Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)
befreite sich von Karem, sank dann selbst zusammen und fragte ihren
Verlobten mit kratziger Stimme: »Hier ist Magie, ich kann aber selbst noch keine
anwenden. Sollen wir nicht etwas weiter gehen? Vielleicht kann ich dann heilen?«
Er schüttelte den Kopf. »Das ist keine weiße Magie, das ist etwas anders. Wir
bleiben. Hoffen wir einfach, dass die Dragan nicht wissen, dass es so was wie ein
Randgebiet gibt.«
»Und wenn doch?«, gab sie zu bedenken.
»Dann kann ich es auch nicht ändern«, erwiderte er müde und ließ sich fallen.
Kapitel 11
Erik erwachte. Ihn fröstelte. Feuchtigkeit drang durch seine Kleidung. Er öffnete
die Augen. Nebel waberte über ihn hinweg. Er wusste nicht, wo er war,
konnte nichts erkennen, hörte nur eine leise Stimme. Holly rief ihn, drängend, flehend.
Sie hatte doch neben ihm gelegen. Er kroch auf sie zu. Weit konnte sie nicht
sein. Der Nebel war so dicht. Er konnte nicht die Hand vor Augen sehen. »Erik«,
hörte er ihre verzweifelte Stimme. »Wo bist du?«
»Ich komme«, raunte er und robbte schneller. Der Nebel lichtete sich ein wenig.
Er sah sie vor sich sitzen und fasste ihre Hand. Eine Spinne kroch aus ihrem Mund.
Ihn packte das Entsetzen. Bevor er etwas sagen oder tun konnte, löste Holly sich
vor seinen Augen in eine Vielzahl von Krabbeltieren auf. Dicke handtellergroße
Spinnen mit haarigen Beinen und große Käfer krabbelten auf ihn zu. Er wollte sich
bewegen, aber Beine und Arme fühlten sich an wie gelähmt. Die Tiere hüllten ihn
ein. Sie waren auf seinen Armen und auf seinem Körper. Schweiß brach ihm aus
allen Poren. Er fühlte, wie sie unter sein Hemd krochen. Eine Spinne kroch an
seinem Hals empor, erreichte sein Gesicht. Er schrie. An seinem Körper fühlte er
Einstiche. Sie brannten höllisch. Sein Hemd färbte sich rot. An seinen Händen sah
er Blasen wachsen. Sie zerbarsten und Blut tropfte auf den Boden. Sein Gesicht
schwoll an, seine Lippen platzten auf. Er konnte nicht aufhören zu schreien.
Eine Riesenspinne legte von hinten zwei Beine um ihn. Er spürte ihren Atem
im Nacken. Er wehrte sich, stieß mit den Ellenbogen und hörte ein Stöhnen. Die
Spinne packte fester zu, seine Arme an den Körper gepresst, und zog ihn unbarmherzig
weiter. Er verlor das Bewusstsein.
Aeneas zog ihn aus dem Nebel.
»Was ist mit ihm passiert?«, fragte Erma.
»Nichts! Nur eine Illusion«, beruhigte er.
Sie befanden sich nach wie vor im Randgebiet, in dem sie einige Stunden
geschlafen hatten. Nebelschwaden über ihnen, grauer Sand unter ihnen. Die Dragan
hatten nicht gewagt, das Feld zu betreten und ihre Suche anscheinend vorerst
eingestellt.
Die Jugendlichen saßen dicht aneinandergeschmiegt und versuchten, sich
gegenseitig zu wärmen. Aus Angst vor Entdeckung war kein Feuer entfacht
worden. Der Schlaf hatte kaum Erholung gebracht. Sie fühlten sich zerschlagen,
völlig am Ende ihrer Kräfte und bar jeder Hoffnung auf baldige Erlösung. Sie
konnten nicht zurück, und Eriks Schreie im Nebel hatten ihnen gezeigt, dass es
offensichtlich auch kein vorwärts gab.
Erik erwachte, streckte sich stöhnend und blickte verstört um sich. »Wo sind die
Spinnen?« Er erschauerte und sah an sich herunter. »Es war alles voller Spinnen
und Käfer. Sie haben mich gestochen und ich blutete.«
»Es war nur eine Einbildung«, erklärte der Ringlord und drückte seine Schulter.
»Es ist alles okay!«
»Ich war im Nebel und hatte nur einen Traum?«, fragte er.
»Dafür wirkte es aber sehr real.« Seine Stimme hatte einen schreckerfüllten
Klang. Erstaunt hörte er dann Ermas Bericht über seine Rettung zu und bedankte
sich artig bei Aeneas, allerdings nicht, ohne sich erneut kräftig zu schütteln.
Der Ringlord betrachtete die mutlose Gruppe um sich herum. Er konnte sich
nicht daran erinnern, dass seine jugendlichen Mitstreiter einmal so lange geschwiegen
hatten. Er wollte gerade etwas sagen, als Adrian das Schweigen brach.
»Ich frag einfach mal so: Was machen wir jetzt? Ich benötige dringend einen
Heiler, was zum Essen, ein Bad und ein Bett, und zwar in dieser Reihenfolge. Über
die letzten beiden Punkte könnte ich diesbezüglich diskutieren.«
»Wir müssen schnellstens durch das Nebelfeld«, antwortete Aeneas. »Hier
werden wir keinen deiner Programmpunkte erfüllen können. Bleibt die Hoffnung,
dass es jenseits des Nebels anders ist.«
»Und wie soll das gehen?«, wollte Lennart wissen.
»Du hast doch gerade gesehen, dass ich
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