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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
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das gewundene Horn durch einen letzten, kraftvollen Hieb abbrach und zu Boden fiel.
    Rhavîn erschauderte. Er presste die Zähne aufeinander. Um davon abzulenken, dass ihm erneut Tränen in die Augen schossen, brüllte er in seiner Verzweiflung laut auf und schleuderte das Schlachtbeil in den Wald hinein. Zitternd blieb er stehen, sein gesamter Körper bebte, seine Beine drohten zu versagen. Rhavîn mühte sich, den Brechreiz hinunterzuschlucken, der in seinen Rachen züngelte. Krampfhaft um Fassung ringend blickte er dann auf Nymion.
    ‘Ich mag dich, Rhavîn. Ich mochte dich bereits, als du Crâdègh nyr Vilothyl das erste Mal betreten hast’, waren die ersten Worte gewesen, die Rhavîn von seinem Gefährten gehört hatte. Schmerzhaft hämmerten sie in Rhavîns geschundenen Gedanken. Von dem Moment ihrer ersten Begegnung an waren die beiden unzertrennlich gewesen. Zunächst hatte Nymion den jungen Dunkelelfen vor dem Zorn seiner Widersacher geschützt und ihm das Leben in der Obhut des kaltherzigen Lhagaîlan daé Yazyðor durch Freundschaft und Wärme versüßt. Wenngleich im Laufe der vielen Jahre eine gleichberechtigte Freundschaft entstanden war, in der Rhavîn und Nymion füreinander eingestanden waren und sich gegenseitig beschützt hatten, hatte sich Nymion auch nach Jahrhunderten noch für Rhavîns Sicherheit verantwortlich gefühlt. Einst hatte er Lhagaîlan daé Yazyðor geschworen, den Sícyr´Glýnħ mit seinem Leben zu beschützen. Und auch, wenn der hohe Fürst der Dunkelelfen nicht sein Herr sondern vielmehr Vertrauter und Freund war, war Nymion ihm immer gefolgt.
    Er hat so viel für mich getan. Rhavîn schluckte. Ich hätte es sein müssen, der diesen Schwur erfüllt. Ich hätte für Nymion durch Qual und Feuer gehen und für ihn sterben müssen, nicht er für mich. Alles Schlucken und Räuspern half nichts, ein schmerzhafter Knoten schnürte ihm den hals zu. Rhavîns Atmung ging pfeifend.
    Schließlich bückte er sich, um das Stirnhorn vom Boden aufzuheben. Behutsam umfasste er es, als könnte es jeden Moment zerbrechen. Der Meuchelmörder spürte das Horn kalt in seiner Hand. Aus der Spitze des glänzenden Horns perlten helle, lila Funken und fielen zischend zu Boden. Rhavîn richtete sich wieder auf. Tränen glitzerten in seinen Augen, feuchte Linien malten helle Spuren auf seinem schmutzigen Gesicht. Er wandte sich an Auriel.
    „Nymion sagte mir, dass sein Horn die einzige Waffe wäre, mit der wir N’thaldur töten könnten. Falls er erneut auftauchen sollte, um uns zu verfolgen.“ Ungewohnte Härte schwang in Rhavîns Stimme, Auriel erschauderte. Wie ein Geflecht aus zuckender Magie umgaben Eiseskälte und Unnahbarkeit den Meuchelmörder. Doch seine Trauer versuchte die Mauer aus Kälte und Grausamkeit mit aller Macht zu schmelzen.
    Erneut traten Tränen in Rhavîns Augen. Der Dunkelelf zog geräuschvoll die Nase hoch. Er räusperte sich mehrmals, doch seine Tränen versiegten nicht. Rhavîns übertrieben harte Miene versuchte den Schmerz aus seinem Gesicht zu verdrängen, doch seine Augen verrieten den Sturm, der in seinem Inneren tobte.
    „Rhavîn ...“ Auriel spürte, welches Leid in ihrem Geliebten kochte, sie wusste, dass es ihn größte Überwindung gekostet hatte, das Horn von Nymions Stirn zu trennen.
    Rhavîn wandte sich ab. Er steckte das Horn liebevoll in seinen Gürtel. „Und er wird zurückkehren.“
    Auriel war erfüllt von Mitgefühl, doch versuchte sie, sich das nicht anmerken zu lassen. Sie wollte stark sein und Rhavîn eine Schulter zum Anlehnen bieten. Behutsam legte sie eine Hand auf seinen Rücken.
    „Rhavîn. Ist es dir recht, wenn wir aufbrechen?“
    Auriel hörte, wie Rhavîns Zähne knirschend übereinander rieben, fühlte die Anspannung, die durch seinen Körper zuckte.
    „Wenn du noch etwas Zeit brauchst, dann ...“
    Rhavîn fuhr herum. Seine schwarzen Augen funkelten Auriel entgegen. Für den Bruchteil eines Moments verspürte die Hexerin Angst. Dann ergriff Rhavîn ihre Hände. Seine Züge wurden weicher.
    „Wir müssen aufbrechen, Auriel. Die Zeit drängt.“
    „Lass uns unsere Sachen zusammensuchen.“ Die junge Frau zwang sich zu einem Lächeln. „Und dann vollenden wir deinen Auftrag!“
     
    Während Rhavîn und Auriel ihre Waffen suchten, sich am Fluss wuschen und ihre Kleider und Haare in Ordnung brachten, berichtete der Dunkelelf davon, was Nymion ihm kurz vor seinem Tod über N’thaldur erzählt hatte.
    Auriel war bestürzt über diese neue

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