen,
dass er sie alle im Alleingang besiegen kann, weil er ja so ein großer Ringlord
ist. Was, nur hundert oder zweihundert Dragan? Kein Problem für einen van
Rhyn. Und jetzt sieh ihn dir an!«
    Lennart kicherte hinter vorgehaltener Hand.
    Sein Freund vermittelte den Eindruck, als würde er seine Verlobte am Liebsten
erwürgen. »Kannst du zumindest zugeben, dass es geklappt hat? Wir sind doch
draußen, oder?«
    Erma zuckte die Schultern und setzte eine gleichgültige Miene auf. »Ja, durch
Glück! Und geklappt hat es, wenn wir in Sicherheit sind. Im Moment haben wir
die Dragan im Rücken und das Feld der Illusionen vor uns. Keiner konnte es bisher
passieren. Aber du willst es einfach mal so schaffen, wenn ich dich richtig verstehe.«
    »Hab ich dir noch nicht erzählt, dass ich das auch kann? Ich bin ein großer
Ringlord«, erwiderte er bissig. »Und die können so etwas, zumindest die ganz
großen.«
    Sie keuchte auf und ging weg mit einem letzten kurzen, strafenden Blick
zurück.
    »Sie sorgt sich nur«, flüsterte Lennart lächelnd.
    Sein Freund nickte. »Ich weiß, ich mach mir ja selbst Sorgen. Wie sieht´s bei
euch aus?«
    »Also, die Wirkung der Droge lässt langsam nach. Zumindest kann ich wieder
einigermaßen klar denken, aber ich bin immer noch müde und schlapp. Die Arbeit
und die Prügel haben auch nicht gutgetan. Ich fühl mich, als wäre ich durch den
Wolf gedreht worden. Den anderen wird es ähnlich gehen. Holly und Suni sind
besonders schlimm dran. Ich fürchte, in der Verfassung werden wir so sehr weit
nicht kommen.«
    Aeneas nickte mit sorgenvoller Miene. »Es nützt leider nichts. Wir müssen jetzt
los. Die Dragan werden nicht ewig bei ihrer Versammlung sein.«
     
    Es war gar nicht einfach, die Jugendlichen zu wecken und zum Aufstehen zu
bewegen. Die Nachwirkung der Droge war stark. Das größte Problem war jedoch,
dass ihre betäubende Wirkung langsam nachließ. Suni sah wie ein Häuflein Elend
aus, Holly konnte ihren Rucksack nicht schultern und Anna starrte mit Schrecken
auf ihre Hände. Karem glaubte nicht, auch nur hundert Meter gehen zu können.
Erik nahm Holly schweigend den Rucksack ab und warf ihn sich über die Schulter.
Er wünschte sich umgehend, er hätte es nicht getan. Sein Rücken brannte wie
Feuer.
    Erma sah ihren Verlobten an. »Glaubst du wirklich, wir kommen so weiter?«
    Aeneas sah sie nicht an. Er musterte seine Schützlinge eingehend, beantwortete
jedoch ihre Frage: »Das werden wir wohl müssen. Wir haben Glück, dass wir so
weit ohne Verfolger gekommen sind. Irgendwann werden sie aber kommen und sie
sind garantiert schneller als wir. Willst du es auf einen Kampf ankommen lassen?
Ich nicht!« Er hatte so laut gesprochen, dass auch seine Begleiter ihn verstehen
konnten.
    »Schön, dass du wieder unter uns weilst«, maulte Adrian. »Du bist immer so
aufbauend. Komm, Suni, ich helfe dir.«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Ich kann kein Stück weitergehen. Ich kann
ehrlich nicht mehr. Mir tut alles weh.« Sie zitterte am ganzen Körper.
    Bevor Adrian etwas sagen konnte, trat Aeneas zu ihr. Er legte ihr die Hand
unter das Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Wenn du nicht weitergehst, werden
die Dragan dich finden. Da sie keine Drogen mehr haben, werden sie dich mit
anderen Mitteln zwingen zu arbeiten. Wenn dir jetzt schon alles wehtut, überlege,
wie es dir in ein paar Tagen gehen wird. Die Dragan sind überhaupt nicht zimperlich,
kann ich dir sagen. Wir müssen weiter. Keiner von uns ist im Moment in der
Lage, dich zu tragen. Entweder du kommst mit, oder du bleibst hier.«
    Er wandte sich ab und befahl: »Lennart, du gehst vor. Ich geh als Letzter.«

    Es wurde ein schweigsamer Marsch. Adrian hatte Sunis Rucksack genommen.
Erma unterstützte sie. Holly taumelte immer mehr. Erik sah sich kaum in der Lage,
ihr sehr zu helfen. Auch er hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Gerrit, Anna
und Karem stolperten nur noch vor sich hin. In der Ferne hörten sie das Geschrei
der Dragan. Man verfolgte sie.
    »Weiter!«, kommandierte der Ringlord zum x-ten Mal mit ruhiger Stimme.
    Hätte Erik sich zu einer solchen Anstrengung in der Lage gesehen, hätte er ihm
gern seinen Rucksack an den Kopf

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