Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)
setzte sich mit bleichem Gesicht zurück und atmete tief durch. »Der Alte
wird keine Genugtuung bekommen und er wird Erik nicht zu Tode ängstigen.
Nicht, solange ich das verhindern kann.« Er steckte seine Hände in die Taschen,
bevor jemand sehen konnte, wie sie zitterten.
»Du bist ausgesprochen grob und herzlos«, tadelte Ailina und sah ihn vorwurfsvoll
an.
Adrian fühlte sich ohnehin schlecht und zuckte leicht zusammen.
Erma sah von ihrer Untersuchung des Ringlords auf. »Du hast recht. Genau das
hätte Aeneas gewollt. Der Alte darf Erik nicht noch weiter unter Druck setzen. Und
vielleicht gibt dieses Ungeheuer seine Attacken ja auch auf, wenn sie nicht den
gewünschten Erfolg bringen. Du hast sehr überlegt gehandelt.«
Er fühlte sich keinen Deut besser, konnte nicht in Aeneas‘ Richtung sehen und
stand mit weichen Knien auf.
Karem kam mit dem durchgegangenen Jago wieder und warf ihm einen tadelnden
Blick zu.
Anna legte ihrem Freund die Hand auf den Arm. »Das hast du gut gemacht. Ich
hab das vorhin nicht so gemeint. Ich war nur so erschrocken, ich hätte das
bestimmt nicht gekonnt.«
»Ich auch nicht«, gab er heiser zu, und sie strich ihm sanft über die Wange.
»Wie sieht es aus?«, fragte Ailina. »Hat dieser Junge großen Schaden angerichtet,
oder können wir weiter?«
Anna sah sie mit vor Zorn blitzenden Augen an. »Wenn jemand Schaden
angerichtet hat, dann ja wohl der Drache. Adrian hat damit nichts zu tun. Wie kann
man nur so gemein sein?«
»Das frage ich mich seit geraumer Zeit«, erklärte Karem mit einem Blick auf
den Custor.
Der zog arrogant die Augenbrauen hoch. »Es ist ja erfreulich, dass du langsam
damit beginnst, Handlungen zu hinterfragen.«
Anna zog ihn weg. »Lass gut sein! Aeneas wäre sehr zufrieden mit dir, und wir
wollen es ja gar nicht jedem recht machen, oder?«
»Adrian, kommst du?«, bat Erma in diesem Augenblick. »Du musst mir helfen,
ihn wieder in den Sattel zu setzen. Anna, halte das Tier unten!«
Er kam nur ungern der Aufforderung nach. Zögernd näherte er sich dem Ringlord.
Sie sah ihn mitfühlend entgegen. »Sieh nicht so unglücklich drein! Sein Fieber
ist viel zu hoch. Er bekommt gar nichts mit. Und du hast wirklich richtig gehandelt.«
Er nickte. Sie konnten erzählen, was sie wollten, er fühlte sich wie ein Monster.
Er hatte nur plötzlich Eriks totenbleiches Gesicht bei der ersten Demonstration des
Drachenmeisters vor sich gesehen.
Sie zogen ihren Freund hoch und bugsierten ihn mit großer Anstrengung auf
den Jago.
»Wir müssen unbedingt weiter. Ohne Magie wird es bald eng. Seine Temperatur
steigt wieder«, erklärte Erma.
Ailina sah sie verdrießlich an. »Wir kommen gleich auf einen engen Bergpass.
Wenn es da noch einmal zu einem Abwurf kommt, habt ihr nicht die geringste
Chance.«
»Wenn wir nicht bald Magie anwenden können, hat er die ohnehin nicht mehr«,
erwiderte sie düster. »Also los!«
Lynnea führte ihre Begleiter durch eine enge Schlucht, die von zerklüfteten
Bergen begrenzt wurde. »Ich kenne den Weg. Ich bin ihn aber noch nie geritten.
Wir meiden diese Gegend, weil sie gefährlich ist«, erklärte sie.
»Ich mag keine gefährlichen Gegenden.« Gerrit schüttelte sich. »Lasst uns ganz
schnell reiten.«
»Keine Angst, Kurzer! Ich hab strickten Befehl von Adrian, auf dich aufzupassen«,
beruhigte Lennart ihn.
»Echt? Der ist richtig nett, wenn er nicht da ist.«
Holly lachte auf. »Du verstehst dich auf Komplimente.«
Sein Trainer schüttelte schmunzelnd den Kopf und sah dann Lynnea an. »Sag
mal, habt ihr viele Gestaltwandler hier«, fragte er interessiert.
»Nein! Sie wurden alle in den Nebel getrieben. Man hielt sie für böse Zauberer.
Damian ist der Einzige, der noch lebt. Er wurde als Baby von unserer Dienerin
gefunden und wuchs mit uns auf. Ailina hat irgendwann durch Zufall seine Gabe
entdeckt. Da wir ihn gut leiden können, haben wir es für uns behalten. Er zeigt sich
dafür erkenntlich, indem er uns hin und wieder blöde Verpflichtungen abnimmt. Er
hat sogar schon Heiratsanträge für Ailina abgelehnt, weil er das viel diplomatischer
kann als sie selbst.«
Alle lachten. Lennart wollte gerade etwas sagen, als Gerrit plötzlich anhielt. Er
sah konzentriert um sich herum und zeigte nach rechts oben. »Da ist irgendetwas
Merkwürdiges. Keine Ahnung was, aber es folgt uns.«
Sie starrten die Felswand hoch.
»Ich kann nichts entdecken«, flüsterte Holly.
Lennart zuckte
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