Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)
samt des Zauberstabes und der magischen Barriere auf den Baum hinauf.
Gemeinsam kletterten sie in sichere Höhen, während die finsteren Wölfe jaulend und knurrend versuchten, sie zu erreichen. Ein Teil der Wölfe setzte Kentaro nach, der wiehernd allein in den Wald floh, während der übrige Teil der Meute um den Baum rannte und darauf hoffe, die Beute irgendwie erreichen zu können.
„Kentaro!“ Auriels Stimme war schrill, voller Panik. Die Hexerin ahnte, dass sie ihren geliebten Freund niemals wiedersehen würde.
Die blutigen Machtkämpfe unter den brutalen Tieren zwangen einige der Wölfe, selbst ihr Heil in der Flucht zu suchen, bis schließlich nur noch fünf Tiere unter den Ästen der Eiche lauerten.
„Wie schrecklich, Rhavîn!“, jammerte Auriel angewidert, als die grüne Energie um sie herum schwand und sie einen genaueren Blick auf die entstellten Tiere am Waldboden werfen konnte. „Diese finstere Magie verseucht die Tierwelt und die Pflanzen.“
„Das ist nicht ungewöhnlich“, entgegnete der Dunkelelf. Gelassen lud er neue Bolzen in die Teydraga. Nun, da er Auriel in Sicherheit wusste, war seine Angst verschwunden. Um sein Leben sorgte er sich nicht. Der Ni´kyrtaz wusste, dass er der Situation gewachsen war, die Riesenwölfe stellten nur eine unbedeutende Bedrohung für ihn dar. Wäre er allein gewesen, wären die Wölfe allesamt bereits tot, dessen war er sich sicher. „In meinem Volk ist es üblich, durch den Einsatz finsterer Magie neue Wesen zu schaffen. Diese werden meistens größer, grausamer und sind von abnormen Ausprägungen ihrer gewohnten Gestalt gekennzeichnet. Außerdem verleiht die dunkle Magie vielen Tieren eine höhere Intelligenz, ausgeprägte Instinkte und vor allen Dingen eine präzise Wahrnehmung. Diese Wölfe, in meiner Heimat nennen wir sie Têyl´Arhyn, was so viel wie Finsterwolf bedeutet, hätten uns von jedem Fleck dieses Waldes aus gewittert, selbst wenn sie nicht in unserer Nähe gewesen wären.“
„Wirklich?“ Auriel schauderte.
„Diese beeinflussten Tiere vermögen es, die magischen Energien im Erdboden, in Pflanzen und Lebewesen wahrzunehmen. Mithilfe dieses Sinnes spüren sie jedes Lebewesen auf, das sich in einem großen Umkreis aufhält.“
„Ich bin bloß froh, dass wir diesen Baum gefunden haben“, seufzte die Hexerin. Schwer atmend lehnte sich Auriel an den Stamm der Eiche, während sie sich müde auf einen der breiten Äste sinken ließ.
„Ich konnte spüren, dass dies der einzige Ort in der Nähe ist, der noch nicht von der finsteren Magie heimgesucht wurde. Ich weiß nicht weshalb, aber aus irgendeinem Grund kann der Baum diesen Einflüssen widerstehen. Das ist unser Glück, denn dadurch greift er uns nicht an, sondern ist ein völlig normaler Baum.“
„Ja, ein Glück.“ Auriel schloss dankbar die Augen. „Ich hoffe bloß, dass die Finsterwölfe bald fortgehen.“
„Ruhe dich aus, meine Liebe. Ich verspreche dir, dass sie fort sind, wenn du aufwachst.“ Rhavîn überprüfte, ob die Bolzen in seiner Waffe gut gesichert waren, bevor er die Armbrust in eine Astgabel legte.
„Danke. Ich hoffe, dass Kentaro nichts geschieht. Wobei ich befürchte, dass ...“ Auriel rang nach Luft. Sie hatte keine Kraft, sich ausdauernd um ihren Begleiter zu sorgen. Zu sehr vereinnahmte sie die Erschöpfung ihres Körpers.
Die Ruhe, die ihr Rhavîn versprochen hatte, kam ihr sehr gelegen. Obwohl noch immer einige der Wölfe um den Baum kreisten, vertraute sie so sehr auf den Schutz ihres Geliebten, dass ihre Angst allmählich verflog und sie zur Ruhe finden konnte.
Neunzehntes Kapitel: Schatten im Dunkel
Auriel erwachte, als sie plötzlich Rhavîns kühle Hand auf ihrer Schulter spürte.
„Wach auf!“, zischte der Dunkelelf kühl. Die Hexerin war sofort hellwach.
„Was ist?“, fragte. Noch im gleichen Atemzug warf sie einen Blick zu den Wurzeln des Baums, um sich zu vergewissern, dass die Dunkelwölfe tatsächlich fort waren.
Rhavîn hatte nicht zu viel versprochen. Rund um den Stamm des knorrigen Baums herum lagen die toten Leiber der Dunkelwölfe – allesamt durch gezielte Bolzenschüsse und tiefe Schnitte der Arinatu-Kéiy niedergestreckt. Erleichtert blickte Auriel zu dem Mann an ihrer Seite. Die junge Frau hoffte, dass er ihr nun sagen würde, wie ihre Reise weitergehen sollte.
Rhavîn stand direkt neben ihr auf einem der Äste, die Teydraga schussbereit in den Händen haltend. Das Gesicht angespannt blickten seine schwarzen Augen
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