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Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Titel: Rhanmarú - Das tote Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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geworfen.
    Adrian konnte sich entgegen seiner üblichen Gewohnheit zu keiner Bemerkung
aufraffen. Bezeichnend für seine schlechte Verfassung war, dass ihm noch nicht
einmal eine einfiel.
    »Es kann nicht mehr weit sein, bis wir das Feld der Illusion erreichen«, versuchte
Lennart, sie aufzumuntern. »Ich spüre die Magie immer stärker.«
    Erik merkte, wie ihn langsam die pure Verzweiflung ergriff. Seine Beine zitterten,
dass er bei jedem Schritt dachte, er würde zusammenbrechen. Statt der zierlichen
Holly glaubte er, ein Pferd zu stützen, und sein Körper brannte überall. Am
liebsten hätte er laut geheult. Er konnte noch nicht einmal sagen, was ihn überhaupt
aufrecht hielt.
    Holly fiel auf die Knie und schluchzte auf. »Es tut mir leid, aber ich kann nicht
mehr. Ihr müsst ohne mich gehen. Mehr geht einfach nicht.«
    Erik sah sie an, unfähig zu helfen. Erma blieb sofort stehen und ließ die fast
ohnmächtige Suni zu Boden sinken. Sie selbst keuchte ebenfalls und hockte sich
hin. »Wenn ich mich setze, komm ich bestimmt nicht wieder hoch«, klagte sie.
»Und das Mädchen ist völlig hinüber.«
    »Sollen sie mich doch opfern. So schlimm kann das nicht sein«, seufzte Gerrit
kläglich.
    »Glaub ich auch allmählich«, hauchte Anna. Karem brach zusammen.
    Lennart drehte sich mühevoll um. Aeneas kam zu ihm. »So schaffen wir es
nicht. Kannst du Holly nehmen? Du weißt, wie ausdauernd und stark sie ist. Wenn
sie sagt, sie kann nicht mehr, kann sie wirklich nicht mehr.«
    Sein Adjutant hätte fast gelacht. Er war froh, sich selbst auf den Beinen halten
zu können.
    Sein Freund sah ihn beschwörend an und flüsterte: »Die Dragan sind schon
ziemlich nahe. Eine zweite Chance kriegen wir nicht. Es geht nicht anders. Bitte.«
    Lennart sah ihn bohrend an und erwiderte tonlos: »Versuchen wir es.«
    Er ging zurück und ließ sich von Erik helfen, Holly über die Schulter zu legen.
Es war gar nicht einfach. Beide waren völlig entkräftet. Holly konnte sie kaum
unterstützen und beteuerte leise, man soll sie liegenlassen, sie würde ohnehin bald
sterben. Ihr Trainer lehnte dieses Ansinnen kategorisch ab, schwankte aber bedrohlich
unter seiner Last. Lange konnte das auf keinen Fall gut gehen.
    Erik presste seine Lippen zusammen. Die Anstrengung, Holly hochzuheben,
hatte ihn an den Rand seiner physischen Möglichkeiten gebracht. Er sah weiße
Punkte vor den Augen flirren und zitterte.
    Aeneas zog Karem auf die Füße. »Komm Junge, es ist nicht mehr weit!«
    Der stand wackelig auf den Beinen und starrte ihn an. Der Ringlord ging zu
Erma, legte ihr die Hand auf die Schulter und drückte sie aufmunternd. »Hilf Gerrit
und Karem ein bisschen. Ich nehme die Kleine.«
    Sie half ihm kommentarlos, die ohnmächtige Suni über seine Schulter zu legen.
Karem ließ sich von Erma stützen. Gerrit schüttelte wortlos den Kopf und stolperte,
genau wie Anna, Adrian und Erik allein weiter.
    Die Stimmen kamen näher. Bedrohlich laut klangen sie in den Ohren.
    »Nur immer weiter gehen«, predigte Aeneas.
    Erik stolperte und fiel fast. Anna hielt ihn am Arm fest. Keiner sprach ein Wort.
    »Es ist nicht mehr weit«, hörten sie die Stimme des Ringlords. »Einfach nur
weitergehen!«
    Als wenn das so einfach wäre, dachte Erik. Adrians Grummeln sagte ihm, dass
der genauso dachte. Für die Umgebung hatte er schon seit Stunden kein Auge mehr
gehabt. Er hätte nicht einmal sagen können, ob sie noch durch einen Wald gingen.
Sein Blick klebte am Rücken seines Trainers, und auch der verschwamm langsam.
Immer häufiger knickten die Beine unter ihm weg. Sein Kopf schien nur lose auf
den Schultern zu sitzen.
    Lennart wusste nicht, ob er jubeln oder verzweifeln sollte. Vor ihnen lag das
berüchtigte Feld der Illusionen. Niemand hatte es je wieder gesund verlassen,
hatten die Dragan voller Angst und Ehrfurcht erzählt. Er blieb stehen und wartete
darauf, dass der Rest der Truppe sich einfand.
    »Und jetzt?«, fragte er und starrte in den wabernden Nebel.
    »Ich geh rein«, erwiderte der Ringlord, ließ Suni relativ unsanft auf den Boden
sinken und ging an ihm vorbei.
    Er erschien Sekunden später. »Kommt weiter! Hier am Rand scheint es
ungefährlich zu sein. Ich spüre jedenfalls nichts.«
    Sie betraten den Nebel. Alle hielten in Erwartung von etwas Schrecklichem die
Luft an. Nichts geschah!
    »Pause«, erklärte Aeneas.
    Alle sackten zu Boden. Lennart rollte Holly herunter. Er war völlig fertig und
fiel fast um.
    Erma

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